Kindertraining verboten, Spielbetrieb weit weg, Fußball-Saisonabbruch kaum abzuwenden. Was die Lockdown-Beschlüsse für den Sport bedeuten.

Das war’s dann wohl wieder. Vorfreude und Hoffnungen waren groß bei allen Vereinen und Aktiven im Breiten- und Amateursport, nachdem die Bund-Länder-Konferenz Anfang März einen Lockerungsplan der bis dahin in diesem Bereich strikten Corona-Einschränkungen beschlossen hatte. Doch nur zwei Wochen nach den ersten Kinder-Trainingseinheiten heißt es wohl wieder: Zurück in den Lockdown, zurück auf Null. Am Dienstagmorgen beschloss die Runde mit Kanzlerin Angela Merkel und die Länderchefinnen und -chefs auf dem Corona-Gipfel eine Verlängerung der aktuell bestehenden Maßnahmen bis zum 18. April.

Weitere Lockerungspläne sind angesichts der steigenden Zahlen erst einmal vom Tisch. Stattdessen soll die so genannte „Notbremse“ konsequent umgesetzt werden – die trifft auch direkt den Sport, der ansonsten dem Vernehmen nach überhaupt kein Thema in der Runde war.

Corona in NRW: Notbremse soll „eins zu eins“ umgesetzt werden

„Landesweit werden alle inzidenzabhängigen Öffnungsschritte wieder zurückgenommen“, sagte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet am frühen Dienstagmorgen. Jetzt sei der Moment der Notbremse eingetreten und diese werde in Nordrhein-Westfalen „eins zu eins“ umgesetzt. Die Notbremse gelte mit dem Auslaufen der alten Verordnung, also ab dem 29. März.

Zuletzt war Sport in Kleingruppen (zwei Haushalte, fünf Personen) wieder erlaubt, vor allem durften bis zu 20 Kinder unter 14 Jahren Kontaktsport treiben. Zum Beispiel ein ganz normales Fußballtraining für Kinder war damit wieder möglich.

Daraufhin hatten zahlreiche Vereine wieder Einheiten für ihren Nachwuchs angeboten. „Für die Jungs war die Wartezeit kaum auszuhalten, deshalb sind wir jetzt natürlich extrem froh, dass wir wieder auf die Plätze dürfen, um uns wenigstens ein bisschen zu bewegen“, sagte etwa Heiner Klöpfel, Trainer der E1-Junioren des FC Herdecke-Ende.

Ebenso waren die G-Junioren der JSG Langenholthausen/Küntrop/Mellen aus Balve aus dem Lockdown aufs Feld zurückgekehrt. Für Trainer Ottmar Hermanns der richtige Schritt: „Die Kinder verbringen ja auch im Kindergarten und der Schule gemeinsam Zeit miteinander und sitzen zusammen in Klassenräumen.“ Doch die Freude über die Wiederaufnahme dürfte von kurzer Dauer gewesen sein.

Ob Individualsportarten unter freiem Himmel, wie etwa Golf und Tennis, weiter betrieben werden können, ist noch nicht klar.

Konkret entscheidet die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, wie es für Sportlerinnen und Sportler im Ruhrgebiet jetzt weitergeht – bislang war die Notbremse in der Verordnung ausgespart.

NRW-Inzidenz auch am Dienstag über 100 – der dritte Tag in Folge

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Die Notbremse funktioniert so: Liegt die 7-Tage-Inzidenz (Infektionen pro 100.000 Einwohner) mehr als drei Tage lang bei mehr als 100, sollen alle Maßnahmen auf den Stand von Ende Februar zurückgesetzt werden. Dann wäre auch Sport in Gruppen für Kinder (z.B. Jugendfußballtraining) wieder verboten. Sonntag und Montag hatte das Robert-Koch-Institut die maßgebliche NRW-Inzidenz mit über 100 angegeben – am Dienstagmorgen lag sie mit 109,2 erneut darüber.

Eine Wiederaufnahme des Erwachsenen-Trainings oder gar eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs rückt angesichts der aktuellen Entwicklungen in noch weitere Ferne.

In den nächsten Lockerungsstufen wäre zunächst kontaktloser Sport, dann auch Sport mit Kontakt in größeren Gruppen wieder erlaubt gewesen. Das hatte für fast alle Sportvereine die Perspektive auf einen halbwegs normalen Trainingsbetrieb bedeutet. Die Fußballverbände in Westfalen und am Niederrhein hofften auf einen Trainingsstart an Ostern (ab 5. April), so dass nach vierwöchiger Vorbereitung am 2. Mai Ligaspiele möglich gewesen wären.

Fußball-Saisonabbruch steht unmittelbar bevor

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Damit wäre es realistisch gewesen, in einem Großteil der Staffeln genau die Hinrunde bis zum 30. Juni abschließen und damit Auf- und Absteiger ermitteln zu können. Jetzt, da die aktuellen Regeln bis zwei Wochen nach Ostern verlängert wurden, ist die Rechnung einfach: Der Abbruch und die Annullierung der Spielzeit 2020/21 stehen unmittelbar bevor. Auch die Pläne des Handballverbands Westfalen, eine Aufstiegsrunde mit Testregime zu spielen, dürften kaum mehr umsetzbar sein.

Einige Klubs hatten gleich auf eine Wiederaufnahme des Kinder- und Jugendtrainings verzichtet. Unter anderem die JSG Feudingen/Laasphe/Niederlaasphe/Puderbach - „aufgrund der steigenden Inzidenzwerte und zum Schutz der Spieler, Trainer und Eltern. Die Gesundheit geht einfach vor, mit den neuen Corona-Mutationen gibt es auch bei Kindern häufiger schwere Verläufe“, erklärte Jugendvorstand Florian Roschitz. Er bezeichnete die Situation als „undurchsichtig, es es ändern sich ständig die Paragrafen und nicht immer sind sie klar formuliert“.

Ebenso entschied sich die TSV Herdecke, weiter auszusetzen. Neben der unsicheren pandemischen Lage „wäre es auch ein unverhältnismäßig großer Aufwand, den gesamten Sportbetrieb für nur zwei Wochen hochzufahren, um sich anschließend in die Ferien zu verabschieden“, erklärte Sprecher Kay Selent in der Vorwoche.

Was die Corona-Notbremse bedeutet, ist aber auch jedem Kind leicht zu erklären. Das gleiche wie im Fußball nämlich – runter vom Platz.