Menden. Der umstrittene Platzverweis gegen den Mendener Verteidiger zieht eine überraschend lange Sperre nach sich.
Am Sonntag trafen in der Staffel 2 der Fußball-Landesliga der Tabellenzweite BSV Menden auf den Spitzenreiter SV Westfalia Soest. Nach 90 unterhaltsamen Minuten trennten sich die beiden Top-Teams der Liga 2:2 (0:1). Eigentlich war das Spiel beste Werbung für den Amateurfußball. Doch die Partie geriet in den Hintergrund, als es um die Aufarbeitung des Spielberichtes von Schiedsrichterin Johanna Kotthoff aus Meschede ging.
Die hatte in der Nachspielzeit gegen Mendens Verteidiger Kai Rupprecht einen Feldverweis verhängt. Der Mendener Kicker soll laut Eintragung in den Spielbericht zur Unparteiischen gesagt haben, „Das war schlecht heute.“ Die Meinung Rupprechts hatte Folgen. Staffelleiter Dirk Potthöfer verhängte eine Sperre von drei Spielen gegen den Verteidiger. Der Funktionär berief sich dabei auf den Paragraf neun der Rechts- und Verfahrensordnung des Westdeutschen Fußballverbandes.
Henneböhl: „Jegliches Vertrauen in Sportgerichtsbarkeit verloren“
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Dort wird wegen einer Bedrohung oder Beleidigung des Schiedsrichters eine Sperre von vier bis zu 24 Spielen gesprochen. Jetzt stellt sich beim BSV Menden die Frage, was an der Aussage beleidigend oder bedrohend ist. „Ich habe in Sachen Sportgerichtsbarkeit sowieso jegliches Vertrauen verloren“, kann BSV-Vorsitzender Dirk Henneböhl angesichts der deutlichen Strafe nur den Kopf schütteln. Sein Trainer Kevin Hines mag die Entscheidung des Staffelleiters auch nicht nachvollziehen.
„Da gerät ein wunderbares Fußballspiel in den Hintergrund. Es ist nicht in Ordnung, dass Kai Rupprecht so bestraft wird“, sagt der Mendener Coach. Zwei seiner Spieler sind ob der Strafe entsetzt. „Da waren doch keinerlei Aggressionen in diesem Spiel, vor allem in jener Szene. Da ist mit der Schiedsrichterin doch nur diskutiert worden“, berichtet Marcel Hoffmann. Dabei soll die Schiedsrichterin wohl drauf und dran gewesen sein, ihre Karte zurückzunehmen.
Hinweis auf Aussage von Deniz Aytekin
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Dass sich die Unparteiische und ihre beiden Assistenten unsicher waren, zeigen auch die Szenen nach Spielschluss. Da bezog sich einer der beiden Assistenten auf die Geschehnisse in der Fußball-Bundesliga als Schiedsrichter Deniz Aytekin dem Mainzer Trainer Svensson die Rote Karte zeigte. „Aytekin hat recht, wir sind nicht die Mülleimer der Nation“, erinnerte er die Mendener Spieler. Bloß, dass der Mainzer Trainer den Schiedsrichter als „Blinder“ bezeichnete.
Die Hilflosigkeit beim BSV Menden war nach Bekanntwerden der Strafen groß. „Das haben Kai und die Mannschaft nicht verdient. Ich ärgere mich maßlos“, schimpft Kevin Hines. „Es war doch ein Spiel zweier Mannschaften ohne Aggressionen. Beide haben Fußball gespielt. Soest ist nicht nur eine gute Mannschaft, da sind Spieler mit gutem Charakter dabei“, erinnert Moritz Kickermann daran, dass die Spielleitung schwieriger hätte sein können.
Pyro-Vorfall geht nach Kaiserau
Der zweite Aufreger aus Mendener Sicht war der Eintrag der Unparteiischen in den Spielbericht über den Abschuss von Pyrotechnik. „Sie war der Meinung, dass Mendener Zuschauer dafür verantwortlichen wären. Denn schließlich wäre da ein Mendener Tor gefallen. „Darüber habe ich die vorgeschrieben Sicherheitsmeldung an den Verband abgegeben“, dürfte demnächst Post vom Verband aus Kaiserau am Oesberner Weg eintreffen. Wobei die Ausführungen im Spielbericht für weiteres Kopfschütteln bei den BSV-Offiziellen sorgte. „Ich glaube nicht, dass Mendener Zuschauer Lila-farbene Pyrotechnik benutzen.“