Der Reitverein Giebelwald kapituliert vor dem Coronavirus: Mit den „Giebelwald Classics“ fällt das größte Reitturnier in der Region aus aus.
Niederndorf. Die „Giebelwald Classics 2020“ sind abgesagt worden. Die Entscheidung sei „nach intensiven Gesprächen“ gefallen, schreiben Klaus und Uschi Grümbel sowie Christof Mielke für den Vorstand und das Marketing-Team in einer Erklärung, die am Donnerstag auf der Facebook-Seite des Reitverein Giebelwald veröffentlicht wurde. Das Traditionsturnier Auf der Hube hoch über Niederndorf hätte vom 24. bis 26. Juli wieder den Höhepunkt der Saison im Pferdesportverband Siegen-Olpe-Wittgenstein bedeutet.
Gewinn wird reinvestiert
Zeitlich ist das eigentlich noch ein wenig weg, aber allein schon aus wirtschaftlichen Gründen sei dieser Entschluss unumgänglich gewesen, betont Teamsprecher Christof Mielke. Viele der Sponsoren hätten im Augenblick ganz andere Sorgen, niemand wisse, wie deren finanziellen Dinge im Sommer aussähen. Das könne er als Unternehmer mit zwei Betrieben nur zu gut einschätzen und daher nicht verantworten, jetzt entsprechende Gespräche zu führen. „Selbst, wenn dann wieder geritten werden darf“, fügt er an.
Leicht ist es dem langjährigen Turnierorganisator nicht gefallen, seien die Sommerturniere doch stets mit einem ordentlichen Gewinn abgeschlossen worden, „der dann wiederum in die Vereinsarbeit investiert wurde, für Schul- und Therapiepferde und ähnliche Dinge“. Ganz entscheidend sei auch die Auswirkung auf die Mitgliedsbeiträge, „die dadurch so gestaltet werden können, dass Reiten ein Breitensport bleibt.“
Halte die Krise länger an, bedeute dies womöglich die Notwendigkeit neuer Strukturen, höherer Beiträge, um die Existenz des Vereins generell zu gewährleisten – wenn es keine Hilfe gebe. Damit ist der Freudenberger bei einem allgemeinen Punkt angekommen. Er vermisst ein klares Signal aus der Politik, das gerade den Sportvereinen aller Art mehr Unterstützung ankündige. Der RV Giebelwald sei finanziell gesund, gehöre aus seiner Sicht „zu den 30 Prozent, die am längsten durchhalten können.“ Schwierig werde es aber auch für seinen Verein, noch viel schwieriger für die vielen anderen, die wirtschaftlich nicht so breit aufgestellt seien. Dabei leiste jeder Sportverein eine wichtige soziale und gesellschaftliche Aufgabe, für deren Aufrechterhaltung sich die Politik entsprechend einsetzen müsse. Es werde viel diskutiert, „aber zu diesem Bereich habe ich noch nichts gehört“, klagt Christof Mielke. Er als Vereinsvertreter könne da nicht mehr tun, „als für diese Problematik zu sensibilisieren.“
In seinen Unternehmen und auf der Vereinsanlage würden derzeit die verschärften Anweisungen für Sicherheit und Besucherverkehr streng und verantwortlich umgesetzt. Viele Menschen hätten offenbar den Ernst der Lage noch nicht erkannt, müssten zum Beispiel auch täglich am Eingang weggeschickt werden, wenn sie mal eben auf die Idee kämen, den Reitverein in Gruppen zu besuchen, bedauert Mielke, der eine ähnliche Situation bislang auch nicht nur ansatzweise erlebt hat. Als vor einigen Jahren die Maul- und Klauenseuche in der Region auftrat, seien ähnliche Maßnahmen nötig geworden: „Aber da kannten wir den Gegner.“
Vorbereitung auf die „Westfälischen“
Und wenn nun im Sommer doch alles vorbei ist, ließe sich ein kleineres Turnier verwirklichen? „So etwas lässt sich nicht mal eben in vier Wochen anschieben“, wehrt Christof Mielke ab. Glücklicherweise sei das kleine Hallenturnier vor einigen Wochen gelaufen und werde es die große Ausgabe im Herbst geben. In Sachen Sommer geht der Blick aber schon auf die Westfälischen Meisterschaften für 2021. Ansonsten ist da die Hoffnung, die nächsten Wochen zu überstehen. In dieser Hinsicht erwartet der erfahrene Reitsportler Absagen für das Optimum in Balve und das Aachener CHIO. Die hätten große Turnierveranstalter im Rücken, könnten in dieser Hinsicht noch etwas länger mit solchen Entscheidungen warten.