Balve. Gänsehaut, vor Begeisterung stockender Atem: Jessica von Bredow-Werndl gewann in Balve die DM-Kür – und setzte auch international eine Marke.

Isabell Werth und Dorothee Schneider kannten keine Gnade. Und das, obwohl sich Schneider mit den Nachwirkungen eines Schlüsselbeinbruchs herumplagt. Aber diese deutsche Meisterschaft in Balve, deren Kür-Entscheidung für Gänsehaut-Atmosphäre sorgte und Ergebnisse produzierte, für die es bei den Olympischen Sommerspielen in Tokio Medaillen geben dürfte, musste so enden. Also packten sich Werth und Schneider ihre Teamkollegin Jessica von Bredow-Werndl. Der Shooting-Star der deutschen Dressur entschied schließlich nach dem Titelgewinn im Special auch die Kür für sich.

Ab ins Wasser: Isabell Werth und Dorothee Schneider (von links) sorgten für das Bad der Deutschen Meisterin Jessica von Bredow-Werndl im Wassergraben.
Ab ins Wasser: Isabell Werth und Dorothee Schneider (von links) sorgten für das Bad der Deutschen Meisterin Jessica von Bredow-Werndl im Wassergraben. © Unbekannt | Petra Reker

„Ich kann den Reiterinnen ja nicht sagen, sie sollen schlechter reiten“, sagte Bundestrainerin Monica Theodorescu nach dem Grand Prix Special am Samstag schmunzelnd. Jessica von Bredow-Werndl stellte auf Dalera ihre derzeit fantastische Form bereits bei diesem Titelgewinn mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 84,883 Prozent unter Beweis. Dass bis zu den Olympischen Sommerspielen in Tokio (23. Juli bis 8. August) noch einige Wochen vergehen, sorgte die Bundestrainerin nicht.

Werth greift an

„Dalera erholt sich unwahrscheinlich gut und schnell“, sagte Theodorescu. Als ob es einer Bestätigung für diese Worte bedurft hätte, setzten von Bredow-Werndl und Dalera ihrem Auftritt im Sauerland am Tag darauf in der Kür noch die Krone auf. Wenngleich Dressur-Queen Isabell Werth nach zweiten Plätzen hinter der 35-Jährigen aus Aubenhausen nahe Rosenheim in den vergangenen Tagen wie angekündigt alle Register zog.

„Es ist sehr erfreulich, wie Bella sich gesteigert und entwickelt hat“, sagte die 51-Jährige aus Rheinberg, „das war ja auch der Wunsch und das Ziel.“ Als vorletzte Starterin ging Isabell Werth mit Bella Rose ins Dressurviereck – und ließ es salopp gesagt krachen. „Ich hatte mehrere Male Gänsehaut“, sagte Uwe Schmack, Vorsitzender des Märkischen Kreisreiterverbandes, über Werths Kür. Sagenhafte 90,975 Prozent, neue persönliche Bestleistung für das Paar, waren der Lohn. „Gut, oder?“, fragte Werth rhetorisch und höchst zufrieden grinsend nach der Vorstellung.

Internationales Ausrufezeichen

Allerdings bewies Jessica von Bredow-Werndl Nervenstärke. Denn Dalera und sie toppten Werths Ergebnis und ließen durch Genauigkeit, Ausdruck und gleichzeitige Leichtigkeit weitere Gänsehaut-Momente folgen. Ihre 93,025 Prozent sind nicht nur das höchste Kür-Ergebnis bei den nationalen Titelkämpfen, sondern zählen auch international zu den Top-Fünf-Ergebnissen. Lediglich die Britin Charlotte Dujardin und Valegro wurden zum Beispiel bei Olympischen Spielen noch höher bewertet.

„Es hätte nicht besser laufen können. Es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden. Dalera und ich sind einfach in einer richtig, richtig guten Form“, sagte von Bredow-Werndl mit Blick auf ihre drei Siege in Balve: „Trotzdem werden wir nach Hause fahren. Ich werde die Ritte analysieren und schauen, was man noch verbessern kann.“ Bei den Olympischen Spielen in Tokio zählt sie nach Balve neben Werth schließlich auch zu den Medaillen-, wenn nicht sogar Gold-Kandidatinnen im Einzel.

Balve Optimum: So ausgelassen feiern Sieger und Siegerinnen

Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und bekommt bei der Siegerehrung eine Champagnerdusche von der Zweiten, Isabell Werth (l).
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und bekommt bei der Siegerehrung eine Champagnerdusche von der Zweiten, Isabell Werth (l). © dpa | Friso Gentsch
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und reitet auf der Ehrenrunde. 
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und reitet auf der Ehrenrunde.  © dpa | Friso Gentsch
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und bekommt bei der Siegerehrung eine Champagnerdusche von der Zweiten, Isabell Werth (l).
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl gewinnt auf Dalera die deutsche Meisterschaft beim Grand Prix Special der Dressur und bekommt bei der Siegerehrung eine Champagnerdusche von der Zweiten, Isabell Werth (l). © dpa | Friso Gentsch
Das traditionelle Bad im Wassergraben: Sophie Hinners als Deutsche Meisterin wird von Katrin Eckermann und Katharina Offel in den Wassergraben geschmissen, weil sie den Titel zum ersten Mal gewann.
Das traditionelle Bad im Wassergraben: Sophie Hinners als Deutsche Meisterin wird von Katrin Eckermann und Katharina Offel in den Wassergraben geschmissen, weil sie den Titel zum ersten Mal gewann. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Deutsche Meisterin der Springreiterinnen: Sophie Hinners mit Vittorio. Hier wird sie nach der Siegerehrung gefeiert.
Deutsche Meisterin der Springreiterinnen: Sophie Hinners mit Vittorio. Hier wird sie nach der Siegerehrung gefeiert. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Ehrenrunde nach der Siegerehrung: Sophie Hinners, Deutsche Meisterin der Springreiterinnen.
Ehrenrunde nach der Siegerehrung: Sophie Hinners, Deutsche Meisterin der Springreiterinnen. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Siegerehrung der DM der Springreiterinnen: (von links) Katrin Eckermann, die Deutsche Meisterin Sophie Hinners und Katharina Offel.
Siegerehrung der DM der Springreiterinnen: (von links) Katrin Eckermann, die Deutsche Meisterin Sophie Hinners und Katharina Offel. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Deutsche Meisterin der Springreiterinnen: Sophie Hinners mit Vittorio.
Deutsche Meisterin der Springreiterinnen: Sophie Hinners mit Vittorio. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Deutsche Meisterin im Grand Prix Special: Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera.
Deutsche Meisterin im Grand Prix Special: Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Zum ersten Mal nach einem Schlüsselbeinbruch wieder hoch zu Ross bei einer Siegerehrung: Dorothee Schneider mit Showtime FRH.
Zum ersten Mal nach einem Schlüsselbeinbruch wieder hoch zu Ross bei einer Siegerehrung: Dorothee Schneider mit Showtime FRH. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Jessica von Bredow-Werndl lobt TS Dalera BB nach dem Sieg im Grand Prix.
Jessica von Bredow-Werndl lobt TS Dalera BB nach dem Sieg im Grand Prix. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Die Dressurreiterin Isabell Werth reitet auf Quantaz beim Grand Prix Special der Dressur.
Die Dressurreiterin Isabell Werth reitet auf Quantaz beim Grand Prix Special der Dressur. © dpa | Friso Gentsch
Für Sarah Nagel-Tornau und Carouge 8 lief es bei der DM der Springreiterinnen nicht wie erhofft.
Für Sarah Nagel-Tornau und Carouge 8 lief es bei der DM der Springreiterinnen nicht wie erhofft. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Das Wirtschaftsbündnis Green Circle ist beim Balver Optimum gegründet worden. Als Schirmherr steht CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak spontan bereit.
Das Wirtschaftsbündnis Green Circle ist beim Balver Optimum gegründet worden. Als Schirmherr steht CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak spontan bereit. © WP | Uwe Schmack
Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera auf der Ehrenrunde.
Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera auf der Ehrenrunde. © Petra Reker | Petra Reker
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl feiert den Gewinn in der Grand Prix Kür mit einer Champagnerdusche.
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl feiert den Gewinn in der Grand Prix Kür mit einer Champagnerdusche. © dpa | Friso Gentsch
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (M) gewinnt auf Dalera in der Grand Prix Kür vor Isabell Werth (r) auf Bella Rose und Dorothee Schneider (l) auf Showtime FRH. 
Die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (M) gewinnt auf Dalera in der Grand Prix Kür vor Isabell Werth (r) auf Bella Rose und Dorothee Schneider (l) auf Showtime FRH.  © dpa | Friso Gentsch
Isabell Werth und Dorothee Schneider (von links) sorgen für ein Bad der Deutschen Meisterin Jessica von Bredow-Werndl.
Isabell Werth und Dorothee Schneider (von links) sorgen für ein Bad der Deutschen Meisterin Jessica von Bredow-Werndl. © Petra Reker | Petra Reker
Die Deutsche Meisterin in Grand Prix Special und Kür: Jessica von Bredow-Werndl.
Die Deutsche Meisterin in Grand Prix Special und Kür: Jessica von Bredow-Werndl. © Petra Reker | Petra Reker
Siegerehrung nach der DM in der Kür: Jessica von Bredow-Werndl (Mitte) gewann vor Isabell Werth (links) und Dorothee Schneider. 
Siegerehrung nach der DM in der Kür: Jessica von Bredow-Werndl (Mitte) gewann vor Isabell Werth (links) und Dorothee Schneider.  © Petra Reker | Petra Reker
Der Springreiter Tobias Meyer reitet und gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten.
Der Springreiter Tobias Meyer reitet und gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten. © dpa | Friso Gentsch
Der Springreiter Tobias Meyer (M) gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten. Platz zwei belegt Maximilian Weishaupt (l) und Platz drei Patrick Stühlmeyer (r). 
Der Springreiter Tobias Meyer (M) gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten. Platz zwei belegt Maximilian Weishaupt (l) und Platz drei Patrick Stühlmeyer (r).  © dpa | Friso Gentsch
Der Springreiter Tobias Meyer (r) feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit dem Zweitplatzierten Maximilian Weishaupt (l).
Der Springreiter Tobias Meyer (r) feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit dem Zweitplatzierten Maximilian Weishaupt (l). © dpa | Friso Gentsch
Der Springreiter Tobias Meyer (M) feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit dem zweitplatzierten Maximilian Weishaupt (r) und dem drittplatzierten Patrick Stühlmeyer.
Der Springreiter Tobias Meyer (M) feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit dem zweitplatzierten Maximilian Weishaupt (r) und dem drittplatzierten Patrick Stühlmeyer. © dpa | Friso Gentsch
Der Springreiter Tobias Meyer feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit einem Bad im Wassergraben.
Der Springreiter Tobias Meyer feiert den Gewinn der deutschen Meisterschaft im Springreiten mit einem Bad im Wassergraben. © dpa | Friso Gentsch
Der Springreiter Tobias Meyer gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten und jubelt bei der Siegerehrung.
Der Springreiter Tobias Meyer gewinnt auf Greatest Boy - H bei der deutschen Meisterschaft im Springreiten und jubelt bei der Siegerehrung. © dpa | Friso Gentsch
Das Bad im Wassergraben gehört dazu für den Deutschen Meister Tobias Meyer.
Das Bad im Wassergraben gehört dazu für den Deutschen Meister Tobias Meyer. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
Tobias Meyer mit Greatest Boy auf der Ehrenrunde.
Tobias Meyer mit Greatest Boy auf der Ehrenrunde. © Dietmar Reker | Dietmar Reker
1/28

Bevor von Bredow-Werndl allerdings den Heimweg antreten konnte, galt es, sich frische Sachen anzuziehen. Denn nach der Sektdusche im Anschluss an die Siegerehrung ließen Isabell Werth und Dorothee Schneider, die mit Showtime und 89,775 Prozent wie im Special Dritte wurde, der Deutschen Meisterin das obligatorische Bad im Wassergraben zukommen.