Menden. Weg von der klassischen Saison, hin zu experimentellen Varianten. Die Vereine können sich nun entscheiden, wie die neue Saison aussehen soll.

Lehren aus der verkorksten vergangenen Saison hat derHandballverband Westfalen für seine aktuellen Planungen gezogen. Auf den Staffeltagen der einzelnen Klassen, die gerade stattfinden, hat der Verband den Vereinen Varianten vorgestellt, um die kommende Saison besser auszutragen. Das kommt auf die Vereine zu.

Die Ausgangslage

In der vergangenen Saison mussten die Handballer in Westfalen nach dem Saisonstart schnell wieder auf ihr Hobby verzichten. Nach dem Start am 3. Oktober haben die meisten Mannschaften vor der Herbstpause zwei Spiele bestritten. Nach der Herbstpause wurde die Saison aufgrund steigender Coronazahlen zunächst pausiert. Ende Januar hat sich der Verband dazu entschlossen, die Saison zu annullieren.

Die Überlegung des Verbandes

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Um solch ein Szenario zukünftig zu vermeiden, möchte der Verband neue Wege gehen. Statt eine klassische Saison mit großen Staffeln und Hin- und Rückrunde zu spielen, gibt es nun andere Überlegungen.

Die Varianten

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„Wir haben auf jede Spielklasse eine passgenaue Lösung erarbeitet, die wir den Vereinen bei den Staffeltagen vorstellen“, erklärt Andreas Tiemann, Vize-Präsident Spieltechnik im Handballverband Westfalen. In der vergangenen Woche gab es bereits die Vorschläge für die Ober- und Verbandsligisten. Die heimischen Landesligisten sind in dieser Woche dran. Die Vereine konnten aus vier Varianten auswählen. Für die Frauen-Verbandsligisten DJK Bösperde und SG Menden Sauerland gibt es folgende Möglichkeiten.

Variante 1: „Die erste Variante sieht vor, dass wir aus den 28 Verbandsligisten der Frauen zwei 14er-Staffeln bilden. Die würden dann eine klassische Saison mit Hin- und Rückspiel ausspielen“, erklärt Tiemann. Diese Variante ist praktisch die Bestandsvariante und würde keine Neuerungen mit sich bringen.

Variante 2: „Hier würden wir drei Staffeln erstellen und nach einem Zehnerschüssel spielen. Es würden dann zwei Neuner- und eine Zehnerstaffel entstehen“, sagt der Funktionär. Diese Staffeln würden dann eine einfache Runde spielen. Nach dem Ende der Hinrunde würden die Staffeln neue aufgeteilt in eine Play-off und Play-down-Staffel. Die Mannschaften auf den ersten Plätzen würden um die Aufsteiger ausspielen, die Mannschaften auf den hinteren die Absteiger. Das Konzept wäre innovativ.

Variante 3: „Bei der dritten Variante formen wir vier Siebener-Staffeln, die dann auch geteilt werden“, verrät Tiemann. Nach der Einfachrunde würden auch hier Play-offs, bzw. Play-downs folgen. Ziel des Verbandes ist es, aus den 28 Verbandsligisten wieder 24 zu machen. Soviele waren es vor Corona.

Variante 4: Diese Variante kam aus der Versammlung heraus von der DJK Coesfeld. Die brachten den Vorschlag ein, in zwei Neuner- und einer Zehnerstaffel zu spielen. Klassisch, mit Hin- und Rückspiel. „Diesen Vorschlag haben wir auch aufgenommen“, verrät Tiemann.

Die Einteilung

Auch was die Staffeleinteilung angeht, haben die Verantwortlichen den Vereinen die Entscheidung überlassen. Entweder der Verband lost die Staffeln zufällig zusammen, was weite Fahrten für die Vereine zur Folge haben könnte, oder sie teilen die Staffeln nach regionalen Aspekten zusammen. „Die regionale Einteilung wird von den Vereinen bevorzugt“,weiß Tiemann.

Die Frist

Bis Montagabend haben die Vereine Zeit gehabt, ihre Entscheidung dem Verband mitzuteilen. Stand Montagnachmittag hatte sich noch kein Favorit herauskristallisiert. „Das ist in der Verbandsliga ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Da lässt sich noch nicht ableiten, wie die Saison aussehen wird“, ließ sich Tiemann nichts entlocken. Zum Zeitpunkt hatten erst 60 Prozent der Vereine ihre Entscheidung mitgeteilt.

Das sagen die Mendener

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Realistisch sehen die Mendener Vereine die Planungen für die kommende Saison. „Eine 14er-Staffel fände ich alles andere als gut“, sagt Siggi Motzki-Biele, Trainer der SG Menden Sauerland. Je kleiner die Staffel, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Entscheidung fallen kann. „Mein Favorit ist die Idee von Coesfeld mit zehn Mannschaften. Ich glaube, dass wir da eine gute Staffel zusammenbekommen würden, bei der die Wege nicht zu lang wären“, ist Motzki-Biele sicher.

Auch an der Bahnhofsstraße in Bösperde sind die Varianten derzeit das Gesprächsthema. Am Montagabend haben sich Trainer Jan Hackerts und Frauenwart Holger Seeling final zusammengesetzt, um ihr Votum abzugeben. „Ich finde die Zahl von 28 Mannschaften schwierig zu verteilen“, sagt Hackerts, der in sein zweites Jahr als Trainer der Bösperder Frauen geht.

Sein Vorschlag sind auch kleinere Gruppen. „Man sollte nach so einer langen Pause keine ellenlange Saison spielen. Je mehr Spiele wir haben, umso mehr steigt das Verletzungsrisiko an“, weiß der Wittener. Gleichwohl versteht er Vereine, die auf die 14er-Staffel bestehen. „Dann hast du mehr Heimspiele und diese wirtschaftlichen Überlegungen spielen bei manchen Vereinen eine große Rolle“, weiß Hackerts.

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Kein Freund ist der Frauentrainer aus Bösperde von der zweiten Variante. „Die erschließt sich mir nicht. Wenn die ersten fünf Mannschaften sich für die Meisterrunde qualifizieren und du als Vorrundensechster gegen den Abstieg spielst, verstehe ich das nicht. Wenn alles schlecht läuft, musst du um den Klassenerhalt spielen, obwohl du nur knapp den Sprung in die Meisterrunde verpasst hast“, gibt Hackerts zu bedenken.

Auch den Coesfelder Vorschlag findet der DJK-Trainer überlegenswert. Unschlüssig ist Hackerts bei der Frage nach der Klasseneinteilung. „Ich verstehe, wenn die Vereine lange Fahrten verhindern wollen. Für uns wäre es leicht eine Staffel mit kurzen Wegen zu erstellen. Aber für Vereine wie Coesfeld oder Haltern, die fernab von allen liegen, wäre das keine optimale Variante. Sie müssten weiter lange fahren“, weiß Hackerts.