Oesbern. Beim Highlight-Spiel gegen den S04 begleitete unsere Reporterin Antonia Mertens die SVÖ-Frauen und berichtet über Eindrücke aus der Kabine.
Mit der Veltins-Arena im Nacken warten die Spielerinnen des SV Oesbern auf den Anpfiff. Der Wind fegt über den Platz, aber die Regenschauer haben pünktlich zum Spielbeginn gestoppt. Der Gegner ist hochkarätig: der FC Schalke 04. Überwiegt bei so einem Spiel die Vorfreude oder die Aufregung? Ich war als Reporterin dieser Zeitung hautnah dabei und schildere Einblicke von der Seitenlinie und sogar aus der Kabine.
Um 15.30 Uhr, eineinhalb Stunden vor Anpfiff, treffen sich die Spielerinnen auf Schalke. Vor der Partie ist die Stimmung locker. Das Team zeigt sich als eingeschweißte Truppe. „So, jetzt ist Fußball“, unterbricht die Spielerin Rebecca Jütte die Plaudereien in der Kabine. Es ist nicht ihr erstes Spiel gegen den S04. „Die Mannschaft, die in der Hinrunde gegen Schalke gespielt hat, sitzt hier nicht mehr. Jede einzelne von euch ist seitdem gewachsen und stärker geworden“, motiviert die Trainerin Tanja Schröder.
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Sie ist sich sicher, dass sie mit mindestens einem Punkt nach Hause gehen werden. Dass es dann doch ganz anders kommen wird, ahnt Schröder hier noch nicht. Doch die Spielerinnen ziehen an einem Strang. „Wenn wir hier hundert Prozent geben, können die sich wirklich wundern“, sagt die Kapitänin Atanasia Skoupra nachdrücklich. „Wenn alle hundert Prozent geben und es dann nicht reicht, ist das ok“, ergänzt Schröder. Sie kommen in einem Kreis zusammen, die Trainerin in der Mitte. Mit einem „Eine für alle, alle für eine“ aus tiefster Brust gehen sie auf den Platz.
Schon vor Anpfiff schwenken die Oesbern-Fans die gelb-blaue Flagge. Mit zwei Bussen sind die 200 Oesberner angereist und sind damit in der absoluten Überzahl. Zwar lassen auch die Schalker Besucher immer wieder mit ihren Fangesängen von sich hören, sind aber bei weitem nicht so stark vertreten wie die SVÖ-Fans. Dass sie ihre erste Frauenmannschaft anfeuern, ist für sie selbstverständlich. „Sie sind unser Aushängeschild. Das ganze Dorf ist hier“, sagt Dirk „Dudu“ Schwanebeck stolz. Er hat die Fahrt organisiert.
17 Uhr. Anpfiff. Die Partie gegen die Königsblauen beginnt. Es dauert nur drei Minuten, da fängt sich das SVÖ-Team das erste Gegentor von Michelle Biskup ein. Kopf hoch und weitermachen, lautet die Devise. Die Schalkerinnen spielen körperbetont und nehmen das ein oder andere Foul in Kauf.
„Wir müssen auch mit noch viel mehr Körperkontakt spielen“, betont der Torwarttrainer Thomas Schröder von der Seitenlinie. Der erste Torschuss erfolgt durch Johanna Sellmann in der zwölften Minute. Jede erfolgreiche Aktion wird von den Auswechselspielerinnen und der Trainerin mit lauten Zurufen belohnt.
In der 29. und 30. Minute folgen die Tore Nummer zwei und drei von Shari Noffke und Jennifer Moses. Mit einem 3:0 für Schalke gehen die Spielerinnen in die Halbzeitpause. Die Trainerin ist sich sicher, dass der Rückstand nicht passiert ist, weil sie die schlechtere Mannschaft wären.
„Wir sind zwischendurch unkonzentriert. Aber das ist auch das einzige Negative, was ich zu sagen habe“, analysiert sie. Sie überlegen zusammen, wie sie das Spiel drehen können. Vorn mehr Pressing oder hinten eine sichere Stellung? Die Spielerin Jütte appelliert: „Wir müssen mutig bleiben“. Denn „das Spiel ist noch nicht gelaufen“, sagt Kapitänin Skoupra.
SV Oesbern schafft es immer wieder, die Abwehr des FC Schalke 04 zu durchbrechen, aber sie belohnen sich nicht
Die zweite Halbzeit startet ähnlich wie die erste. Beim Anstoß verlieren die SVÖ-Spielerinnen den Ball, die Schalkerinnen finden ihren Weg durch die gegnerische Hälfte, Abschluss – Tor. Damit steht es 4:0 für S04. Doch die Oesberner Spielerinnen fangen sich immer wieder, und die Top-Torjägerin Sellmann findet regelmäßig den Weg zum Tor. Und während sich die Schalker Gemüter erhitzen, bleiben die Oesbernerinnen bei sich und durchbrechen die gegnerische Abwehr immer wieder. Doch es reicht nicht. In der 58. und 82. Minute erhöhen Shari Noffke und Barakissa Hans Sandrine Coulibaly. Endstand 6:0 für Schalke.
Nach dem Abpfiff kommen die Spielerinnen zusammen. Erschöpfte Gesichter blicken die Trainerin an, denn sie haben alles gegeben. Zum Sieg hat es nicht gereicht. Aber entmutigen lassen sie sich nicht. „Schalke hat verdient gewonnen, aber so viele Tore hätten es nicht sein müssen“, resümiert Tanja Schröder. Die Spielerinnen gehen zu ihren Fans. Sie beklatschen sich gegenseitig. Den Abend lassen einige von ihnen gemeinsam ausklingen.