Menden. Im zweiten Teil der Serie „Ist der Jugendfußball noch zu retten?“ geht es um die Mendener Vereine, bei denen es keinen Nachwuchs gibt.
Eigentlich müssten der Deutsche Fußballbund und seine Landesverbände in Alarmstimmung sein. Denn immer mehr Kinder und Jugendliche hören mit dem Fußballspielen auf und halten der vermeintlich schönsten Nebensache der Welt nicht die Treue. Sie haben keine Lust mehr oder es fehlt die Zeit, da sie inzwischen andere Aktivitäten attraktiver finden als den Fußball. Dann spielen andere Interessen eine große Rolle. Sicherlich gibt es viele Vereine, die können sich über einen großen Zulauf, gerade in den jüngeren Jahrgängen, nicht beklagen. Doch je älter die Kinder werden, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie aussteigen. Vor allem in den älteren Jahrgängen wie bei den A-Junioren ist der Schwund zu spüren. So gibt es in Menden nur noch eine komplette A-Juniorenmannschaft beim BSV Menden. Beim VfL Platte Heide und beim BSV Menden gibt es zudem eine Neuner-Mannschaft. Doch es gibt auch Vereine, die gänzlich auf die Jugendarbeit verzichten.
Die Zeiten, in denen die meisten Vereine in der Hönnestadt im ältesten Jahrgang eine, wenn nicht sogar zwei Teams gestellt haben, sind lange vorbei. Und der fehlende Nachwuchs dürfte in absehbarer Zeit auch immer größere Lücken bei den Senioren hinterlassen.
Zeitpunkt verpasst
Das sieht man im Fußballkreis Iserlohn beim Blick auf die B- und C-Ligen. In den B-Ligen wird die Zahl der Mannschaften Jahr für Jahr geringer. So dürfte es in absehbarer Zukunft nur noch eine B-Liga geben. Davon sind auch Vereine betroffen, die schon in den vergangenen Jahrzehnten auf eigene Jugendmannschaften verzichtet haben. „Jetzt dürfte es für eigene Jugendmannschaften auch zu spät sein. Denn die Klubs, die schon immer Nachwuchsteams gestellt haben, klagen ja jetzt auch schon über Mangel“, sieht Giuseppe Centorrino für den FC Italia Menden den Zug eigentlich schon abgefahren.
„Wir würden dann ja anderen Vereinen irgendwie auch etwas wegnehmen“, sieht der Italia-Chef auch organisatorische Probleme. Hinzu kommt auch eine gewisse Vorlaufzeit. „Eine Mannschaft muss sich ja auch erstmal entwickeln. Es ist ja nicht so, dass man uns gleich die Türen einlaufen würde. Die Kinder gehen dann auch schon zu den Vereinen, wo die Freunde oder Schulkollegen spielen“, weiß Centorrino. Und dann sieht er dann auch noch das Problem der fehlenden Mitstreiter. „Du brauchst Leute, die sich darum kümmern. Die Ehrenamtler werden ja auch nicht mehr. Und unser Verein ist so klein, der könnte zum Beispiel keinen Trainer bezahlen“, gibt der ehemalige Italia-Vorsitzende zu bedenken.
Kein eigener Platz
Beim GFV Olympos Menden sieht man andere Probleme als nur den fehlenden Nachwuchs. „Wir haben ja keinen eigenen Platz. Wir sind aber froh, dass wir in Bösperde spielen können“, sagt GFV-Vorsitzender Kosta Tzortzos, um dann auf die Probleme seines eigenen Vereines einzugehen. „Um unsere Situation müssen wir ja nicht groß herumreden. Wir kämpfen um den Klassenerhalt. Sollten wir absteigen, wird es schwer werden, die Mannschaft zusammen zu halten“, betont der Olympos-Boss. Das Dilemma seines Vereines liegt darin, dass man bereits in dieser Spielzeit auf Spieler zurückgreifen musste, die nicht aus Menden kommen und keinen Bezug zum Verein haben.
„Die Corona-Pandemie hat sicherlich auch seine Lücken gerissen. Wir wissen ja gar nicht, wie es weitergeht“, macht sich Tzortzos um seinen Klub schon berechtigte Sorgen, denn der Hönnestädter Grieche sieht noch lange keine Normalität beim Fußball einkehren. Dass sich Olympos angesichts der existenziellen Sorgen keine Gedanken um eine Jugendmannschaft macht, scheint verständlich. „Wenn es mal Nachfragen gibt, ob der Sohn nicht bei uns Fußball spielen könnte, empfehlen wir immer den Gang zur DJK Bösperde. Die haben dafür die notwendigen Strukturen. Eine Mannschaft aufzubauen, braucht Zeit und Geduld“, weiß Kostas Tzortzos. Um dann auch noch eine Erkenntnis nachzuschieben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Väter die selbst mal bei uns Fußball gespielt haben, sich den Verein für den Sohn selbst aussuchen. Und da können wir halt nicht mithalten“, kennt Tzortzos den Teufelskreis für einen Verein, der nur mit einer Mannschaft am Spielbetrieb teilnimmt.
Menden Türk einst mit Nachwuchs
Das Dilemma von GFV Olympos Menden findet man auch bei Menden Türk vor. Dort, am Schwittener Turnerweg hat es vor rund zwei Jahrzehnten mal zwei Nachwuchsteams gegeben. Allerdings konnten diese Nachwuchsteams keine Wurzeln schlagen. Schnell konzentrierten sich die Verantwortlichen bei Menden Türk nur auf den Seniorenbereich. Der zu seinen besten Zeiten sogar über drei Mannschaften verfügte - die erste Mannschaft stieg damals unter Trainer Rafael Lehmann sogar in die Bezirksliga auf. Selbst ein Altherren-Team wurde gestellt. Die Realität ist, dass die Mannschaft von Menden Türk in der B-Liga um den Klassenerhalt kämpft. „Gute Nachwuchsspieler schließen sich sowieso den überkreislichen Teams an“, ist eine weit verbreitete Meinung. Eine bittere Wahrheit.