Platte Heide. 20 Fußball-Spielerinnen der U17-Mannschaft des VfL Platte Heide gehen mit ihrem Trainer Helge Behnke nach Sümmern. Der Verein sucht nach Ersatz.

Es ist ein Fußballabend wie aus dem Bilderbuch: Die niedrige Sonne lässt den Platz des VfL Platte Heide Fußball hell leuchten, das Thermometer zeigt deutlich über 20 Grad. Ein Traum — wäre da nicht die Sache mit den U17-Juniorinnen des Vereins. „Zu unserer letzten Trainerbesprechung kam der ursprüngliche Coach unserer Mädels — allerdings nicht zur Besprechung, er legte uns da über 20 Abmeldungen hin. Fast unsere ganze Mannschaft wechselt zu den Sportfreunden Sümmern“, erklärt Matthias Luig, Jugendwart der Fußballer vom Hülschenbrauk.

Am Mittwoch findet hier ein spontanes Probetraining statt, zu dem Interessierte eingeladen sind. „Wir wollen natürlich versuchen, so viele Spielerinnen wie möglich zu kriegen, um vielleicht doch noch an den Start gehen zu können in dieser Saison“, erklärt Laura Heimann, die die neue Trainerin macht, gemeinsam mit Nina Werthschulte.

Drei Spielerinnen bleiben übrig

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Während sich die beiden älteren Mädels bereit fürs Training machen, kommt auch der Rest der Mannschaft langsam an — drei Spielerinnen sind von den 23 der vergangenen Saison noch übrig. Trotz der schwierigen Situation sind sie hochmotiviert. Für die Entscheidung ihrer früheren Teamkameradinnen haben sie wenig Verständnis. In der verdienten Trinkpause an diesem heißen Tag, erklären sie warum.

Für die zwölfjährige Ariana war ein Wechsel nach Sümmern kaum eine Option. „Ich möchte ja meinem Verein treu bleiben“, erklärt sie. Leonie (14) sieht das ähnlich: „Ich fand es total komisch, dass Sümmern plötzlich so ein Riesenthema war“, schildert sie. Vorher hätten die Mädels nie darüber gesprochen „und dann hat man sich auch ein bisschen gezwungen gefühlt, mitzukommen“, sagt sie. Genauso wie Olivia (12) hat auch sie sich entschieden, beim VfL zu bleiben.

Spielgemeinschaft als Alternative

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„Bei zwei, drei Mädchen sind wir uns noch nicht sicher, ob sie vielleicht doch hierbleiben“, erklärt Matthias Luig indes. Doch auch mit ihnen braucht der VfL mehr Mädchen. Und wenn das nichts wird? „Dann werden wir vielleicht eine Spielgemeinschaft mit einem anderen Verein bilden“, sagt Luig. Es ist keine große Truppe mehr, die hier zusammen spielt und trainiert, aber sie hält zusammen. Die Hoffnung auf eine vernünftige Saison, vielleicht wenigstens mit einer Neuner-Mannschaft, ist noch nicht gestorben. „Wir werden jetzt auf allen Kanälen Werbung für die U17-Mädels machen. Vielleicht erreichen wir Interessierte“, hofft Luig.

Für den Verein hängt an der drohenden Auflösung der U17 einiges. Schließlich ist diese Mannschaft auch immer die Perspektive der ganz jungen Mädchen des VfL gewesen. „Wenn sie irgendwann zu alt für die gemischten jüngeren Teams werden, dann freuen sie sich auf eine Mannschaft, in der Gleichaltrige sind“, erklärt Luig. Für die ersten Damen sind sie dann noch zu jung. „Wenn wir die U17 nicht mehr haben, sind sie also quasi schon fast gezwungen, den Verein zu wechseln.“

Jeden Mittwochabend Training

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Und das wirkt sich dann natürlich auch auf die Damenmannschaft aus. „Wir haben dann ja kaum noch die Möglichkeit, das Team aus unserem Vereinsnachwuchs zu bilden. Die Mädels sind ja vorher schon weg“, betont Luig. Während die fünf Mädels (zwei spielen ab der Saison in der ersten Damenmannschaft) auf dem Platz mächtig schwitzen, überlegt man am Spielfeldrand, welche Möglichkeiten man hat. „Das Traurige ist vor allem, dass wir dieses Jahr unser Frauen- und Mädchenfußballjubiläum hier beim VfL haben“, erzählt Luig.

Das hatte man sich wohl anders vorgestellt. Statt mit einer vollständigen Mannschaft steht man mit drei Mädchen da. Das Loch ist groß und es muss gefüllt werden. „Bis zum Saisonstart trainieren wir daher jetzt auch jeden Mittwochabend um 18 Uhr“, erklärt Coach Laura Heimann. „Wer Lust hat, vorbeizukommen ist herzlich willkommen — jederzeit.“ Das einzige, was Interessierte brauchen: Fußballschuhe. „Und sie sollten in Sportsachen kommen, unsere Umkleiden sind ja zu“, fügt Luig hinzu. Jetzt heißt es wohl erstmal Warten, Hoffen, Bangen, Daumendrücken. Damit der VfL es schafft, seine U17 zu retten und die nächsten Trainings bei diesem Bilderbuchwetter mit mehr als drei Mädels stattfinden.