Ennepe-Süd. Erst Hoffnung, dann die Ernüchterung. So sah die Gefühlslage am Donnerstag aus.
Die Betreiber von Fitness-Studios gehören zu den Unternehmern, die von der Corona-Krise am härtesten getroffen wurden. Während viele Betriebe in den vergangenen Monaten trotz Lockdown ihrem Geschäft wenigstens unter Auflagen nachgehen konnten, mussten die Studios geschlossen bleiben. Bis Donnerstagmittag gab es noch die Hoffnung auf eine Öffnung. Doch noch am Nachmittag stellte das NRW-Gesundheitsministerium in Düsseldorf klar, dass bis zu den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz am 22. März es „keine Änderungen in der Coronaschutzverordnung für mögliche Öffnungen geben“ werde.
Landesweite Inzidenz: 92,1
Die noch bis zum 28. März gültige Verordnung hatte in Aussicht gestellt, dass zum kommenden Montag, 22. März, weitere Öffnungen wie die der Fitness-Studios möglich sein könnten. Voraussetzung wäre allerdings, dass die Inzidenz landesweit unter 100 liege – mit sinkender Tendenz allerdings.
Diese Tendenz sieht Düsseldorf nicht. Im Gegenteil geht die Landesregierung von einer steigenden Tendenz aus. Am Donnerstag hatte die landesweite Inzidenz einer Steigerung von sieben auf 92,1. Das Ministerium sieht „eine stabile Infektionslage“ als nicht gegeben.
Dass die Sieben-Tage-Inzidenz im im Ennepe-Ruhr-Kreis am Donnerstag bei 87,93 (Vortag: 73,12) bestätigt die Tendenz. Dennoch hatte dieser Wert Hoffnungen geweckt. Schließlich hatten sich die Betreiber daran orientiert, das bei Werten unter 100 und bei strengen Hygienekonzepte eine Öffnung am 22. März möglich gewesen wäre.
Angespannte Stimmung
Bei den Betreibern der Fitness-Studios im Kreis war die Stimmung daher weiter angespannt. Björn von der Wiesche, Mitarbeiter im Fitness-Studio Schwelm, sagte: „Wir sind grundsätzlich vorbereitet, um am Montag öffnen zu können." Er erinnerte sich an den ersten Lockdown, als „wir erst am Samstag erfahren hatten, unter welchen Bedingungen wir am Montag öffnen dürfen. Da mussten wir Sonntag noch Geräte verrücken, um die Abstände einhalten zu können." Er findet es „traurig, dass das Land NRW so wenig kommuniziert.
Über die mangelhafte Kommunikation hatte sich auch Klaus-Dieter Paulus aus dem Vorstand des Skiclub Gevelsberg geärgert. Noch am Donnerstagvormittag hatte er auf eine klare Ansage gehofft: „Es wäre ein Witz, wenn erst aufgemacht und dann direkt wieder zugemacht würde. Das ist auch organisatorisch ein großer Aufwand. Die Personen, die das entscheiden, müssen überschauen können, ob eine Öffnung machbar ist. Aber die Entscheidung kam auch im letzten Jahr schon so kurzfristig, dass wir kaum planen konnten." Diese klare Ansage,. wenn auch negative, liegt seit dem Nachmittag vor.
Überhaupt wirbt Klaus-Dieter Paulus für Sport unter Auflagen. Er betont: „In unserem Bereich gibt es kaum Ansteckungen. Wir haben bereits im letzten Jahr mit so hohen Auflagen in Sachen Hygiene und Abständen das Training möglich gemacht. Wir haben Geräte entfernt, um drei Meter Platz zwischen den Geräten zu haben. Training unter diesen Bedingungen sollte man wieder erlauben."
Die Betreiber in Schwelm und Gevelsberg waren ob der möglichen Öffnung und der Zukunft im Fitness-Bereich pessimistisch. Von der Wiesche: „Die Auflagen für eine Öffnung waren so hoch, dass wohl nicht viele Menschen zum Training gekommen wären.“ Paulus sah dies ähnlich: „Die Zahlen gehen ja eher hoch als runter."
Überraschender Erfolg
Bei den SE Gevelsberg hatte der Vorstand ohnehin schon beschlossen, das Fitness-Studio vorerst nicht zu öffnen. Vorsitzende Silvia Nin sagt: „Eine Öffnung unter den aktuellen Bedingungen wäre für uns ökonomisch nicht tragbar. Wir werden abwarten, bis wir unter den Bedingungen wie vor dem zweiten Lockdown öffnen können.“ Sie gibt zu, dass im Verein angesichts der schwierigen Lage „Rat- und Hilflosigkeit“ vorherrschen.
Für alle Betreiber von Fitness-Studios in der Region ist der Lockdown schmerzhaft. Von der Wiesche erklärt: „Wir sind eines von wenigen Studios, die ihre Mitglieder in dieser Zeit beitragsfrei gestellt haben. Trotzdem gab es Kündigungen und keine Neuanmeldungen.“ Die November- und Dezemberhilfen der Regierung mindern die Probleme ein wenig, allerdings haben verspätete Auszahlungen bei den Betreibern im Südkreis für die eine oder andere schlaflose Nacht gesorgt.
Die Sportalm konnte immerhin auch einen überraschenden Erfolg der Corona-Zeit vermelden. Paulus: „Unsere sechs Online-Kurse in der Woche werden sehr gut angenommen. Diese wollen wir auch nach Corona beibehalten. So können wir stark nachgefragte Kurse mehr Menschen zugänglich machen."
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