Lendringsen. War der Spielabbruch der Partie VTS Iserlohn gegen BSV Lendringsen gerechtfertigt? Geht es nach dem BSV auf jeden Fall. Der VTS sieht es anders.

Dass ein Kugelschreiber einmal der Anstoß zu einem Spielabbruch sein würde, ist eigentlich mehr als unwahrscheinlich. In der Kreisliga A soll es bei der Partie zwischen dem VTS Iserlohn und BSV Lendringsen der Fall gewesen sein. Aus Lendringser Sicht war der Kugelschreiber nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Unverständnis über den Abbruch herrscht hingegen um Lager der Iserlohner.

Der Nachmittag begann schon mit Ärger. Als die Lendringser das Leichtathletikstadion am Hemberg betraten und einen Blick auf den Naturrasen warfen, war der erste Ärger vorprogrammiert. „Wir kommen da hin und dann ist auf dem Platz noch die Linierung des American Football-Spiels vom Vortag. Mit rot waren ein paar Linien aufgemalt, die man nicht erkennen konnte. Als ich dann jemanden vom VTS gesagt habe, dass sie die Linien richtig aufmalen sollten, bekomme ich nur zu hören, dass das nicht ihre Aufgabe sei. Da habe ich mich gefragt, was das denn soll“, regte sich Ahmed Moala, Trainer des BSV Lendringsen auf. „Es ist wirklich so, dass die Linien nur vom Platzwart der Stadt Iserlohn gezogen werden dürfen. Wir als Verein dürfen das nicht, weil das nicht unser Platz ist“, erklärt Cihan Senel, Sportlicher Leiter des VTS Iserlohn hingegen.

Spieler wollte sich „einen Scherz“ erlauben

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Doch das sollte nur der Beginn eines komplizierten Nachmittags werden. Das Fußballspiel - um das es eigentlich ging - wurde nach gut einer Stunde beendet. „Es gab nach einem Angriff von uns Abstoß für Lendringsen. Da kam es zu einem Wortgefecht von zwei Spielern beider Mannschaften. Der Schiedsrichter wollte das unterbinden und griff unseren Spieler von hinten an die Schulter. Der hat daraufhin seine Hand weggeschlagen, was den Schiedsrichter veranlasste, ihm die gelb-rote Karte zu geben“, schildert Senel die Szene aus seiner Sicht.

Was dann folgte, war zunächst kurios. „Der Kugelschreiber des Schiedsrichters ist hingefallen, als er den Namen des Spielers aufschreiben wollte. Der Spieler hat ihn dann aufgehoben und wollte ihn nicht mehr herausgeben. Der Schiedsrichter ist dann hinter ihm hergelaufen und wollte den Kuli zurück haben. Als der Spieler ihn nicht hergeben wollte, hat er das Spiel abgebrochen“, schildert Ahmed Moala die Szene, die zum Abbruch führte.

„Der Schiedsrichter hat seinen Kugelschreiber gesucht und hatte unseren Spieler verdächtigt, den mitgenommen zu haben. Der hatte den Kugelschreiber aber auf dem Platz weggeworfen. Er hat das als Scherz gemeint als er den Kugelschreiber genommen hat. Aber natürlich sollte er sowas nicht machen. Das geht nicht. Dass der Schiedsrichter aber dann kommt und deswegen das Spiel abbrechen will, kann ich nicht verstehen“, zuckt Senel mit den Schultern.

Wer ist verantwortlich?

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Geht es nach den Lendringsern, dann war der Abbruch nicht nur auf die Episode mit dem Kugelschreiber zurückzuführen. „Es gab vorher schon viele Beleidigungen und Drohungen gegen unsere Spieler. Einem Spieler von uns ist vor einem Eckball gesagt worden, ‘Wenn du die Ecke schießt, dann bringe ich dich um’. Der Spieler wollte dann aus Furcht die Ecke nicht mehr schießen. Ich habe ihm noch gesagt, dass er sich keine Sorgen machen solle, es würde nichts passieren. Aber es kamen noch mehr Sprüche im Verlauf des Spiels. Von Spielern, den Verantwortlichen und auch Zuschauern“, beklagt Moala.

„Den Satz habe ich nicht gehört. Das stelle ich mir auch schwierig vor, denn die Tribüne ist weit weg von der Eckfahne. Aber ich will auch nicht ausschließen, dass Worte gefallen sind“, sagt der Sportliche Leiter des VTS, der dem Lendringser Trainer eine Mitschuld gibt. „Wenn der die ganze Zeit mit den Zuschauern spricht, dann soll wohl sein, dass da auch mal was zurückkommt. Als Trainer sollte ich mich auf das Sportliche konzentrieren“, kritisiert Senel, dessen Bruder Cüneyt Trainer des VTS ist. Beide Vereine beschuldigten sich gegenseitig, den Abbruch letztlich verursacht zu haben.

Moala plädiert für Abbruch

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Nach der Suche nach dem Kugelschreiber, ging es für beide Mannschaften zunächst in die Kabine. „Nach ein paar Minuten kam der Schiedsrichter zu mir und fragte nach, ob wir weitermachen sollen. Da habe ich ihm gesagt, dass ich es nicht verantworten könne, meine Mannschaft wieder rauszuschicken. Darauf hin wurde das Spiel dann abgebrochen“, schildert Moala die Situation. „Wenn ich mich bedroht fühle, dann rufe ich die Polizei oder den Schiedsrichter zur Hilfe. Ich habe keine Bedrohungen wahrgenommen“, reagiert Senel auf die Vorwürfe gereizt.

Er vermutet einen anderen Hintergrund: „Lendringsen war optisch im Spiel vielleicht die überlegene Mannschaft, hatte aber keine Torchancen. Wir hatten die besseren Möglichkeiten und wäre es weitergegangen, hätten wir das mit zehn Leuten auch noch gewinnen können. Vielleicht hatte Ahmed einfach keine Lust mehr auf das Spiel“, sagt Senel leicht sarkastisch.

Lendringsen hofft auf harte Strafe

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Für die Lendringser steht fest, dass der Abbruch rechtens war. „Es sind immer die gleichen Vereine, die Theater machen und da muss der Kreis jetzt endlich mal durchgreifen. Wenn das Kreissportgericht das nicht hinbekommt, dann gehen wir halt in die nächsthöhere Instanz. Ich habe schon zu Torsten Strott gesagt, dass wir das durchziehen werden bis zur letzten Instanz“, verspricht Moala, dessen Mannschaft zum zweiten Mal in Folge ein Spiel gegen den VTS Iserlohn nicht sportlich beenden musste.

Im Mai wurde die Partie beim Stand von 6:0 für Lendringsen abgebrochen, da der VTS nicht mehr genügend Spieler auf dem Feld hatte. „Das war noch unter der alten Führung. Wir haben das nun übernommen und eine neue Mannschaft zusammengestellt. Sowas soll es nicht mehr geben. Unser Ziel ist es, einen Platz zwischen Platz fünf und zehn zu erreichen“, betont Senel, dass sich der Verein bessern möchte.

Bedeckt hält sich der Kreisvorstand bislang. „Es ist ein schwebendes Verfahren. Deshalb sage ich nichts dazu“, erklärt der Kreisvorsitzende Horst Reimann. Bis Mittwoch haben alle Beteiligten die Möglichkeit, schriftlich Stellung zu beziehen. Danach entscheidet sich, ob es zu einer Verhandlung vor dem Kreissportgericht kommt oder die Partie direkt neu angesetzt wird.