Menden. Im zweiten Teil der Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ prüft die WP, ob Darts ein Sport ist. Das machen die Pheasant Pluckers aus Menden.

Darts erfreut sich in Deutschland einer immer größer werdenden Beliebtheit. Und auch in Menden gibt es seit zehn Jahren mit den Pheasant Pluckers einen Verein, der am Spielbetrieb teilnimmt. Doch handelt es sich bei dem Spiel mit den Pfeilen tatsächlich um Sport oder ist Darts nur eine Tätigkeit, die man in Kneipen zur Belustigung ausführt? Im zweiten Teil der Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ untersucht die MendenerSportredaktion anhand von fünf Kriterien, ob Darts eine Sportart ist oder nicht. In jeder Kategorie sind maximal fünf Sterne zu erreichen. Wenn 15 von 25 Sternen geschafft sind, erfüllt Darts die Sportdefinition.

Körperliche Belastung

Auf den ersten Blick wirkt Darts doch sehr statisch. Die Spieler stehen vom Board entfernt und werfen – entweder sehr zügig oder etwas langsamer die Pfeile in die Triple- oder Double-Segmente. Doch Jörg Harnischmacher, Pressewart und Spieler bei den Pheasant Pluckers, kennt die körperlichen Strapazen. „Im Vergleich zu den klassischen Sportarten wie Fußball oder Handball ist Darts körperlich nicht ganz so anspruchsvoll. Allerdings gibt es eine dauerhafte Belastung auf einem Körperteil – und das ist der Wurfarm. Wenn man zwei oder drei Stunden am Stück Darts spielt, dann merkt man das hinterher im Schulter- und Oberarmbereich“, erklärt Harnischmacher. Am nächsten Morgen wache man zwar nicht mit Muskelkater auf, aber Schmerzen habe man durchaus öfter.

Im Gegensatz zu den Profis, die bei der Darts-Weltmeisterschaft im Londoner Alexandra Palace, bei Temperaturen von 40 bis 50 Grad auf der Tribüne gegeneinander antreten, sind bei den Pheasant Pluckers Türen und Fenster in der Vereinskneipe Tina’s Sportlereck geöffnet. Somit gibt es nicht noch zusätzliche körperliche Belastungen aufgrund einer hohen Raumtemperatur.

WP-Wertung: 2 von 5 Sterne.

Mentale Belastung

Im Darts spielt die mentale Stärke eine zentrale Rolle, da man ein hohes Maß an Präzision und eine sehr gute Auge-Hand-Koordination braucht, um die Pfeile in die Segmente zu werfen, die anvisiert worden sind. „Der mentale Aspekt ist extrem wichtig. Man merkt es doch sehr stark, dass es sehr viele Trainingsweltmeister gibt, die im Training immer sehr gut spielen, – ich selbst zähle mich leider auch selbst dazu – und die mit dem mentalen Druck den entscheidenden Punkt machen zu müssen, nicht so gut umgehen können. Bei vielen fangen dann auf einmal die Hände an zu zittern. Das ist eigentlich kaum vorstellbar, weil wir in niedrigen Klassen spielen. Aber wer das ganze ernst nimmt , hat eine sehr starke mentale Belastung“, sagt Jörg Harnischmacher.

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Um diesem Druck Stand zu halten, ist vor allem eines wichtig – Konzentration. Wer sich gut auf den Moment fokussieren kann und alle anderen Dinge um sich herum ausblenden kann, kann im Darts erfolgreich sein. „Es gibt zwei Typen. Zum einen gibt es diejenigen, die ganz ruhig sind und quasi im Tunnel unterwegs sind und dann gibt es diejenigen, die sich selbst anfeuern oder sich Unterstützung von außen suchen. So hat jeder seinen eigenen Weg mit der Situation umzugehen“, erklärt Harnischmacher. Im Darts ist vieles möglich. Die Spieler können aus fast jeder Situation ein Match noch zu ihren Gunsten drehen oder einen sicher geglaubten Sieg noch verspielen. Das Momentum kann sehr schnell drehen. Vor allem die Tatsache, dass man am Ende mit einem Doppel ein so genanntes Leg beenden muss, kann die Spieler mental extrem belasten.

WP-Wertung: 5 von 5 Sterne.

Wettbewerb-Charakter

Dass Darts nicht nur ein Hobby ist, um Abende in der Kneipe zu verbringen, beweisen die Pheasant Pluckers. Denn die Spieler nehmen am Spielbetrieb teil. Aktuell treten die 20 Vereinsmitglieder mit zwei Mannschaften in der Bezirksklasse an. Bei den Mannschaftsspielen müssen immer mindestens sechs Spieler aus jeder Mannschaft anwesend sein.

„Es ist eine ganz normale Liga, vergleichbar mit Fußball oder Handball. Es gibt eine Aufstiegs- und Abstiegsregelung“, erklärt der Pressewart. Allerdings gibt es anders als beim Tennis oder Tischtennis keine genaue Mannschaftsaufstellung, nach denen die Einzel ausgelost werden. Jeder Teamcaptain stellt seine Seite ganz willkürlich auf. „Keiner weiß vorher gegen wen er spielt. Mir persönlich gefällt es immer gut, wenn ich meinen Gegner überhaupt nicht kenne und wenn ich ihn vorher auch noch nie spielen gesehen habe. Im Darts ist wichtig, dass man mit dem Board und nicht mit dem Gegner spielt. Das einzige worauf man achten muss, ist das Ende eines jeden Legs. Ich muss ja wissen, wie viel Punkte der Gegner noch Rest hat. Wenn mein Gegner einen großen Rückstand auf mich hat, kann ich wesentlich entspannter auf die abschließenden Doppel werfen“, erklärt Jörg Harnischmacher.

In der Bezirksklasse spielt jeder Spieler zwei Einzel. Zudem gibt es nach jeder Einzelrunde ein Doppel. Das bedeutet, dass es insgesamt 14 Matches gibt, die über Sieg und Niederlagen entscheiden. Auch ein Unentschieden mit einem Ergebnis von 7:7 ist möglich.

WP-Wertung:4 von 5 Sterne.

Regelwerk

Zu jeder richtigen Sportart gehören auch Vorgaben, die die Sportart definieren. Auch im Darts gibt es solche Vorgaben in Form von festen Regeln, wie Jörg Harnischmacher genau weiß. „Es gibt Einzel-, Doppel- und Triple-Segmente. Zudem gibt es feste Regeln, die je nach Modus variieren. Wir spielen im so genannten Straight-In-Double-Out-Modus. Das bedeutet, das wir das einzelne Leg, wo wir die Punktzahl von 501 schnellstmöglich auf 0 herunterspielen, beliebig beginnen können. Aber am Ende müssen wir das Leg auf einem Doppel beenden.“

Zudem gibt es zwei allgemein gültige Regeln. Zum einen müssen die Spieler exakt 2,37 Meter vom Board entfernt stehen. Zum anderen befindet sich der Mittelpunkt des Boards, das so genannte „Bulls-Eye“ auf einer Höhe von 1,73 Meter.

WP-Wertung:4 von 5 Sterne.

Sportsgeist/Fairplay

Im Darts hat das Fairplay eine übergeordnete Rolle. Um das zu gewährleisten gibt es zwar keinen Schiedsrichter, aber einen Schreiber. Der Schreiber notiert bei jeder Aufnahme, also noch drei geworfenen Darts je Spieler, welche Restpunktzahl der einzelne Spieler noch hat. Während der Aufnahme müssen die Spieler aber selbst rechnen, was ihr aktueller Punktestand ist.

„Coaching ist im Darts nicht erlaubt. Daher darf der Schreiber keine Hilfestellungen geben, allerdings darf man den Schreiber fragen, was man an Rest. Er darf dir aber keinen Weg erklären, wie man die Punkte schnell auf Null bringt“, erklärt Jörg Harnischmacher. Am Ende eines jeden Spieltages zählt aber am Ende der Fairplay-Gedanke. „Man ärgert sich zwar, wenn man verliert, aber man gratuliert dem Gegner zum Sieg. In den Ligen kennt man sich auch untereinander. Da kommt es selten zu Problemen“, so Harnischmacher weiter. Allerdings gehört auch eine gewisse mentale Kriegsführung hin und wieder zum Tagesgeschäft. „Wenn ich merke, dass mein Gegner einen guten Lauf hat, probiere ich natürlich diesen zu unterbrechen. Dabei kann ich den Wurfrhythmus entweder verlangsamen oder beschleunigen oder einen Dart absichtlich fallen lassen“, erklärt der Darter einige Taktische Varianten, die aber im Rahmen der regeln sind.

WP-Wertung: 4 von 5 Sterne.

Fazit

Darts gehört auch im Amateurbereich definitiv zu den anerkannten Sportarten, die die Sportdefinition erfüllen. Gerade im mentalen Bereich sind Konzentration und Fokussierung Dinge, die Darts zu einer Sportart machen. Zudem gibt es im Darts Wettkämpfe mit klaren Regeln, die von einem Zähler kontrolliert werden. Das Fairplay kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Es wurden in den Kategorien insgesamt 19 von 25 Sterne erreicht.