Menden. Zum zweiten Mal in Folge muss der Kampfabend der Mendener Boxer abgesagt werden. Wie es um die Abteilung steht, verrät Dieter Fröndt im Interview.

Nicht nur Handball und Fußball haben in Menden eine lange Tradition, auch der Boxsport hat in der Hönnestadt eine Geschichte, die bis in die 1940er Jahre zurückgeht. In den vergangenen Monaten ist es ruhig geworden im Trainingsgym der Boxabteilung des SV Menden am Papenbusch in Platte Heide. Im Interview äußert sich Abteilungsleiter Dieter Fröndt über die aktuelle Situation, die Zukunft der Box-Gala und kontaktfreiem Training.

Dieter Fröndt, wie schlagen sich die Boxer im Lockdown?
Dieter Fröndt:
Das ist für uns als Vollkontaktsportart natürlich nicht ganz so einfach. Wie alle anderen Abteilungen können wir nicht so trainieren, wie wir es gewohnt sind. Unser Gym ist geschlossen, die Sporthallen sind zu, da bleiben uns nicht mehr so viele Möglichkeiten.

Was machen die Sportler, um in Form zu bleiben?

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Viel mehr als Laufen gehen, der Trimm-dich-Pfad am Hexenteich oder auch Schattenboxen bleibt den Jungs und Mädchen nicht über. Unser Trainer Willi Hömberg hat ja als Rentner auch viel Zeit und schnappt sich schonmal einen der Sportler und nimmt sie mit in den Wald, wo sie laufen können oder auch mal Baumstämme stemmen müssen. Willis Engagement ist immer noch sehr hoch und das obwohl er ja auch zur Risikogruppe gehört. Aber wir achten dann sehr darauf, dass die Regeln auch eingehalten werden.

Der Verein betreibt sein eigenes Box-Gym am Papenbusch. Wann kann dort wieder trainiert werden?
Das Gym ist im Grunde seit einem Jahr geschlossen. Wir haben damals Kontakt mit Alina Goldbach vom Sportamt der Stadt Menden gehabt, um abzuklären, was wir alles unternehmen müssten. Da hat sich schnell herausgestellt, dass die Auflagen, die wir erfüllen müssten, um wieder einen Trainingsbetrieb anzubieten, für uns nicht zu leisten sind. Wir müssten alle Geräte und den Ring nach dem Training desinfizieren und reinigen. Dafür bräuchte es viele helfende Hände und die haben wir in unserer kleinen Abteilung nicht. Deshalb müssen wir das Gym leider geschlossen halten.

Apropos kleine Abteilung: Viele Vereine beklagen einen Rückgang der Mitgliederzahlen während der Coronakrise. Eine Entwicklung, mit der auch Ihr Verein zu kämpfen hat?

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Ja, davon bleiben auch wir nicht verschont. Da sind wir beim SV Menden nicht die einzigen, denen das passiert. Es gibt Mitglieder die sagen, dass sie keinen Beitrag zahlen möchten, wenn sie nicht im Gym trainieren können. Das ist natürlich verständlich. Auf der anderen Seite appellieren wir auch an unsere Mitglieder, uns in dieser schwierigen Zeit die Treue zu halten, damit wir weiter unsere Kosten decken können. Wir liegen knapp unter 100 Mitgliedern, was ja keine große Zahl ist.

Die Zahl der Wettkämpfe war im vergangenen Jahr gering. Wie sind die Pläne für die kommenden Monate?
Der Westfälische Boxsportverband plant, einige Veranstaltungen durchzuführen. Bei den Wettkämpfen wird kein Publikum erlaubt sein und es dürfen neben dem Boxer nur die Trainer am Ring sein. Das ist natürlich schade für eine Sportart wie Boxen, die ja auch vom Publikum lebt.

Mit Chrissa Koutsochristos haben Sie ein großes Talent in Ihren Reihen. Wie kommt sie mit der Situation klar?
Für Chrissa sind im vergangenen Jahr leider einige große Kämpfe ausgefallen, unter anderem bei den Junioren-Europameisterschaften, an denen sie teilgenommen hat. Das tut mir für sie sehr leid. Das Mädchen hat ein großes Talent und ich hoffe, dass sie in diesem Jahr noch auf einige Kämpfe kommt.

Im November veranstaltet Ihre Abteilung die inzwischen traditionelle Box-Gala. Im vergangenen Jahr musste sie ausfallen, wie laufen die Planungen für dieses Jahr?

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Wir werden auch in diesem Jahr keine Box-Gala veranstalten und sagen den Kampfabend ab. Normalerweise hätten wir jetzt im April mit den Vorbereitungen für November begonnen, aber die Situation ist uns zu unsicher. Wenn man sieht, dass jetzt die Pfingstkirmes in Menden und auch die ganzen Schützenfeste abgesagt werden, dann sehe ich einfach nicht, dass wir im November unseren Boxabend mit 500 Zuschauern in der Schwittener Mehrzweckhalle ausrichten können. Und wenn man nur 100 Leute reinlassen dürfte, dann würde sich der Aufwand einfach nicht lohnen.


Trifft Sie der Ausfall und die fehlenden Einnahmen hart?
Nein, das wirft uns nicht aus der Bahn. Wir haben Rücklagen, auf die wir zurückgreifen können. Der Ausfall ist schade, aber dann geht es halt im kommenden Jahr weiter. Wichtig ist, dass wir uns nun alle die Ruhe antun und gesund bleiben. Bislang sind wir als Abteilung gut durch die Pandemie gekommen und mussten noch keinen Fall beklagen.