Balve. Die Funktionäre der Vereine sehen Probleme in der Jugendarbeit. Das könnte auch Konsequenzen für die nahe Zukunft haben

Vor wenigen Tagen gab es bei den Balver Hallenstadtmeisterschaften im Fußball mit dem B-Kreisligisten SG Beckum/Hövel/Mellen einen überraschenden Sieger. Generell befindet sich der Balver Fußball als Ganzes in einem Wandel. Die WP-Sportredaktion sprach einmal mit Charly Grote, Vorsitzender des TuS Langenholthausen, Volker Griese, zweiter Vorsitzender der SG Balve/Garbeck, Georg Schulte, Vorsitzender des SuS Eisborn und Johannes Schulte, Vorsitzender des SuS Beckum, über die aktuellen Machtverhältnisse im Balver Fußball, Probleme mit der Nachwuchsarbeit und die Zunahme von Spielgemeinschaften.

TuS Langenholthausen

Die Fußballer des TuS Langenholthausen spielen seit einigen Jahren in der Landesliga und sind damit das klassenhöchste Fußballteam im Balver Stadtgebiet. Ihr Vorsitzender Charly Grote hat aber auch einen sehr guten Überblick über den gesamten Balver Fußball und dessen Entwicklungen. „Die Machtverhältnisse in Balve sind mit uns als Landesligisten doch recht deutlich. Allerdings finde ich, dass das alleine nicht entscheidend ist. Das Entscheidende für mich ist immer, ob ein Verein lebt. Wenn man drauf schaut, wo vielleicht der meiste Spaß vorhanden ist, war der TuS Langenholthausen lange Zeit mit führend. Durch die Fusion hat jetzt die SG Beckum/Hövel/Mellen einiges in Bewegung setzen können. Wenn Beckum es noch hinbekommt, mehr Zuschauer zu mobilisieren, sind die auf einem sehr guten Weg.“

Charly Grote betont, dass er den Fußball in Balve durchaus auch global sieht. „Ich denke nicht nur um den Kirchturm herum. Mir ist bewusst, dass wir in Balve noch an vielen Stellschrauben ansetzen müssen, damit wir nicht an Boden verlieren. Unser Flaggschiff von den Orten müsste normalerweise die SG Balve/Garbeck sein. Die tun sich aber aktuell noch etwas schwer. Auch wir selbst müssen schauen, was passiert. Wir haben den Klassenerhalt noch nicht aufgegeben. Aber selbst wenn wir absteigen sollten,würden wir noch in der Bezirksliga spielen. Höher hat noch kein Balver Verein gespielt“, sagt der TuS-Chef. Wenn es um die Zukunft im Balver Fußball geht, hat Charly Grote einen klaren Ansatz. „Es kommt darauf an,wie führungsstark die Vereine bleiben. Bei Beckum ist für mich klar, dass sie in diesem Jahr den Aufstieg in die Kreisliga A schaffen müssen,weil die ersten Leistungsträger den Verein bereits verlassen. Wenn sie den Aufstieg schaffen sollten, haben sie aber gute Chancen sich in der A-Liga zu etablieren“, so Grote. Verbesserungspotenzial sieht Grote in der Jugendarbeit in Balve. „Man muss bedenken, dass die A-Jugend aus einem Verbund von sieben Vereinen besteht. Wenn man da schon Probleme hat, ein Team zusammenzubekommen, dann weiß man schon wie das in fünf bis zehn Jahre aussehen könnte. Es kann sein, dass es dann nur noch zwei Vereine gibt.“

SG Balve/Garbeck

Die SG Balve/Garbeck ist der mitgliederstärkste Verein im Balver Stadtgebiet. Die erste Mannschaft spielt derzeit in der Kreisliga A Arnsberg. Ihr zweiter Vorsitzender Volker Griese verfolgt aber den gesamten Balver Fußball. „An der Entwicklung des Balver Fußballs hat vor allem der TuS Langenholthausen als Landesligist einen großen Anteil gehabt. Das hat dem Balver Fußball als Ganzem unheimlich gut getan“, sagt Griese.

Auch er sieht im Überblick vermehrt die Fusionen, die es zuletzt gegeben hat, wie zum Beispiel bei der SG Holzen/Eisborn oder SG Beckum/Hövel/Mellen. Griese ist sich nicht sicher, ob es in Zukunft nicht noch mehr Spielgemeinschaften geben wird. „Die Jugendarbeit in Balve sehe ich in naher Zukunft nicht so rosig“, glaubt der Funktionär und nennt auch die A-Jugend-Spielgemeinschaft als Beispiel. Die SG Balve/Garbeck war das erste Beispiel einer Spielgemeinschaft, die vor über 30 Jahren aus der VfK Balve und dem FC Garbeck hervorgegangen ist. Mit einer Seniorenmannschaft, die aktuell in der A-Kreisliga gegen den Abstieg spielt, habe die Spielgemeinschaft nicht unbedingt das erreicht, was die Ideengeber ursprünglich vor hatten, findet Griese.

Die SG Balve/Garbeck (in Blau) und die SG Holzen/Eisborn (in Rot) treffen in umkämpften Kreisliga-A-Derbys aufeinander.
Die SG Balve/Garbeck (in Blau) und die SG Holzen/Eisborn (in Rot) treffen in umkämpften Kreisliga-A-Derbys aufeinander. © Dietmar Reker | Dietmar Reker

SuS Eisborn

Der SuS Eisborn befindet sich im Seniorenbereich in einer Spielgemeinschaft mit dem SV Holzen. Als SG Holzen/Eisborn spielt man in diesem Jahr eine gute Rolle in der Arnsberger Kreisliga A, in der man derzeit auf dem vierten Tabellenplatz steht. Auch der Vorsitzende Georg Schulte ist von seiner Mannschaft überzeugt, weiß aber auch um die Problematik im Balver Fußball.

„Die Fusion hat den beiden Vereinen gut getan. Jeder für sich würde wahrscheinlich in der B- oder gar C-Liga spielen. So stehen wir in der A-Liga gut da. Generell muss man in der Jugendarbeit festhalten, dass es einfach immer weniger Kinder gibt, wie Fußball spielen wollen, das bedingt schon alleine der demografische Wandel. Trotzdem blicken wir gelassen in die Zukunft und sind da gut aufgestellt“,sagt Georg Schulte.

SuS Beckum

Der SuS Beckum befindet sich in einer Fusion mit den Fußballern aus Hövel und Mellen. Als SG Beckum/Hövel/Mellen sind sie vor wenigen Tagen Balver Stadtmeister geworden. Zudem befinden sie sich derzeit in der Kreisliga B Arnsberg auf dem zweiten Tabellenplatz und haben gute Chancen in die Kreisliga A aufzusteigen. Der SuS-Vorsitzende Johannes Schulte ist von der Gesamtentwicklung in seinem Verein begeistert. „Unser Ziel ist es immer im Kreisliga-Oberhaus zu spielen. Die Zusammenarbeit mit dem FC Hövel und RW Mellen läuft gut. Die Gesamtentwicklung ist gut und wir haben mit Thomas Cordes auch einen exzellenten Trainer für die erste Mannschaft“, so Johannes Schulte.

Auch er sieht aber die Probleme mit dem fehlenden Nachwuchs, die steigenden Spielgemeinschaften und die Corona-Pandemie. „Dadurch haben wir auch immer weniger Derbys. Generell sind auch immer weniger Leute dazu bereit, ein Traineramt anzunehmen, gerade im Jugendbereich und darunter muss der Nachwuchs leiden“, glaubt Johannes Schulte. Ein positives Beispiel sei aber die eigenen B-Jugend, die unter ihrem Trainer Christian Brinkschulte eine starke Rolle in der Kreisliga A spielt.