Grevenbrück. Was für ein Fußballspiel an der Habuche! Zur Pause sieht alles nach einem Auswärtssieg aus, dann dreht RWL auf.

Dawid Jaworski ist schon ein paar Jahre im Fußballgeschäft. Aber nach dem dramatischen 4:3 (0:2)-Heimsieg seiner Mannschaft gegen die Zweitvertretung von RW Hünsborn musste der Trainer von RW Lennestadt nach dem Schlusspfiff erst mal tief durchatmen, um runterzukommen.

„Das war der Wahnsinn. Unglaublich, was hier heute abgegangen ist“, hatte der 37-jährige Attendorner so ein Spiel schon lange nicht mehr erlebt. In der Nachspielzeit drehten die Gastgeber eine schon verloren geglaubte Partie. „Wir haben nicht aufgegeben und alles gegeben“, lachte Siegtorschütze Marcel Hanses, der Minuten zuvor nach dem 4:3 in einer Jubeltraube seiner Mannschaft verschwunden war.

Außenpfosten rettet RWL

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Dabei hätte die Begegnung vor 130 Zuschauern an der Habuche ein ganz anderes Ergebnis haben können – haben müssen. Denn nach dem späten 3:3 durch den eingewechselten Felix Sternberg (90.+3) war die RWL-Abwehr viel zu weit aufgerückt. Plötzlich stand Tim Schönauer, ebenfalls eingewechselt, allein vor RWL-Schlussmann Björn Raudszus, umkurvte den Grevenbrücker Routinier und hätte den Ball nur noch ins leere Tor schieben müssen. Aber der Hünsborner traf nur den Außenpfosten und hielt die Platzherren im Spiel.

RW Lennestadt warf noch einmal alles nach vorne und wurde für seinen leidenschaftlichen Kampf in der letzten Minute der vom jungen Schiedsrichter Erwin Hubert (SF Biggetal) angezeigten Nachspielzeit belohnt. Nach Vorarbeit von Lukas Heuel, der mit Kapitän Christopher Dietermann das Spiel seiner Mannschaft ankurbelte, köpfte Marcel Hanses das 4:3 und setzte den Schlusspfiff unter eine Partie, die aus Sicht der Platzherren so unglücklich begann.

Perfekte Chancenverwertung

In den ersten 45 Minuten nutzten die Gäste aus Hünsborn, die vor über zwei Jahren an der Habuche den Aufstieg in die Bezirksliga perfekt gemacht hatten, ihre wenigen Chancen eiskalt und lagen mit 2:0 in Führung. Vor den Augen seines Vaters Dieter, der schon beim Meisterstück am 5. Mai 2019 vor Ort war, brachte Kapitän Dennis Niklas die Löffelberg-Reserve mit 1:0 (11.) in Führung. Wenig später schob Max Theodor Sigmund überlegt ein und erhöhte auf 2:0 (16.).

Die beste Lennestädter Chance vereitelte nach 36 Minuten Hünsborns Torhüter Nico Halbe, der einen Kopfball von Dennis Volpert um den Pfosten drehte. Was die Gastgeber anschließend an klaren Tormöglichkeiten nicht nutzen konnten, war zum Haare raufen. „Wenn es in der Halbzeitpause 4:2 für uns steht, kann sich keiner beschweren“, ärgerte sich RWL-Keeper Raudszus.

1:3-Rückstand umgebogen

Zwei Minuten nach Wiederanpfiff war Arber Recica aus der Drehung mit dem schnellen 1:2 (47.) zur Stelle. Das sollte der Auftakt einer zweiten Hälfte werden, die keiner so schnell vergessen wird. Erst verpasste Sebastian Vater den Ausgleich, dann versetzte Oliver Rasche den Jaworski-Schützlingen den nächsten Nackenschlag. Hünsborns Nummer 7 schon den Ball zum 3:1 (73.) ins leere Tor. Jetzt reichte es Björn Raudszus endgültig, der wütend sein Trikot auf den Kunstrasen knallte.

Aber seine Mannschaft bewies Moral und gab nicht auf. Lukas Heuel traf in den Winkel und zum 2:3 (80.), danach blies RW Lennestadt zum Finale furioso (siehe oben). „Wir müssen das 4:3 machen. Eine Punkteteilung wäre in Ordnung gewesen. Meine Mannschaft ist jung und muss noch lernen“, sagte Hünsborns Trainer Andreas Schrage nach den dramatischen 95 Minuten an der Habuche.