Menden. Über Hilfsbereitschaft und komplizierte Testverfahren. Ein Tennisspieler beim VfL Platte Heide (Menden) berichtet von Quarantäne und Erkrankung.

Über 78.115 Coronainfizierte in Deutschland, 165 davon kommen aus dem Märkischen Kreis. Das sind Zahlen, die nach wie vor schlucken lassen. Und für viele Menschen sind es eben „nur“ Zahlen. Nicht, dass die Bedrückung nicht trotzdem groß wäre, doch für viele bleiben es eben erstmal Zahlen.

Doch was ist, wenn diese Zahlen plötzlich zu Namen werden – und zu Gesichtern? Wenn man plötzlich selber eine von diesen Zahlen ist?

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Genau das macht gerade Guido Ackermann durch. Er ist Geschäftsführer des VfL Platte Heide Tennis und positiv auf das Coronavirus getestet worden. Der 51-jährige Tennisspieler aus Iserlohn erzählt von der Quarantäne, dem Krankheitsverlauf und welche Reaktionen er erfährt.

„Kränklich gefühlt“

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„Eigentlich bin ich ganz froh, es jetzt zu haben“, erklärt Ackermann. Am Montagmorgen hatte er den Anruf vom Arzt bekommen. Seitdem befinden er und seine Frau sich in Quarantäne.

„Aber auch vorher sind wir nicht viel rausgegangen. Man hat sich ja schon eher kränklich gefühlt“, beschreibt Ackermann seine Situation.

Kuriose Bilder aus dem Ausland

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Vor etwas über zwei Wochen sind der Tennisspieler und seine Frau aus der Dominikanischen Republik zurückgekommen – und da wäre ihnen schon fast der erste Alptraum widerfahren: „Zwischendurch war gar nicht klar, ob wir fliegen können. Wir hatten Glück, doch noch den Flug zu bekommen“, erzählt Ackermann.

Guido Ackermann mit seinem Team, den Herren 50 vom VfL Platte Heide. Außer seiner Familie bieten ihm auch die Jungs in dieser Zeit Hilfe an.
Guido Ackermann mit seinem Team, den Herren 50 vom VfL Platte Heide. Außer seiner Familie bieten ihm auch die Jungs in dieser Zeit Hilfe an. © Privat | Privat

Einen Tag eher als geplant wurden die beiden nach Hause geholt. „Das war eine richtige Hau-Ruck-Aktion“, erklärt der 51-Jährige.

Es sind kuriose Bilder, die er beschreibt: vier Stunden am Flughafen, an dem nicht ein Laden geöffnet hat. Urlauber, die schon planen am Flughafen zu schlafen. Und dann ein Flugzeug mit teils leeren Plätzen. Die Welt steht wirklich auf dem Kopf.

Die tückischen Symptome

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Und auch bei Ackermanns zuhause herrscht jetzt ein ungewöhnlicher Zustand: Quarantäne. „Eigentlich hatte ich nur Husten und meinen typischen Heuschnupfen“, beschreibt Ackermann seine Symptome.

Außerdem habe er die typische Grippe-Schlappheit gefühlt. „Wenn man vom Sofa aufsteht, in die Küche geht und direkt schlapp ist“, lacht er. Fieber habe er nie gehabt. „Das ist das Tückische.“

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Doch dann seien Geschmacks- und Geruchsneutralität dazugekommen. Ein klares Zeichen für Corona, das hätten ihm auch Ärzte gesagt. „Ich habe das Desinfektionsmittel nicht riechen können. Das roch nach nichts“, schildert Ackermann. „Das war ein ganz komisches Gefühl.“

Viel Hilfsbereitschaft

Die Sache mit dem Coronatest

Wie kompliziert ist es, sich auf Corona testen zu lassen? Davon kann Guido Ackermann ein Liedchen singen. „Als ich die ersten Symptome hatte, hab ich beim Arzt angerufen.“ Der habe ihm gesagt, dass diese Symptome nicht ausreichen für einen Test. Beim Gesundheitsamt rief der Tennisspieler ebenfalls an. Und die Antwort war die gleiche.

Von einem Freund habe er dann erfahren, dass man im Internet einen eigenen Test anfordern könne. „Das hab ich dann auch versucht. Aber selbst da wurde mittlerweile der Antrag an einen Arzt weitergeleitet.“ In einem Formular musste man dann ankreuzen, welche Symptome man hat. Und beim ersten Mal sei auch hier eine E-Mail gekommen, die beinhaltete, dass ein Test nicht vorgesehen sei.

„Erst als ich das mit der Geschmacks- und Geruchsneutralität dazu geschrieben habe, kam dann die Rückinfo, dass ich einen Test kriege.“ Und dann sei es auch schneller gegangen: Innerhalb kürzester Zeit gab es sowohl den Test – per Post – als auch das positive Ergebnis. „Und dann hatte ich Mittwoch ungefähr 40 Telefonate.“

Und jetzt? Was macht man nach dem positiv ausgefallenen Test? „Ganz viel fernsehen. Und wir hatten die Zeit, endlich mal unsere Steuern zu machen“, lacht der Sportler.

„Und es sind alle sehr lieb“, erklärt er. Auch die ganzen Tennisjungs würden anbieten, für ihn einkaufen zu gehen. Ackermann nimmt’s mit Humor: „Ich hab schon gesagt, es kann ja jeder ein Teil holen.“

Sehnsucht nach dem Team und Sport

Ob er das Tennisspielen vermisst? „Ja, auf jeden Fall. Die Jungs, das Training, das Zusammensein.“ Normalerweise würd’s um diese Zeit mit dem Tennis losgehen – doch die Saison ist erstmal verschoben. Frühestens am 8. Juni geht’s mit dem Tennisbetrieb weiter. „Und dann wird das auch ‘ne enge Kiste, wenn’s regnet“, weiß Ackermann.

Eigentlich hatten er und seine Mannschaft am 1. Mai ein Testspiel gegen den TCM geplant. „Das wird wohl ausfallen.“ Ob das Jubiläum zu vierzigjährigen Bestehen des VfL stattfinden wird? „Ich denke, die Chance dafür liegt bei 50/50.“

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