Menden. In ersten Teil der Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ überprüft die WP ob Showtanz eine Sportart ist oder nicht. Das ist das Ergebnis.
Der Begriff Sport ist für fast alle Menschen ein Wort, das in den meisten Fällen relativ locker über die Lippen kommt. In Sportarten wie Fußball, Handball oder Tennis kommen dem heimischen Sportler dabei kaum Hintergedanken auf. Doch wie sieht es bei Darts, Nordic-Walking oder Bosseln aus? Sind diese Aktivitäten wirklich richtige Sportarten – und was macht solch einen Sport eigentlich aus?
In unserer neuen Serie „Sportliche Grenzfälle im WP-Check“ stellt unsere Sportredaktion neun vermeintliche Sportarten vor und bewertet mithilfe von fünf Kategorien, ob es sich hierbei wirklich um eine richtige Sportart handelt oder nicht. Eine Sportart gilt nur als Sportart, wenn 15 von insgesamt 25 möglichen Sternen erreicht werden. Im ersten Teil geht es um den Showtanz.
Körperliche Belastung
Ein wesentlicher Bestandteil im Sport ist die körperliche Belastung. Sport wird oft mit Bewegung und Kraftanstrengung über einen langen Zeitraum in Verbindung gebracht. Für die Tänzerinnen und Tänzer der Mendener New Generation Dancecrew ist dieser Aspekt absolut kein Fremdwort. „Die Körperlichkeit fängt bei uns schon bei unseren jüngsten Mitgliedern an. Denn die Kinder arbeiten viel an ihrem Gleichgewichtssinn“, erklärt die Inhaberin und Trainer Jennifer Kersting. Nicht selten kommt es vor, dass die Tänzer 45 Minuten im Training durchtanzen müssen, abgesehen von maximal zwei kurzen Trinkpausen. „Dieses Trainingspensum ist sowohl für die Koordination als auch für die Kondition enorm wichtig. Denn wenn wir einen Auftritt haben, dann tanzen die Mädels natürlich noch einmal ganz anders als im Training. Bei einem Auftritt geben die Mädels mehr als 150 Prozent. Das kann man natürlich nicht mit einem normalen Training vergleichen. Trotzdem sind auch hier wirklich der ganze Körper und alle Muskelpartien beansprucht. Nach einem Auftritt ist ein Muskelkater vorprogrammiert“, erklärt Jennifer Kersting, die die körperlichen Strapazen auch aus eigener Erfahrung kennt.
Wer sich dazu entschließt im Showtanzen aktiv zu werden, sollte körperliche Fitness mitbringen. Ansonsten seien Auftritte sowohl koordinativ als auch konditionell nicht zu überstehen, wie Jennifer Kersting weiß. „Durch unser Training wird man körperlich auf jeden Fall fit“, sagt die 30-jährige Mendenerin.
WP-Wertung:5 von 5 Sterne.
Mentale Belastung
Ebenfalls eine zentrale Rolle im Sport spielt die mentale Belastung. Nur wer seinen Geist mit dem Körper in Einklang bringen kann, kann in den wenigen Augenblicken, die über Sieg und Niederlage entscheiden, seine Bestform abrufen. Und auch bei der New Generation Dancecrew kommt es bei ihren Auftritten auf die mentale Stärke an. „Ganz wichtig bei uns ist der Teamzusammenhalt. Wir haben in unserer älteren Gruppe 35 Mädels. Und man sagt ja normalerweise, dass so eine große weibliche Gruppe nicht unbedingt gut ist. Allerdings kann ich sagen, dass es in den vergangenen fünf Jahren eigentlich nie ernsthafte Probleme oder größere Streitereien gab. Bei uns hilft wirklich jeder dem anderen, auch wenn jemand etwas schwächer ist. Das ist eine Sache, die jede einzelne Tänzerin mental stärkt“, erklärt die Trainerin.
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Der Teamspirit sei von zentraler Bedeutung vor großen Auftritten. Denn wer mit einem guten Gefühl in den Auftritt geht, liefert in den meisten Fällen die optimale Leistung ab. Ein weiterer wichtiger mentaler Faktor ist die Konzentration. Wenn 35 Tänzerinnen 30 Minuten lang eine vorgegebene und einstudierte Choreographie möglichst synchron und fehlerfrei tanzen sollen, müssen sie in sich ruhen und mental absolut fokussiert sein. „Hierfür sind vor allem die Trainingseinheiten unmittelbar vor der Show wichtig. Auch hier ist das Teamgefühl entscheidend, denn jede Sportlerin geht mit dem mentalen Druck anders um. Manche sind sehr locker und andere sind sehr nervös. Im Team können sich die Mädels gemeinsam unterstützen und vor Auftritten beruhigen“, erklärt Jennifer Kersting.
WP-Wertung: 5 von 5 Sterne.
Wettkampf-Charakter
Ein weiteres typisches Merkmal von Sport ist der Wettkampf-Gedanke. Ein Ligen- oder Turniermodus, wo es um Sieg und Niederlage geht, ist ein Inbegriff jeglichen sportlichen Verständnisses. Bei der New Generation Dancecrew ist das ein bisschen anders. „Richtige Wettbewerbe haben wir in dem Sinne nicht. Wir haben nur Auftritte und möchten die Menschen unterhalten. Allerdings zählt hierbei auch das Leistungsprinzip. Denn es geht ja um unseren Ruf, wenn wir eine gute Gesamtleistung zeigen, spricht sich das natürlich herum und es besteht die Chance, dass wir für weitere Showtänze gebucht werden“, erklärt Jennifer Kersting.
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Zudem zeigt die Anzahl der Auftritte der New Generation Dancecrew, dass oft um einiges geht. Abseits der Corona-Pandemie hat die Gruppierung rund 25 Auftritte im Jahr, bei denen sie für die Unterhaltung sorgen.
WP-Wertung: 4 von 5 Sterne.
Regelwerk
Regeln sind vor allem im Wettkampfsport wichtig und können über Sieg und Niederlage entscheiden. Da es im Showtanz aber keine Siege und Niederlagen gibt, gibt es auch kein klares Regelwerk. Die einzige Regel, an die sich die Tänzerinnen aber trotzdem halten müssen, ist die einstudierte Choreographie. Denn wenn nur eine Sportlerin sich nicht an den exakten Ablauf hält, ist der gesamte Auftritt ein Misserfolg.
WP-Wertung: 1 von 5 Sterne.
Sportsgeist/Fairplay
Um einen fairen sportlichen Wettbewerb zu garantieren, ist eine neutrale Person, wie zum Beispiel ein Schiedsrichter wichtig. Er sorgt dafür, dass alle an die Regeln halten. Auch einen Schiedsrichter gibt es im Showtanz nicht. Trotzdem hat das Fairplay untereinander eine Bedeutung. „Niemand macht jemanden einen Vorwurf, wenn er etwas falsch gemacht hat“, erklärt Jennifer Kersting.
WP-Wertung: 2 von 5 Sterne.
Fazit
Die New Generation Dancecrew hat bewiesen, dass Showtanzen die Aspekte einer Sportart überwiegend erfüllt. Die körperliche und mentale Belastung zeigen, dass es sich um Sport handelt. Es wurden 17 von 25 Sterne erreicht.