Iserlohn. Dreimal lagen sie zurück, dann führten sie – am Ende unterlagen die Iserlohn Roosters in der DEL gegen Köln in der Overtime. So lief das Drama.
Torsten Ankert weiß, dass sich solche Äußerungen „blöd anhören“. Dennoch sagt der Kapitän der Iserlohn Roosters vor dem Heimspiel in der Deutschen Eishockey Liga gegen die Kölner Haie: „Köln ist gut gestartet in die Saison, spielt diszipliniert und hat gute Torhüter. Aber wenn wir unser Spiel spielen, uns ebenfalls an die taktischen Vorgaben halten, werden wir höchstwahrscheinlich gewinnen.“ Das war das, was sich Ankert und Co. ankreiden lassen mussten nach der Pleite gegen die Krefeld Pinguine: Sie hatten sich nicht an die taktischen Vorgaben ihres Cheftrainers Brad Tapper gehalten. Gegen Köln klappte das besser und es entwickelte sich ein Eishockey-Drama, das erst in der Verlängerung – 6:5 für die Haie – entschieden wurde. Ein Thema polarisierte.
Roosters: Besserer Start
Im West-Derby gegen die Kölner Haie starteten die Roosters wie vom Coach erwartet. Sie attackierten die Gäste aggressiv und erwischten in der durch die 3495 Zuschauer emotional aufgeladenen Atmosphäre der Eishalle am Seilersee den besseren Auftakt. Die beste Torchance vergab Brent Raedeke, der in der neunten Minute plötzlich in zentraler Position frei vor Haie-Torwart Tomas Pöpperle stand – diesen aber anschoss.
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Wenig später belohnten sich die Sauerländer, als sie ihre erste Überzahl im Spiel eindrucksvoll nutzten. Die ersten Schussversuche verfehlten das Kölner Tor zwar oder Pöpperle hielt. Doch nach einer klasse Passstafette über Kris Foucault und Nick Schilkey stand Taro Jentzsch am langen Pfosten frei und traf zur 1:0-Führung (13. Minute). Allerdings ließ die Antwort der Gäste nicht allzu lange auf sich warten, wurde jedoch durch die Roosters begünstigt.
Bailey vs. Uvira
Denn nach einem halb platzierten, halb ins Leere gelaufenen Ellbogencheck von Roosters-Stürmer Casey Bailey vor dem eigenen Tor gegen Kölns Sebastian Uvira mit anschließendem Handgemenge mussten beide auf die Strafbank. Als Sena Acolatse kurze Zeit später ebenfalls eine Zeitstrafe kassierte, standen die Roosters zu dritt vier Kölnern gegenüber. Dieses Powerplay nutzten die Gäste durch Andreas Thuresson zum 1:1-Ausgleich (15.). Iserlohns Torwart Andy Jenike war bei dem Schuss fast von der blauen Linie machtlos, da ihm die Sicht komplett verdeckt war.
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Bei „MagentaSport“ kommentierte Sebastian Uvira das Scharmützel mit Bailey und das erste Drittel. „Wir haben gesehen, dass Iserlohn ungeduldig wurde und sich Strafen genommen hat. Das haben wir ausgenutzt. Es war eine unnötige Aktion von Bailey. Er hat versucht, mich umzuhauen. Da muss er wissen, dass er mehr Respekt haben muss, vor allem bei mir.“
Roosters gleichen wieder aus
Nach der ersten Drittelpause erwischten die Haie den besseren Start. In der 22. Minute traf Quinton Howden zum 2:1 für die Gäste. Bereits in der 25. Minute schlugen die Roosters jedoch zurück und glichen durch einen Powerplay-Treffer von Kris Foucault zum 2:2 aus. Umso bitterer, dass sie wenig später ein Geschenk verteilten. Joe Whitney ließ sich in der Vorwärtsbewegung in der neutralen Zone den Puck stibitzen, Marcel Müller vollendete seinen Alleingang zum 3:2 für Köln (27.).
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Nach diesem Schock mussten sich die Roosters ein wenig sammeln, kämpften sich dann aber wieder ins Spiel – und glichen durch Ryan O’Connor erneut aus (36.). Eine Zeitstrafe gegen Bailey nutzten die Haie jedoch, um wieder in Führung zu gehen. Thuresson traf erneut per Fernschuss, dieses Mal war Jenike die Sicht nicht verdeckt, aber der Puck wurde abgefälscht (40.). „Wir ziehen in jedem Spiel zu viele Strafen“, sagte Taro Jentzsch etwas genervt in der Drittelpause bei „MagentaSport“, ergänzte aber kämpferisch: „Wir müssen einfach spielen, Druck machen, dann wird das noch was.“
Dramatisches Schlussdrittel
Und diese Worte befeuerte der Treffer zum 4:4 von Luke Adam (42.). Die Roosters präsentierten sich als Moral-Monster – und kämpften in einem dramatischen Schlussdrittel wieder um den Heimsieg. Riesengroß war deshalb der Jubel, als Kris Foucault per Schlagschuss zum 5:4 traf (51.). Dreimal lagen sie zurück, dreimal kamen sie zurück. Jetzt führten die Sauerländer wieder und die Halle bebte.
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Erst zwei Zeitstrafen gegen Köln, dann zwei gegen Iserlohn: Die letzten fünf Minuten waren nichts für schwache Nerven. Drei Roosters plus Jenike wehrten sich letztendlich gegen sechs Haie – bis 49 Sekunden vor Schluss wieder Andreas Thuresson zum 5:5 traf. Und wieder war sein Schuss abgefälscht, dieses Mal von Torsten Ankert. „Schieber, Schieber“, hallte es durch die Halle, als Hubert Labrie in der Overtime eine Zeitstrafe erhielt. Moritz Müller nutzte die Überzahl zum 6:5-Siegtreffer für Köln. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte Brad Tapper und forderte in Richtung der Schiedsrichter, von denen er die Roosters benachteiligt sah: „Das muss besser werden.“