Menden. Für den in Menden beheimateten Henri Ruoste wird mit dem Olympia-Start ein Traum wahr. Warum die Tage vor der Abreise besonders stressig sind.

Es gibt sie in diesen Tagen, jene Wörter, die aufhorchen lassen und gewisse Sorgen wecken. Quarantäne ist ein solches. Wer deshalb hört, dass Henri Ruoste, dem in Menden beheimateten Dressurreiter, eine Quarantäne bevorsteht, der zuckt im ersten Moment zusammen, da der 39-Jährige wie berichtet in gut drei Wochen für sein Heimatland Finnland bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio starten möchte. Doch die Sorgen sind unbegründet. Im Gegenteil: Die Quarantäne ist der Start in einen nicht nur für ihn wahr werdenden Lebenstraum.

„Dressur-Blase“ in Aachen

Denn nicht nur der mit seiner Ehefrau Senta Kirchhoff und dem im August drei Jahre alt werdenden Sohn Niclas auf Gut Bertingloh lebende Dressurreiter muss sich abschotten. Die Quarantäne beginnt ab kommenden Dienstag für seinen belgischen Wallach Kontestro auf dem Gelände des CHIO in Aachen. Dort werden viele Pferde aus Europa, die in Japan gesattelt werden, zusammengezogen, bevor es am 15. Juli ab Lüttich/Belgien mit dem Flugzeug nach Tokio geht. Auch die deutsche Olympia-Equipe mit Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl, Dorothee Schneider und Ersatzreiterin Helen Langehanenberg findet sich in Aachen ein.

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„Die Reiter und Begleitpersonen müssen nicht in Quarantäne, sind aber natürlich mit vor Ort, um die Pferde weiter zu trainieren“, erklärte Ruoste. Er muss bei der Ankunft in Aachen einen negativen Corona-Test vorweisen, um in die so genannte „Dressur-Blase“ zu gelangen. Bis zum Abflug nach Japan sind zwei weitere Tests vorgeschrieben. „Und bei der Ankunft in Tokio müssen wir uns natürlich auch testen lassen“, sagte er. Bis ins letzte Detail wird sein erster Start bei Olympischen Spielen im Vorfeld geplant und manchmal entsteht ein gewisser Stressfaktor, da sich Vorgaben unerwartet ändern. „Aber die Vorfreude ist riesig und steigt gemeinsam mit der Anspannung von Tag zu Tag.“

Das Ziel des Finnen

Weil es neben den Corona-Gefahren auch andere Unwägbarkeiten wie zum Beispiel den für die Pferde ungewohnten, langen Flug nach Japan gibt, übt sich Ruoste mit Blick auf das sportliche Ziel bei seiner Olympia-Premiere noch in finnischer Zurückhaltung. „Ein realistisches Ziel wäre es, es ins Finale zu kommen, also die Kür, zu schaffen“, sagte er: „Das Finale erreichen die Top 18. Dieses Ziel haben wir fest im Blick.“

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Da Finnland bei den Olympischen Spielen in Tokio anders als unter anderem Deutschland keine Mannschaft stellt, geht Ruoste als Einzelreiter an den Start. Das heißt, für ihn beginnt der Wettbewerb mit der Gruppenphase des auf zwei Tage verteilten Grand Prix (24./25. Juli). Sechs Gruppen á zehn Reiter sind startberechtigt, darunter 15 Teams und 15 Einzelreiter.

Weil der Grand Prix als Qualifikation für die Einzel- und die Mannschaftsentscheidung dient, müssen Ruoste und Kontestro von Beginn an fit sein. Während die Team-Medaillen im Grand Prix Special am Dienstag, 27. Juli, vergebenen werden, fällt die Entscheidung um die Einzelmedaillen am Mittwoch, 28. Juli, in der Grand Prix Kür.

Auch Ehefrau Senta reist nach Tokio

„Die Olympischen Spiele werden mit Sicherheit ein einmaliges Erlebnis“, erzählte auch Ruostes Ehefrau Senta Kirchhoff, die selbst zu den Top-Dressurreiterinnen in Deutschland zählt. Von der nationalen Spitze um Isabell Werth, Jessica von Bredow-Werndl und Co. ist die gebürtige Iserlohnerin noch einige Prozentpunkte entfernt.

Das ändert aber nichts daran, dass Kirchhoff ebenfalls nach Japan reisen wird, um ihren Mann zu unterstützen. „Ich kann zum Glück nach Tokio kommen und Henri live die Daumen drücken. Das freut mich riesig, dass ich bei so einem unglaublichen Erlebnis unter diesen Umständen dabei sein kann“, sagte sie. Denn selbstverständlich ist das nicht – in Zeiten, in denen einige Wörter aufschrecken lassen.