Menden. Die Mendener Dressurreiterin Senta Kirchhoff sorgt für Furore - nun sogar gemeinsam mit ihrem Ehemann. Das ist international fast einmalig.

Ihr Herz schlug höher. Vor Freude. Ihr Grinsen im Gesicht wurde immer breiter. Vor Stolz. „Es war so ein tolles Gefühl, gemeinsam in der Siegerehrung zu stehen“, sagte Senta Kirchhoff. Gemeinsam – damit meinte die in Menden beheimatete Reiterin aber ausnahmsweise nicht sich und ihr Pferd L’Arbuste. Sie sprach vielmehr über sich und Henri Ruoste, ihren Ehemann. Beim „Agravis-Cup“ in Oldenburg gelang Kirchhoff und ihrem Gatten etwas auf diesem Niveau sehr seltenes.

Daumen hoch auch für Henri Ruoste, Sieger mit Kontresto in Oldenburg.
Daumen hoch auch für Henri Ruoste, Sieger mit Kontresto in Oldenburg. © imago images/Stefan Lafrentz | Unbekannt


„Ein Ehepaar, das aktuell auf diesem Dressurniveau gemeinsam erfolgreich ist?“, wiederholte Julia Basic, als Pressesprecherin der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) szenekundig, die Frage – und antwortete: „Mir fallen höchstens der Schwede Patrik Kittel und seine australische Ehefrau Lyndal Oatley ein.“ In einem Atemzug mit diesen beiden Top-Reitern können in Zukunft Kirchhoff und Ruoste genannt werden.

Seit 2015 leben und arbeiten die aus Iserlohn stammende Senta Kirchhoff und der Finne Henri Ruoste auf Gut Bertingloh zwischen Menden-Halingen und Iserlohn-Sümmern. Vor gut zwei Jahren kam ihr Sohn Niclas zur Welt, vor etwa einem Jahr heirateten die beiden Profireiter. Seitdem geht besonders die Karrierekurve Kirchhoffs steil nach oben. Vor kurzem nahm sie erstmals an der Deutschen Meisterschaft in Balve teil und wurde anschließend in den Perspektivkader der FN berufen. Ihr Ehemann startete bereits vor Jahren für Finnland bei der Europameisterschaft und heimste Siege auf Grand-Prix-Niveau ein.

Da Kirchhoff mit L’Arbuste jetzt allerdings über ein Pferd mit Championatspotenzial verfügt, können aus Eheleuten auch mal auf Grand-Prix-Niveau Kontrahenten im Viereck werden. Wie in Oldenburg.

„Natürlich sind wir beide sehr ehrgeizig und stehen gerne ganz vorne“, erzählte Senta Kirchhoff lachend: „Aber einen internen Wettbewerb gibt es bei uns nicht. Wir sagen immer: Wenn einer vor uns sein darf, dann wir gegenseitig.“

Enge Prüfungshalle


Im Grand Prix von Oldenburg gelang es Ruoste sogar, mit Kontestro und 75,348 Prozent vor einem deutschen Championatspaar zu siegen. Dorothee Schneider und Sammy Davis Jr. wurden Mannschaftseuropameister 2017 und Mannschaftsweltmeister 2018, mussten dieses Mal aber dem im Sauerland lebenden Finnen den Vortritt lassen. Senta Kirchhoff und L’Arbuste, der Oldenburger Wallach wird von seiner Reiterin nur liebevoll „Mini“ genannt, belegten Rang vier – mit 71,783 Prozent hinter Schneider und Faustus (72,261 Prozent).

„Die Prüfungshalle ist sehr eng und war eine Herausforderung für Mini. Er war gerade im Grand Prix sehr schüchtern und konnte nicht so aus sich herauskommen“, sagte Kirchhoff, „im Special war das schon viel besser, aber insgesamt sind wir unter unseren Möglichkeiten geblieben – da geht noch mehr.“


Erst zum dritten Mal traten Kirchhoff und L’Arbuste in einem Grand Prix Special an. Sie landeten am Ende auf Rang drei (72,915) hinter Dorothee Schneider und Faustus (74,617) und – Henri Ruoste, der mit Kontestro und 76,255 Prozent erneut siegte. Lediglich Schneider trennte das Ehepaar also bei der Siegerehrung. Und neidische Blicke an ihr vorbei gab es wirklich nicht? „Mein Erfolg ist der Erfolg meines Mannes und das gilt auch andersherum, da wir uns gegenseitig unterstützen und helfen“, antwortete Senta Kirchhoff, um mit einem Augenzwinkern zu ergänzen: „Aber nächstes Mal bin ich wieder dran.“