Menden. Eigene Herausforderungen statt Wettkämpfe. Für die 39-Jährige ist in diesem Jahr Kreativität gefragt.

Normalerweise ist das Jahr von Profi-Triathletin Verena Walter vollgepackt mit Wettkämpfen. Doch dieses Jahr war für die Athletin des MC Menden alles anders. Im Interview blickt die 39-Jährige auf ein verrücktes Jahr zurück.
Verena Walter, ein ziemlich ungewöhnliches Jahr geht zu Ende. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Verena Walter: Mein Fazit fällt eigentlich durchweg positiv aus. Meine Familie, Freunde und ich sind bis jetzt gesund durch das Jahr gekommen. Klar, habe ich mir das Jahr anders vorgestellt. Ich wäre sportbedingt viel verreist und hätte mehr von der Welt gesehen. Ich freue mich natürlich, wenn wir schnell wieder zur Normalität zurückkehren können. Aber so ergaben sich andere Dinge und ich habe viele neue Ecken in unserer Heimat kennengelernt. Ich lebe gerne hier im Sauerland und finde, man kann es hier super aushalten, auch wenn man nicht verreisen kann. An einem Triathlon-Wettkampf konnte ich ja teilnehmen und war dort auch in Topform, sodass ich das Rennen (Austria-Triathlon Podersdorf, Langdistanz) gewinnen konnte. Besser hätte es also nicht laufen können.

Sie haben in diesem Jahr aus der Not eine Tugend gemacht und einige verrückte Aktionen gemacht. Haben Ihnen diese selbst kreierten Wettkämpfe geholfen, um die Motivation aufrecht zu erhalten?

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Ja, ich brauche auf jeden Fall zwischendurch irgendwelche Highlights. Normalerweise sind das die Rennen. Wenn es die nicht gibt, muss etwas anderes her, wie z.B. die Sauerlandumrundung 354 Kilometer mit dem Tri-Rad, mein Lauf-Abenteuer auf dem Ruhrtalradweg, der Wings for life World Run (wo man vom Catcher-Car eingeholt wird), oder die zwei Everesting-Aktionen (in Garbeck und virtuell auf ZWIFT). Wenn man so viel trainiert, möchte man sein antrainiertes Fitness-Niveau auch gerne mal anwenden und bis an die Grenzen ausreizen. Das ist so, als hätte man einen Porsche in der Garage stehen und würde immer nur Brötchen hohlen fahren. Irgendwann will man das Gaspedal auch mal durchtreten (lacht).

Welchen Ihrer eigenen Wettkämpfe würden Sie noch einmal machen, welchen auf gar keinen Fall?
Ich bin jetzt ein bisschen auf den Geschmack gekommen, was extremere Rad-Events angeht. Doch so richtig an das Ultra-Radfahren traue ich mich noch nicht. Das Everesting draußen auf der Straße war weitaus weniger schlimm, als vermutet. Das könnte ich mir durchaus nochmal vorstellen, zumal es davon ja noch verschiedene Varianten gibt (10.000 Höhenmeter, oder z.B. Everesting auf Schotter mit dem MTB). Ob ich das virtuelle Everesting auf Zwift noch einmal machen werde, weiß ich nicht. Ich glaube, diese Erfahrung reicht mir einmal. Aber ich möchte es auf keinen Fall missen, das war eine super Aktion! Auch so ein Lauf-Abenteuer in Form eines selbst organisierten Etappenlaufes könnte ich mir noch einmal vorstellen, sofern der Körper es mitmacht. Dann vielleicht im hügeligen Wald anstelle des eher flachen Radweges an der Ruhr.

Inwieweit haben Sie schon das kommende Jahr geplant? Gibt es eine Art Notfallplan für den Fall, dass wieder zahlreiche Wettkämpfe ausfallen sollten?

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Die neue Saison ist in der Tat noch schwer vorherzusehen. Demnach habe ich auch noch keinen konkreten Plan. Ich würde auf jeden Fall gerne zwei Langdistanzen absolvieren. Denn dann würde ich die 25. Langdistanz finishen. Optimalerweise läge eine Langdistanz im Frühjahr, die andere im Herbst. Doch ob im Frühjahr schon Rennen möglich sind, bleibt abzuwarten. Momentan ist das für meine Trainingsplanung noch nicht relevant. Ich habe gerade zwei Wochen Saisonpause hinter mir und beginne nun langsam wieder mit dem neuen Aufbau. Die Trainingsplanung hat in diesem Jahr gut geklappt und ich denke, dass mein Trainer und ich das im nächsten Jahr ähnlich machen könnten. Das bedeutet, immer auf einem stabilen Niveau trainieren und dann spontan innerhalb weniger Wochen für ein mögliches Saisonhighlight richtig fit werden.

Was treiben Sie derzeit? Ist die Weihnachtszeit auch für Sie eine Zeit, um sich auszuruhen oder befinden Sie sich schon wieder in der Vorbereitung?
Ich hatte zwei Wochen Saisonpause. Mal kein Laufen und Radfahren, sondern ein bisschen wandern oder auch mal Nichtstun. Okay, das Nichtstun stimmt nicht. Als selbstständige Grafikdesignerin verbringe ich die freie Zeit dann eher im Büro.

Wie läuft die Vorbereitung nach der Pause ab?

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Nun starte ich mit Alternativtraining, wie z.B. Rollski fahren oder ein bisschen Krafttraining von zuhause aus. Am Wochenende stand die erste Radeinheit auf dem Plan. Darauf habe ich mich sehr gefreut. Ich sage mir aber auch immer: Schalte mal einen Gang zurück… es ist Winter und der Körper arbeitet anders als im Sommer! Die Phase mit 25 Stunden Training in der Woche kommt noch früh genug und dann wünscht man sich die Pause herbei. Ich versuche also die Winterzeit zu genießen. Ich mag dieses schummrige Winterlicht draußen und wenn man nach einer soliden Grundlageneinheit zurück ins Warme kann, auf die Couch, und einfach mal ein Buch lesen.


Gibt es durch die Corona-Maßnahmen Einschränkungen im Training?

Ich würde mir auf jeden Fall wünschen, dass die Schwimmbäder wieder öffnen. Denn das Schwimmen kann man nicht gut kompensieren (z.B. durch Zugseiltraining). Wasser ist ein anderes Element. Und in diesem muss man auch trainieren, um sich optimal vorzubereiten..