Menden. Von Feiern im Vereinslokal des Gegners bis zu bitteren Niederlagen- Zeitzeugen erinnern sich an die schönsten Derbygeschehnisse.

Im Fußball gibt es normale Spiele und es gibt Derbys. Diese Lokalduelle sorgen bei Aktiven und den Zuschauern eigentlich für zusätzliche Emotionen . In diese Kategorie der außergewöhnlichen Spiele fällt das Duell zwischen den Sportfreunden Hüingsen und dem BSV Lendringsen. Seit Jahrzehnten auch nur das „Bahnschrankenduell“ genannt. Am Samstag ist es wieder soweit, dann treffen die Protagonisten der beiden Klubs aus dem Hönnestädter Süden im Viertelfinale des DFB-Pokals auf Kreisebene aufeinander. Das Pokalspiel wird um 17 Uhr auf dem Kunstgrün im Ohl angepfiffen.

Die Offiziellen der beiden Vereine sehen diese Partie allerdings relativ nüchtern. „Irgendwie ist da nicht mehr die Brisanz drin. Das mag sicherlich auch daran liegen, dass beide Klubs im Jugendbereich bei Menden United gut zusammenarbeiten. Die beiden Vorstände verstehen sich gut“, sagt Torsten Strott, der erste Vorsitzende des BSV Lendringsen.

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Der Polizeibeamte vergibt für den Samstagabend die Favoritenrolle auch gleich an die Sportfreunde Hüingsen. „Hüingsen ist als Bezirksligist natürlich im Vorteil. Alles andere als ein Weiterkommen der Sportfreunde wäre eine Überraschung“, weiß Strott. Doch dann kommt beim BSV-Chef der sportliche Ehrgeiz durch. „Ich kann mit einer Niederlage leben, doch ich muss mich zumindest wehren“, fordert Strott bereits jetzt die nötige Einstellung seiner Mannschaft ein.

Da haben wohl die letzten Duelle mit den Sportfreunden Spuren hinterlassen. In den Jahren 2017 und 2018 stand man sich bei der Hüingser Sportwoche gegenüber. Lendringsen ging beide Male im Ohl mit 0:8 unter.

Siege mit großer Bedeutung

Davor landeten die Sportfreunde als Kreisligist einen Coup um Max-Becker-Sportpark - mit 6:0 demütigte man den früher übermächtigen Nachbarn auf eigenen Platz. Ergebnisse, die heute noch jeden mit blau-weißer Seele schmerzen.

Diese Partien der jüngeren Geschichte sind auch bei den heutigen Verantwortlichen der Sportfreunde Hüingsen in Erinnerung. „Diese Siege haben natürlich eine Bedeutung“, mag SF-Geschäftsführer Manni Mösta die Gedanken an diese Erfolge nicht unterdrücken. Zumal sie auch die endgültige Zeitenwende im Fußball im Hönnestädter Süden dokumentieren.

Raus aus dem Schattendasein

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Wenn der BSV Lendringsen im vergangenen Jahrhundert oft dominierte, fristeten die Sportfreunde ein Schattendasein - auch schon mal in unteren Ligen. Und damals waren die Duelle beider Vereine emotional unheimlich aufgeladen. „Da kam es schon mal vor, dass Nachbarn oder Arbeitskollegen rund um das Derby tagelang nicht miteinander sprachen“, erinnert sich mit Siegfried Kröger, ein Hüingser Urgestein. Reinhold Schlünder war über Jahrzehnte für den BSV Lendringsen im Einsatz. „Da passierte es schon mal, dass sich vor einem Derby der Alten Herren beider Vereine die Spieler stumm gegenüber standen. Selbst der übliche Handschlag bei der Begrüßung fiel aus. „Die hatten alle auf stur geschaltet“, erinnert sich der bekannte Lendringser Stuckateur-Meister.

Das Derby hat auch bei Klaus „Bimbo“ Jürgens - legendärer Torwart des BSV Lendringsen - Spuren hinterlassen. Eines seiner ersten Spiele im Dress der BSV-Ersten machte Jürgens Ende der 60er als junger Mann mit gerade mal 18 Jahren. „Das Spiel Hüingsen gegen Lendringsen konnte man damals auch mit drei Worten beschreiben: heiß wie Frittenfett. Das ist gewiss nicht einfach, wenn man auf einmal ein paar Hundert Hüingser gegen sich hat“, erinnert sich Jürgens, der damals als Torwart weder sich noch die Konkurrenz schonte und damit auch schon mal den Gegner gegen sich aufbrachte.

Frotzeleien gehören dazu

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Der Lendringser zeigt aber mit 66 Jahren noch die notwendige Einstellung. „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich gegen Hüingsen verloren hätte. Und die Sportfreunde sollen sich nicht so feiern lassen, weil sie jetzt besser dastehen. Früher hat man sich nach Niederlagen gegen Lendringsen immer bedauert“, schmunzelt das Torwartfossil. Aber auch in der „Republik“ wussten die Sportfreunde, wie man Siege gegen den damals ungeliebten Rivalen von der anderen Seite der Schranke auskostete.

„Wenn wir in Lendringsen spielten, ist immer das halbe Dorf mitgekommen“, erinnert sich Jupp Hose, von der Hüingser Kicker-Dynastie Hose. „Ich war Hose 5“, sagt sich der jüngste der einstigen Hüingser Fußball-Idole schmunzelnd. „Nach Siegen in Lendringsen sind wir dann ins Vereinslokal des BSV Lendringsen und haben dort ordentlich gefeiert. „Siegesfeier in der Höhle des Löwen“ - heute nur schwer vorstellbar. Eines stellte dann Jupp Hose auch noch klar. „Es sind zwar viele Sprüche gefallen, aber es blieb dabei. Prügeleien gab es keine“, weiß Hose. Letztlich ist es nur ein Fußballspiel.