Menden. Der Jugendfußball nimmt in der Bedeutung des Nachwuchses immer weniger Platz ein. Für die Vereine ist das ein großes Problem. Wie sie das ändern wollen.

In den vergangenen Jahren hat der Jugendfußball mit einem kontinuierlichen Rückgang an Spielerzahlen zu kämpfen. Während die Nachfrage in den unteren Juniorenbereichen noch recht groß ist, lässt sich vor allem in den höheren Jahrgängen ein deutlicher Abgang an Spielern verzeichnen.

Auch in Menden kehren immer mehr Jugendliche dem Fußball den Rücken zu. In der laufenden Saison 2023/24 ist vor allem in den A (U19)- und B (U17)-Jugenden ein starker Spielerrückgang zu beobachten.

Der VfL Platte Heide und der BSV Menden konnten als einzige Vereine in der laufenden Saison 23/24 im Jugendbereich Mannschaften in allen Altersklassen von der A- bis F-, beziehungsweise G-Jugend stellen. Doch trotzdem haben auch diese beiden Vereine mit Spielerabgängen zu kämpfen.

Hönne-Cup-Organisator Matthias Luig.
Hönne-Cup-Organisator Matthias Luig. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Matthias Luig (Jugendleiter VfL Platte Heide) erkennt das Phänomen des Spielerschwunds in den höheren Altersklassen ebenfalls: „In den Jugendmannschaften von der D-Jugend bis zu den Minikickern sind wir immer am bestens aufgestellt. Schwierig wird es dann in den A-, B- und C-Junioren-Teams.“ Er seht die Gründe dabei vor allem im Wandel der Interessen der Spieler: „In dem Alter verändern sich oft die Interessen der Jugendlichen oder andere Faktoren wie Freundschaften/Beziehungen, Schule, Ausbildung, Führerscheinerwerb, etc. nehmen einen wichtigeren Part im Leben der Spieler ein, sodass sie sich vom Fußball abwenden.“

Kai Murawski (Jugendleiter BSV Menden) sieht ähnliche Gründe: „Durch Social Media und viele andere Sportmöglichkeiten, haben Kids heute mehr Auswahl.“ Er beobachtet außerdem einen Spielerabgang in den Mannschaften, die nicht höherklassig spielen: „Wir verlieren leider eine U13 und eine U11, da wir, im Gegensatz zu den höherklassigen Vereinen, mit der U14 keinen überkreislichen Fußball anbieten.“

Kai Murawski, Jugendleiter und Trainer beim BSV Menden. 
Kai Murawski, Jugendleiter und Trainer beim BSV Menden.  © WP | Privat

Der BSV Menden kann das Phänomen des Spielerschwunds im eigenen Verein zwar nicht verzeichnen. „Momentan sind wir in fast allen Altersgruppen so aufgestellt, dass wir hier immer zwei Teams stellen können“, erklärt Kai Murawski. Grund dafür ist möglicherweise unter anderem, dass „U13, U15 und U17 überkreislich spielen“. Allerdings fällt der Spielerschwund trotzdem auf. „Wir sehen natürlich, wenn Spieler von Nachbarvereinen zu uns kommen, dass die mittlerweile nicht mehr jede Jugend abdecken und stellen können.“

In dem Alter verändern sich oft die Interessen der Jugendlichen oder andere Faktoren wie Freundschaften/Beziehungen, Schule, Ausbildung, Führerscheinerwerb, etc. nehmen einen wichtigeren Part im Leben der Spieler ein, sodass sie sich vom Fußball abwenden.
Kai Murawski, Jugendleiter des BSV Menden

Dadurch, dass viele Spieler mit dem Fußballspielen aufhören, können kaum Vereine alle Altersbereiche abdecken. Deshalb sind viele Spieler darauf angewiesen ihren Verein im Laufe der eigenen Fußballlaufbahn zu wechseln oder ebenfalls aufzuhören.

Um den Jugendfußball in Menden aber trotzdem aufrecht halten zu können, werden die Vereine gemeinsam aktiv und arbeiten zusammen: „Wir versuchen dann gerade in der A- und B-Jugend gemeinsame Lösungen mit den anderen Mendener Vereinen zu finden. Entweder durch die Bildung einer Jugendspielgemeinschaft oder mit dem Ausstellen von Zweitspielrechten für einen anderen Mendener Verein. Dabei sind wir immer bemüht, die beste Lösung für jeden einzelnen Spieler zu finden“, erklärt Matthias Luig.

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Die Vereine merken aber auch, dass es wichtig ist, neben dem Fußballplatz aktiv zu werden und die Spieler zu unterstützen, um sie im Verein halten zu können. Kai Murawski (Jugendleiter BSV Menden) erklärt: „Wir helfen gerade ab der B- Jugend mit beruflichen Ausbildungen, Praktika oder Anstellungen. Im jüngeren Bereich ist halt der überkreisliche Faktor entscheidend. Auch die Ausbildung, Vielzahl und Zusammenstellung der Trainer ist ein Kriterium.“

Und auch der VfL Platte Heide ist neben dem normalen Spiel- und Trainingsbetrieb aktiv: „Wir versuchen durch besondere Aktionen, Veranstaltungen und Turniere wie den Hönne-Cup, Freundetage, Familientage, Mädchenfußballtage, Osterfeuer, Weihnachtsfeiern und zahlreiche andere Events und Fahrten die Spieler in die „VfL-Familie“ zu integrieren und somit das Vereinsleben und den Zusammenhalt zu fördern, sodass die Spielerinnen und Spieler unserem Verein treu bleiben. Natürlich ist für die individuelle Förderung der Kinder auch wichtig, dass die Jugendtrainer gut ausgebildet (Trainerlizenz) sind und ihr Wissen und Können an die Spielerinnen und Spieler weitergeben können.“

DFB stellt Jugend-Leistungsbereich um

Die Entwicklung des Spielerschwunds von Jugendlichen stellt Vereine vor große Herausforderungen. Aber auch Verbände fühlen sich verpflichtet Maßnahmen zu ergreifen, um den Spielerrückgang vor allem in den höheren Jugendmannschaften zu stoppen.

So sieht sich der Deutsche Fußball Bund (DFB) gezwungen in diesen Altersklassen etwas zu verändern. Mit der Einführung der DFB-Nachwuchsliga schafft der DFB für die kommende Saison 2024/25 die Bundesliga für die A- und B-Junioren ab.

In den DFB-Nachwuchsligen (U17 und U19) soll ohne Abstiegskampf und mehr Ko- Spielen um die deutsche Meisterschaft gespielt werden. Zudem können sich über die Regional- und Landeswettbewerbe auch Amateurvereine während der laufenden Saison für die Liga qualifizieren.