Menden. Beide Mannschaften haben wohl ihren Teil dazu beigetragen, dass das Spiel in der Kreisliga A Iserlohn abgebrochen wurde.

Wer hat mit seinen Äußerungen den Spielabbruch in der Fußball-Kreisliga A Iserlohn zwischen den BSV Menden II und VTS Iserlohn verursacht? Beide Mannschaften schieben sich die Schuld zu. Die Iserlohner erheben sogar schwere Vorwürfe.

Die 74. Minute läuft auf dem Nebenplatz des Huckenohl-Stadions. Gerade eben noch hatten die Gäste durch einen Distanzschuss die Chance, selbst in Führung zu gehen, als im Gegenzug ein Mendener Spieler im Strafraum zu Boden geht. Der Schiedsrichter zögert nicht, sondern zeigt auf den Elfmeterpunkt. Bis dahin verläuft alles normal.

Was aber in den folgenden Minuten passiert, wird wohl bald ein Sportgericht beschäftigen. Vor der Ausführung des Strafstoßes steht ein VTS-Spieler zu dicht am Schützen dran. „Der stand in dem Halbkreis drin und versuchte, den Schützen zu irritieren. Der Schiedsrichter hat ihn dann weggeschickt“, schildert Michael Fuhrmann, Trainer des BSV Menden II die Szene.

Üstün: „Spieler hat uns die ganze Zeit provoziert“

Dann wurde es ruppig. „Es war ein Mendener Spieler dort, der die ganze Zeit provoziert hat. Der dachte sich wohl, dass sich türkische Spieler leicht provozieren lassen“, sagte Aykut Üstün, Kapitän und Trainer des VTS Iserlohn und in dieser Szene mittendrin. „Ich stand an der 16er Ecke. Von unserer Seite gab es auch keine Proteste wegen des Elfers. Für uns ging es ja in dem Spiel um nichts mehr. Der Mendener Spieler hat dann allerdings weiter gemacht und uns beleidigt. Daraufhin ist mir das Wort Drecksnazi rausgerutscht. Das darf mir nicht passieren in dieser Situation, aber im Eifer des Gefechts ist es passiert“, gibt Üstün zu.

Die Entgleisung sei aber erst gefallen, nachdem der Mendener Spieler die VTS-Mannschaft rassistisch beleidigt habe. Den Vorwurf hat der Spieler gegenüber seinem Trainer abgestritten. „Unser Spieler hat gesagt: Es ist immer das gleiche. Das wurde auch so vom Schiedsrichter bestätigt, die Beleidigungen, die im Raum stehen, hat er nicht wahrgenommen“, war Michael Fuhrmann von den Vorwürfen überrascht.

Trainer Michael Fuhrmann kann die Vorwürfe aus Iserlohn nicht verstehen..
Trainer Michael Fuhrmann kann die Vorwürfe aus Iserlohn nicht verstehen.. © Dietmar Reker

Beide Vereine fühlen sich beleidigt

Üstün reagierte umgehend: „Ich bin dann noch zum Schiedsrichter hin und habe ihn gefragt, ob er gehört habe, was der Spieler gesagt habe“, erklärt der VTSler. Die Beleidigung wollten die Mendener nicht im Raum stehen lassen. „Dass wir als Nazis beschimpft werden, geht gar nicht. Ich kann klipp und klar sagen, dass ich sowas in der Mannschaft nicht dulden würde, wenn sich ein Spieler so äußern würde“, betont Michael Fuhrmann. Das Ende ist bekannt: Das Spiel wurde abgebrochen, nachdem der Schiedsrichter mit beiden Spielführern gesprochen hatte.

Bereits in der ersten Halbzeit des Spiels hatten sich die Emotionen kurz hoch geschaukelt. Auslöser war die Szene in der 32. Minute. Da bekamen zwei Spieler - einer von jeder Mannschaft - nach einer Rudelbildung die Rote Karte. „Das war auch die richtige Entscheidung. An den Roten Karten für beide Spieler gibt es nichts zu kritisieren“, betont Fuhrmann.

Stellungnahmen müssen abgegeben werden

„Es ging bei diesem Zweikampf etwas härter zur Sache, daraufhin gab es dann die Auseinandersetzung. Unser Spieler hat beim Verlassen des Platzes auch einige Äußerungen getätigt, die nicht in Ordnung sind. Das wird intern für ihn Konsequenzen haben“, verspricht Üstün. Danach beruhigte sich die Situation wieder. „Es verlief dann eigentlich ganz entspannt. Die Mendener Spieler waren bis auf den einen auch alle in Ordnung und wir haben uns verstanden“, sagt Üstün.

Beide Vereine wurden von Staffelleiter Dieter Woltermann aufgefordert, Stellungnahmen zu den Geschehnissen zu schicken. Nach Sichtung der schriftlichen Einlassungen entscheiden die Verantwortlichen des Fußballkreises Iserlohn, wie es weitergeht. Sollte der Rassismus-Vorwurf im Raum stehen bleiben, geht die Zuständigkeit direkt zum Verbandssportgericht in Kaiserau.

Keine Schlammschlacht starten

Dass der VTS so offensiv in den sozialen Netzwerken die Schuld in Richtung der Mendener schiebt, kann Fuhrmann nicht verstehen. „Dass vor allem im ersten Post noch ein Spieler von uns namentlich genannt wird, der die Äußerungen getätigt haben soll, geht gar nicht. Sowas gehört sich einfach nicht. Wir nennen ja auch keine Namen. Wir haben überlegt, ob wir dazu was sagen, lassen es aber sein. Sowas sollte nicht in den sozialen Netzwerken ausgetragen werden“, sagt Fuhrmann, der gemeinsam mit dem betroffenen Spieler und seinem Kapitän die geforderte Stellungnahme einreichen wird.

Nach dem Spiel gab es keine Vorfälle mehr. „Da war alles friedlich. Wir haben uns noch ganz normal mit den Mendenern unterhalten. Eigentlich haben wir ja auch ein gutes Verhältnis miteinander“, betont Üstün, der einst unter Kevin Hines, Trainer der Mendener Landesliga-Mannschaft, in Iserlohn trainierte.