Menden. Es hat einige Monate gedauert, bis alle Unterlagen vorlagen. Jetzt darf sich der heimische Landesligist über eine echte Verstärkung freuen.

Seit dem 24. Februar des vergangenen Jahres tobt in der Ukraine ein erbitterter Krieg mit Russland. Über 13 Millionen Bürger der Ukraine befinden sich auf der Flucht. Mehr als eine Million sind in der Bundesrepublik gestrandet, darunter mit Andrii Mostovyi ein ukrainischer Berufsfußballer.

Der fand mit seiner Frau und den beiden kleinen Kindern eine neue Heimat in Menden. Und mit dem BSV Menden ein neues sportliches Betätigungsfeld. Der 35-Jährige absolvierte am Samstag - beim Mendener Sieg im Kreispokal gegen Vatanspor - sein erstes Pflichtspiel für den Landesligisten vom Oesberner Weg.

Reamateurisierung ein schwieriger Prozess

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Derjenige, der am Samstag erstmal richtig durchpusten konnte, war BSV-Geschäftsführer Volker Berner. Denn die Reamateurisierung des Ukrainers und die Spielberechtigung für den BSV Menden erforderte einiges an Geduld und Nerven vom heimischen Funktionär. „Das waren schon einige Telefonate oder E-Mails mit dem Verband“, erinnert sich Volker Berner. Am Montag, 13. Februar, lag dann endlich die Spielberechtigung vor.

Das Problem lag letztlich darin, dass bei einer Reamateurisierung die Meinungen der betreffenden Verbände eingeholt werden müssen. Und das war bei Mostovyi neben dem ukrainischen Verband auch der Fußballverband Georgiens. Denn für den georgischen Klub, den Zweitligisten FC Shevardni Tiblisi war der Neu-Mendener ebenfalls am Ball. „Der georgische Verband hat sich reichlich Zeit gelassen. Davor hatte er in der Ukraine gespielt für Desna Tscherniihiw“, erklärt Volker Berner die Arbeit, die nötigen Bescheinigungen für die Reamateurisierung zusammen zu bekommen. Tscherniihiw ist ein Klub der ukrainischen Premjer Liga. Bis in der Ukraine nach Kriegsbeginn auch der Spielbetrieb eingestellt wurde. Kompliziert wurde die ganze Geschichte dann auch dadurch, dass der Ukrainer beim FSV Duisburg heimisch werden könnte. Doch die avisierten Möglichkeiten beim Oberligisten ließen sich nicht realisieren. So blieb er dann dem BSV Menden erhalten.

Andrii Mostovyi (weißes Trikot) hat beim Spiel im Kreispokal gegen Vatanspor Hemer seinen ersten Einsatz für den BSV Menden.
Andrii Mostovyi (weißes Trikot) hat beim Spiel im Kreispokal gegen Vatanspor Hemer seinen ersten Einsatz für den BSV Menden. © Thomas Nitsche

Mitspieler sind begeistert

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„Ein sehr guter Fußballer. Er hat ein großes Spielverständnis und wird uns auf jeden Fall weiterhelfen“, sagt sein Mitspieler Moritz Kickermann. Der Hönnestädter ist vom neuen Teamkollegen restlos überzeugt und schätzt ihn auch als Persönlichkeit. „Man muss ja mal sehen, was er erlebt hat“, denkt nicht nur Moritz Kickermann daran, dass Andrii Mostovyi und seine Familie in den vergangenen Monaten viel mitmachen mussten.

Dass es eventuell sprachliche Barrieren geben könnte, sieht man beim heimischen Landesligisten nicht. „Er ist ein Fußballer“, macht BSV-Trainer Kevin Hines deutlich, dass er da keine größeren Probleme sieht. „Er hat halt das spielerische Verständnis. Er wird uns sicherlich weiterbringen“, ist Hines überzeugt. Das er auf den Außenstehenden vielleicht noch ein wenig schüchtern wirkt, sieht Marcel Hoffmann nicht als Problem an. „Ich möchte nicht wissen, wie wir uns in einer neuen Umgebung fühlen würden. Er hat als Fußballer jedenfalls einiges drauf“, freut sich „Hoffi“ über den neuen Teamkollegen.

Der wusste am Samstag beim Pokalspiel mit seinen technischen feinen Auftritt schon richtig zu überzeugen. Ein Spieler, der gewiss nicht alltäglich für einen Klub in der Landesliga ist.