Bamenohl. Fußball-Oberligist hat die Sportfreunde Siegen eine Halbzeit lang im Griff. Marvin Schulz gelingt ein Kuriosum.

Ein Derby, das alles beinhaltete, was einen emotionalen Fußball-Nachmittag ausmacht: Eine gigantische Kulisse, viele Tore und einige umstrittene Entscheidungen. Am Ende trennten sich die SG Finnentrop/Bamenohl und die Sportfreunde Siegen in der Oberliga Westfalen 2:2 (2:0).

Die Schlange vor dem Kassenhäuschen am Eingang des Sportplatzes am Bamenohler Schloss wollte gar kein Ende nehmen. Von allen Seiten strömten die Zuschauer an, um sich dieses Spiel nicht entgehen zu lassen. Die Hausherren reagierten und öffneten eine zusätzliche Kasse, damit alle Besucher auch pünktlich zum Anstoß vor Ort waren. 1150 zahlende Besucher gab Stadionsprecher Frank Altenhoff durch - Rekordbesuch für ein Oberligaspiel am Schloss. Zählt man die Kinder und Jugendlichen noch hinzu, sowie die Mannschaften aus den beiden Vorspielen der zweiten und dritten Mannschaft, dürften es noch deutlich mehr gewesen sein.

Siegener Fans auf dem Zaun sorgten dafür, dass die Partie mit achtminütiger Verspätung begann. 
Danielle Werlein jubelt nach seinem Treffer zum 2:0. 
Rekordkulisse: 1150 Zuschauer sehen das Südwestfalen-Derby. 
Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte. 
Siegener Fans auf dem Zaun sorgten dafür, dass die Partie mit achtminütiger Verspätung begann.  Danielle Werlein jubelt nach seinem Treffer zum 2:0.  Rekordkulisse: 1150 Zuschauer sehen das Südwestfalen-Derby.  Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte.  © WP | Tim Cordes

Doch bis die Partie anfing, mussten sie sich gedulden. Die 250 Sportfreunde-Fans, die sich in den Gästeblock quetschten, gingen auf die Barrikaden - buchstäblich. Sie kletterten auf die Bauzäune, die Block und Spielfeld absicherten und sorgten dafür, dass die Polizei und Sicherheitskräfte, die zahlreich im Einsatz waren, einschreiten mussten. Mit achtminütiger Verzögerung stand dann endlich das sportliche Geschehen im Mittelpunkt und da galt es vor allem für die SG Wiedergutmachung für die deftige 1:8-Niederlage in der Vorwoche bei der SpVg Erkenschwick zu betreiben. Was auch gelang.

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In der Anfangsphase entwickelte sich ein typisches Derby mit viel Kampf und Einsatz, aber selten mit spielerischen Momenten. Es dauerte 21 Minuten, bis der erste nennenswerte Schuss aufs Tor kam, Lukas Dettmer hatte Maß genommen und aus 20 Metern von Halblinks draufgehalten - jedoch erfolglos. Im Sturm startete die SG wieder mit Danielle Werlein und Marvin Schulz, Bernie Lennemann musste weiter passen. „Personell war es nicht einfach, kurzfristig haben sich Felix Schmitt und Daniel Tews noch abgemeldet, sodass ich umbauen musste“, erklärte SG-Trainer Ibou Mbaye.

Siegener Fans auf dem Zaun sorgten dafür, dass die Partie mit achtminütiger Verspätung begann. 
Danielle Werlein jubelt nach seinem Treffer zum 2:0. 
Rekordkulisse: 1150 Zuschauer sehen das Südwestfalen-Derby. 
Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte. 
Siegener Fans auf dem Zaun sorgten dafür, dass die Partie mit achtminütiger Verspätung begann.  Danielle Werlein jubelt nach seinem Treffer zum 2:0.  Rekordkulisse: 1150 Zuschauer sehen das Südwestfalen-Derby.  Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte.  © WP | Tim Cordes

Vor allem in der Offensive sah es zunächst gut aus, die Bemühungen waren zu erkennen und in der 39. Minute folgte die Belohnung. Christopher Hennes spielte einen Eckball hinein, der wieder zu ihm zurückkam, er behielt den Überblick und spielte auf die rechte Seite raus zu Julian Scheppe. Der legte sich den Ball auf den linken Fuß, schlug eine Flanke in den Strafraum, wo Marvin Schulz aufstieg und die Kugel ins Siegener Tor köpfte.

Ausgerechnet Schulz. Dem gelang mit dem Treffer ein Kuriosum, denn auch im Hinspiel hat er getroffen, damals allerdings noch im Trikot der Sportfreunde. Das Tor zeigte Wirkung, auf beiden Seiten. Es dauerte keine drei Minuten, bis der Ball wieder im SIegener Gehäuse lag. Phillip Hennes spielte von der Mittellinie einen Außenrisspass in die Nahtstelle der Siegener Abwehr, genau auf Danielle Werlein, der schneller als sein Gegenspieler war und auch vor dem heraus eilenden SF-Torhüter Christoph Theis an den Ball kam. Der Siegener Markus Pazurek lief seinen eigenen Torhüter um, was Werlein allein vor dem leeren Tor keine Zweifel mehr aufkommen ließ - 2:0. „In der ersten Halbzeit haben wir vieles richtig gemacht, da haben wir Einsatz gezeigt und gut nach vorne gespielt“, lobte Mbaye.

Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte. 
Entsetzen: Schiedsrichter Inan Bulut zeigt Nicolas Herrmann die Rote Karte.  © WP | Tim Cordes

Doch die Freude über den Vorsprung sollte nicht lange halten. Zwei Minuten nach dem Seitenwechsel kam Siegens Lars Schardt am Strafraum frei zum Abschluss und schob den Ball überlegt ins linke Eck. Keine 60 Sekunden später landete ein Chip-Pass hinter der Bamenohler Abwehr bei Georfios Mavroudis, der Zeit und Platz hatte, um den Ball ins lange Eck zu schießen - 2:2. Ausgerechnet Mavroudis, der spielte in der Hinrunde noch für die SG und wechselte im Winter zurück ins Leimbachtal.

Das war nie im Leben ein Platzverweis. Ich bin von vorne gekommen und habe keine aktive Bewegung zum Gegenspieler gemacht. Es ist schade, weil der Schiedsrichter ansonsten sehr gut gepfiffen hat.
Nicolas Herrmann, SG Finnentrop/Bamenohl, über die Rote Karte

Das Spiel war nun wieder offen und die Sportfreunde zunächst die bessere Mannschaft. Nur sehr selten befreite sich die SG noch aus der Umklammerung, kam kaum noch zu Chancen. Zu allem Überfluss kam dann noch die Szene in der 75. Minute: Zunächst wird Marvin Schulz im Mittelkreis gefoult, die Pfeife von Schiedsrichter Inan Bulut blieb jedoch stumm, wenige Sekunden später und keine zehn Meter von der Situation entfernt trennte Nicolas Herrmann seinen Gegenspieler vom Ball. Bulut pfiff Foul und schickte Herrmann zur Überraschung aller mit Rot vom Platz. „Das war nie im Leben ein Platzverweis. Ich bin von vorne gekommen und habe keine aktive Bewegung zum Gegenspieler gemacht. Es ist schade, weil der Schiedsrichter ansonsten sehr gut gepfiffen hat“, urteilte Nicolas Herrmann selbst. „Ich hätte die Karte auch nicht gegeben. Er muss vorher das Foul an Marvin pfeifen, dann kommt es gar nicht zu der Situation“, betonte Ibou Mbaye. Die Unterzahl blieb am Ende jedoch ohne Folgen.

SG Finnentrop/B. - SF Siegen 2:2 (2:0).

SG Finnentrop/Bamenohl: Shaqiri, Humberg, Ch. Hennes, Scheppe, Meyer, Kümhof, Ph. Hennes, Dettmer, Schulz, Werlein, Herrmann.-

Tore: 1:0 Schulz (39.), 2:0 Werlein (41.), 2:1 Schardt (47.), 2:2 Mavroudis (48.).

Schiedsrichter: Inan Bulut (Herne).

Rote Karte: Herrmann (75., Foulspiel).

Zuschauer: 1150.