Senta Kirchhoff: Darum sehnt sie sich so nach Wettbewerben
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Menden. Die derzeitigen Absagen von Reitturnieren schmerzen alle Pferdefreunde. Doch Senta Kirchhoff (Menden) leidet noch etwas mehr. Und das hat Gründe.
In ihren Worten schwingt die Sehnsucht nur so mit: „Ich kann es gar nicht abwarten, endlich wieder mit diesem kleinen Affen bei einem Turnier zu starten“, schreibt Senta Kirchhoff zu einem Bild, das sie jetzt auf ihrem Instagram-Kanal postete. Der Affe ist allerdings ein Pferd: Kirchhoffs schicker Oldenburger Wallach L’Arbuste. In der bevorstehenden „grünen Saison“, auf den großen Turnieren unter freiem Himmel, sollte die Karriere der beiden Fahrt aufnehmen. Mit Stars wie Isabell Werth oder Sönke Rothenberger wollten sie sich messen, doch Senta Kirchhoff und L’Arbuste müssen sich gedulden.
Auf Grund der Ausbreitung des Coronavirus wird derzeit ein Reitturnier nach dem anderen abgesagt. Prominentestes „Opfer“ ist das für Ende April geplante „Horses & Dreams“ in Hagen am Teutoburger Wald. Dort trifft sich gewöhnlich zum ersten Mal die komplette deutsche Dressurelite, denn „Horses & Dreams“ gehört wie die Deutsche Meisterschaft im Rahmen des Balve Optimum zu den Turnieren, bei denen Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu für den CHIO in Aachen und für den jeweiligen Saison-Höhepunkt sichtet. In diesem Jahr sind dies die Olympischen Spiele in Tokio – wenn sie denn über die Bühne gehen.
Nationale Spitze in Reichweite
Was die deutsche Dressurelite mit Senta Kirchhoff und L’Arbuste von Gut Bertingloh zwischen Halingen und Sümmern zu tun hat? Dem Paar wird vorhergesagt, bald dazu zu gehören. „Horses & Dreams“, die Deutsche Meisterschaft beim Balve Optimum – auf diesen großen Bühnen des Dressursports wollten sich die Sauerländerin und ihr Pferd, das sie liebevoll „Mini“ nennt, erstmals präsentieren.
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Welch großes Potenzial in ihnen steckt, das zeigten Kirchhoff und L’Arbuste den versammelten Experten vor gut vier Monaten im Rahmen des internationalen Festhallen-Reitturniers in Frankfurt – obwohl der Start vor allem für die 32-jährige Reiterin emotional herausfordernd war. Denn nur kurze Zeit zuvor war ihr Großvater verstorben.
„Es war eigentlich schrecklich für mich, die Entscheidung zu treffen, in Frankfurt an den Start zu gehen, da ich meinem Opa sehr nahe stand und sein Tod mich sehr trifft“, sagte Kirchhoff nach dem Turnier auf Nachfrage dieser Zeitung. „Aber meine Familie hat mich gestärkt und mir gut zugeredet zu starten, da mein Opa ein sehr ehrgeiziger und sportlicher Mensch war und auf jeden Fall gewollt hätte, dass ich reite“, ergänzte sie.
Balve Optimum- Kaminabend weckt Vorfreude auf Reitturnier
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Als ob diese Belastung nicht gereicht hätte, misslang Kirchhoff und L’Arbuste der Start ins Finale des Nachwuchspferde-Grand-Prix um den Louisdor-Preis. In der Einlaufprüfung zum Finale in Frankfurt, einem Kurz-Grand-Prix, war der damals neunjährige Oldenburger sichtlich überfordert mit der besonderen Kulisse in der Festhalle – und Kirchhoff gab auf. „Er war viel zu beeindruckt, und das wurde während der Prüfung immer schlimmer. Deshalb habe ich die Hand gehoben und abgebrochen, denn ich hätte die Prüfung nicht mehr vertrauensvoll zu Ende bringen können“, erklärte sie.
Großes Lob vom Experten
Geduld und Raffinesse sorgten dafür, dass sie und ihr Mann Henri Ruoste, ebenfalls ein Top-Reiter, L’Arbuste bis zum Finale an die Atmosphäre gewöhnten. Als zweites Starterpaar ging es in den finalen Grand Prix, doch an ihr Ergebnis von 73.220 Prozent kam keines der nachfolgenden Paare mehr heran. „Das war längst nicht alles, was er kann. Er ist hochtalentiert, kennt keine Grenzen. Eine Mischung aus Genie und Wahnsinn“, sagte Kirchhoff ebenso glücklich wie traurig: „Ich musste meine Zähne zusammenbeißen, das steht fest, aber ich bin für meinen Opa geritten.“
Ihre Einschätzung wurde dann vom Kommentator der Prüfung, Dr. Dietrich Plewa, untermauert. „Das war ein emotionales Highlight. Die Reiterin hat es geschafft, das Pferd innerhalb von zwei Tagen wieder auf ihre Seite zu bringen und Vertrauen aufzubauen“, sagte er und ergänzte: „Er bringt eine unglaubliche Leichtigkeit mit, das war heute alles vom Allerfeinsten. Etwas verhalten vielleicht noch, aber ich traue ihm eine ganz große Karriere zu.“
So, wie Kirchhoff ihren „Mini“ im vergangenen Jahr schonte, nachdem sie mit ihm in Hagen die Qualifikation für das Finale des Louisdor-Preises geschafft hatte, so stellte sie ihn nach dem Triumph von Frankfurt bei keinem bedeutenden Turnier mehr vor. Draußen sollen die nächsten Schritte in Richtung Werth, Rothenberger oder Dorothee Schneider erfolgen. „Aber unglücklicherweise müssen wir darauf noch etwas warten.“
Bis dahin trainieren Kirchhoff und L’Arbuste täglich auf Gut Bertingloh und schauen sich ihre Siegerbilder an – um die Sehnsucht wenigstens etwas zu verringern.
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