Menden. Nach dem verpassten Aufstieg in die Westfalenliga blickt Trainer Kevin Hines bereits wieder nach vorne. Darum wird er den Traum niemals aufgeben.
„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, sagte Sepp Herberger einst in einer seiner legendären Pressekonferenzen als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft, die 1954 in der Schweiz zum ersten Mal Fußball-Weltmeister wurde. So weit haben es die heimischen Kicker desBSV Menden zwar noch nicht geschafft, doch es könnte das Fazit aus der vergangenen Saison und das Motto für die kommende Spielzeit 2023/24 werden. Das Team von Trainer Kevin Hines verpasste bekanntlich vor wenigen Wochen in zwei Relegationsspielen den Aufstieg in die Westfalenliga.
Viel Zeit zum Erholen gab es in der vierwöchigen Sommerpause nicht. Bereits am Donnerstagabend ist der heimische Branchenführer wieder ins Training eingestiegen. Doch von Wehmut ist dort keine Spur gewesen. Im Gegenteil: Aufbruchstimmung herrscht imHuckenohl, wie Kevin Hines im Gespräch mit der WP-Sportredaktion deutlich macht, in dem er bereits den Blick nach vorne richtete.
Herr Hines, haben Sie den verpassten Aufstieg schon verdaut?
Kevin Hines: Davon bin ich überzeugt. Wir sind eine Woche später eingestiegen als wir es ursprünglich geplant hatten. Die Jungs hatten vier Wochen Zeit, um den Kopf freizubekommen. Sie waren auch auf Mannschaftsfahrt. Nach der Pause sind wir aber auch direkt in die Analyse eingestiegen. Was zu spüren war ist, dass irgendwann eine gewisse Aufbruchstimmung hineinkam. Die Mannschaft hat dann für sich gesagt, dass wir in der vergangenen Saison etwas Sensationelles erreicht haben. Nur die Krönung hat gefehlt. Jetzt muss es aber weitergehen. Aber auch der Vorstand hat da gut reagiert und nicht die Frage in den Raum geworfen, warum der Aufstieg nicht geklappt hat. Da haben wir den Blick schnell nach vorne geworfen. Das war für uns im Trainerteam sehr angenehm.
Sie sind mit dem BSV Menden wieder ins Training eingestiegen. Wie groß ist die Vorfreude auf die neue Saison?
Inzwischen sehr groß. Am Ende einer Saison sehnt man die Pause immer ein wenig herbei. Aber irgendwann will man wieder loslegen. Wir haben ein Trainerteam mit Marcel Brünnel, Moritz Kickermann – und haben mit Ralf Schneider noch jemanden hinzugenommen. Ralf kommt vom FC Iserlohn und war früher Profi. Wir haben für die Vorbereitung ein super Programm auf die Beine gestellt. Ich habe mich einfach gefreut, die Jungs wiederzusehen und jetzt wollen wir gemeinsam wieder richtig Gas geben.
Sie haben eigentlich eine fast perfekte Vorsaison gespielt, wo nur die finale Krönung in Form des Aufstieges verpasst wurde. Trotzdem: Was sind Dinge, die sehr gut liefen und woran wollen Sie arbeiten, damit es vielleicht noch besser läuft?
Wir müssen unseren Weg weitergehen. Wir haben einen eigenen Stil kreiert. Wir schauen gar nicht mehr groß auf den Gegner, sondern wollen unseren Fußball spielen. Was man allerdings in den Aufstiegsspielen gemerkt hat und da muss man ehrlich sein: Wir führen in beiden Spielen 1:0 und sind die bessere Mannschaft und wackeln dann am Ende. Wir waren vorher mit 14 gewonnen Spielen in Folge sehr im Fluss und hatten ein Stück weit verlernt, mit Rückschlägen klarzukommen. Das wurde uns dann zum Verhängnis. Daran müssen wir arbeiten.
Worauf werden Sie in der Vorbereitung die Schwerpunkte legen?
Wir haben festgestellt, dass wir im Fitnessbereich noch deutlich zulegen können. Wir schwebten lange Zeit auf einer Erfolgswelle und haben das als Trainer vielleicht zu lange laufen lassen. Und dann kamen in den Relegationsspielen die Rückschläge mit Gelb-Roten Karten oder den Gegentoren nach Standards. Und da müssen wir lernen, zurückzukommen und weiterzumachen.
Was sagen Sie zu ihrem Kader. Der BSV Menden hat in den vergangenen Jahren stets ein gutes Händchen bei Zu- und Abgängen bewiesen. Ist es der stärkste Kader, den sie bislang zur Verfügung hatten?
Abgänge erwarte ich nicht mehr. Ich würde nicht ausschließen, dass wir eine Sache noch machen, was Zugänge betrifft. Wir sind von unseren Zugängen brutal überzeugt. Und generell lebt ein Kader von seiner Dynamik. Ich würde mich niemals hinstellen und sagen, das ist der beste Kader aller Zeiten. Aber ich kann definitiv sagen, dass wir auch in der Breite eine Mannschaft zusammenhaben, die einen außergewöhnlichen Teamgeist hat und die in der Lage ist, Großartiges zu leisten. Den Rest muss man aber abwarten.
Sie sind mit dem BSV Menden in den vergangenen zwei Saison jeweils Zweiter geworden. Sie hatten nur das Problem, das 2021/22 mit dem SC Obersprockhövel und 2022/23 mit dem SV Westfalia Soest zwei absolute Übermannschaften den Aufstieg klarmachten. Haben Sie überhaupt eine andere Möglichkeiten als den Aufstieg in die Westfalenliga als Saisonziel auszugeben oder wollen Sie erst abwarten, wie sich die Liga entwickelt, bevor sie offensive Ziele ausgeben?
Ich würde mich natürlich irgendwo auch unglaubwürdig machen, wenn ich sagen würde, wir geben uns mit Platz vier bis sechs zufrieden. Wir wissen aber auch, dass die Landesliga eine brutale Qualität hat. Mit Hagen 11 kommt auch eine Mannschaft in unsere Staffel, die sehr große finanzielle Möglichkeiten hat. Aber ich bin auch jemand, der das Maximale aus sich und seinen Spielern herausholen möchte und ich werde auch jetzt nicht aufgeben. Die Westfalenliga bleibt ein Traum und wir werden alle hart arbeiten, um uns diesen zu erfüllen.