Dortmund. Ausdenken kann man sich so etwas nicht, ohne dass der Verdacht aufkommt, die Phantasie sei mehr oder weniger mit dem Erzähler durchgegangen.
Es ist die Geschichte des jungen Stürmers Marvin Schulz vom Fußball-Oberligisten SG Finnentrop/Bamenohl. Der 19-Jährige kam im Auswärtsspiel beim ASC Dortmund zu seinem ersten Startelf-Einsatz und schoss beide Tore, das erste in der 20., das zweite in der 54. Minute.
Heraus kam ein wertvoller Punkt beim neuen Tabellenführer, ein Erfolg zweifellos, denn „vor dem Spiel hätten wir für dieses 2:2 unterschrieben“, sagte SG-Trainer Ibou Mbaye nachher trotz des späten 2:2 in der 89. Minute und lag wortwörtlich auf einer Wellenlänge mit seinem spielenden Co-Trainier Phillip Hennes. Schließlich waren die Finnentrop/Bamenohler ohne die gesperrten Lamine Kourouma (Rot) und Christopher Hennes (5. Gelbe) aufgelaufen. Daniele Werlein war verletzt. Dabei wäre hinten heraus sogar noch ein Dreier möglich gewesen. Denn Phillip Hennes setzte in der Nachspielzeit einen Heber aus spitzem Winkel noch auf die Torlatte (Hennes: „Den habe ich schon drin gesehen“), schon in der 70. Minute hatte er Alu-Pech gehabt.
Direkt nach dem Schlusspfiff auf dem Kunstrasen in Dortmund-Aplerbeck hatte Marvin Schulz jede Menge Gratulationen entgegengenommen. Niemand, der den Doppeltorschützen nicht abklatschte. Der war bereits in der warmen Jacke verschwunden, der Coach hatte ihm zwölf Minuten vor Schluss den wohlverdienten Feierabend gewährt.
Er war überglücklich. „Es ist schon was Besonderes für mich, als junger Spieler in der Startelf zu stehen. Vor allem bin ich erst seit vier, fünf Trainingseinheiten dabei und habe von Ibou diese Woche das Vertrauen bekommen.“ Der Coach hatte damit alles richtig gemacht. „Ein guter Einstand, das gönne ich ihm auch,“ sagte Mbaye nachher, „das freut mich sehr für ihn.“ Dass Marvin Schulz neu ist im SG-Team, merkte man ihm nicht an. Er passte sofort ins Spiel. „Ich habe mich direkt super verstanden mit den Jungs, sie haben mich super aufgenommen.“
ASC Dortmund - Finnentrop/Bamenohl 2:2
Finnentrop/Bamenohl: Shaqiri, Humberg, Lennemann (83. Tim Schrage), Scheppe, Meyer, Tews, Kümhof, Phillip Hennes, Dettmer, Schulz (77. Herrmann), Schmitt.
Tore: 1:0 Warschewski (21.), 1:1 Schulz (28.), 1:2 Schulz (54.), 2:2 Rausch (89.). - Schiedsrichter: Henry Schröder. Zuschauer: 170.
Das 2:2 sei ein Ergebnis dieser frühen spielerischen Harmonie. „Es ist natürlich umso schöner, jetzt auswärts und nach der Niederlage gegen Wattenscheid beim ASC Dortmund einen Punkt mitzunehmen,“ freute er sich für die gesamte Mannschaft und genoss natürlich seinen großen Anteil an diesem Ergebnis. Beide Male war seine Beteiligung groß. Sein 1:0 fiel zwar in die Kategorie „Abstauber“, doch hatte er den Angriff mit einem Pass auf Außen, zu Bernie Lennemann, eingeleitet. Der gab nach innen, Julian Scheppe fand zunächst in ASC-Torwart Joshua Mroß seinen Meister, doch den Abpraller versenkte Marvin Schulz.
Das 2:1 durch Schulz hatte mit dessen erstem Tor eines gemeinsam: Auch hier war Bernie Lennemann der Vorbereiter, diesmal direkt. Flach und scharf hate Lennemanmn die Kugel nach innen geflankt, Schulz fackelte keine Sekunde und jagte die Kugel ebenso flach ins Netz. Was zur Schlagzeile verleitet: Traumduo Lennemann/Schulz. Noch arg früh. Aber was dafür spricht, ist, dass sich beide aus ihrer Westfalenliga-Zeit beim FC Lennestadt kennen. „Wir haben unsere ersten Spiele dort zusammen gemacht, haben uns super verstanden“, erinnerte er sich, „Linksfuß-Rechtsfuß, das passt schon gut.“
Mit dem 2:2 war Ibou Mbaye zufrieden, mit der Leistung seiner Mannschaft, die beim Oberliga-Spitzenteam verdientermaßen zum Punktgewinn kam, sogar sehr. Aber da war wiederum ein spätes Gegentor. „Da hat man schon gesehen, dass die Vorbereitung nicht optimal war. Einige hatte Krämpfe, das hat man sonst nie gesehen. Da merkte man schon, dass die Testspiele, die wir geplant hatten, nicht alle stattgefunden haben.“