Ottfingen. Die Ungewissheit ist groß bei den Sportvereinen im Kreis Olpe. Der SV Ottfingen wendet sich nun an seine Mitglieder.
Die Coronakrise stellt die Vereine vor besondere Herausforderungen, denn eine Blaupause für die aktuelle Situation gibt es noch nicht. Klar ist nur, dass viele Vereine auf eine harte Probe gestellt werden und sich auf Veränderungen einstellen müssen. Ein Verein, der seine Mitglieder nun in einem offenen Brief auf die Coronazeit eingeschworen hat, ist der SV Ottfingen.
Ungewissheit. Dieses Wort steht derzeit über allen. Sei es im Sport, bei dem niemand sagen kann, wann und wie es mit dem Wettkampfbetrieb weitergeht. Sei es in der Wirtschaft, wo viele kleine und mittelständische Unternehmen drohen in existentielle Schieflage zu kommen.
Ausgangslage ist schwierig
Beide Situationen sind für die heimischen Vereine keine einfachen Ausgangslagen, um ihre Zukunft zu planen. „Diese Ungewissheit ist das allerschlimmste“, weiß Pierre Schürholz, Ressortleiter Spielbetrieb beim Fußball-Bezirksligisten SV Ottfingen. Der 41-Jährige und seine Vorstandskollegen stehen vor einer Herausforderung, die es in dieser Form in der langen Historie des SVO genauso wenig gab, wie bei irgendeinem anderen Klub.
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„Du kannst dir keinen Rat einholen. Bei anderen Problemen kannst du dich immer an einige alte Vorstandsmitglieder wenden, um sie nach ihrer Einschätzung zu fragen, aber das geht jetzt nicht“, erklärt der Funktionär das Hauptproblem der Corona-Krise.
Das Corona-Virus hat Europa und die ganze Welt komplett im Würgegriff“, schreiben die Ottfinger Verantwortlichen in dem Brief.
Sponsorengelder drohen wegzufallen
Die Situation ist weitreichend und betrifft nicht nur die sportliche Situation. „Wir gehen davon aus, dass uns einige Sponsorengelder wegbrechen werden“, erklärt Schürholz, der sich - genau wie alle anderen Vereine - in einem kleinen Teufelskreis befinden. Die Klubs sind auf Sponsoren angewiesen, um ihre Angebote aufrecht zu halten und die laufenden Kosten zu decken.
Die Unternehmen ihrerseits leiden unter den Folgen der Coronakrise und sind selbst zum sparen gezwungen. Umso wichtiger erscheint in diesen Zeiten die bereits erwähnte Solidarität. „Wir hoffen natürlich, dass die Mitglieder uns auch in diesen schweren Tagen die Treue halten“, betont der Ottfinger Funktionär.
Offener Brief an Mitglieder
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„Damit wir in Zukunft handlungsfähig bleiben, wird der SV Ottfingen Maßnahmen einleiten, um den wirtschaftlichen Schaden so gering wiemöglich zu halten. Bleibt uns in dieser Zeit als Mitglieder treu“, heißt es dazu im Brief. Wie diese Maßnahmen konkret aussehen, dazu wollten sich die Ottfinger Verantwortlichen nicht äußern. Schürholz sagt nur soviel: „Wir werden sehen, wo wir noch Geld sparen können.“
Neben dem offenen Brief für die Mitglieder und die Öffentlichkeit gibt es ein zweites Schreiben des Vorstands, das an Spieler und Übungsleiter gerichtet ist und die Maßnahmen konkretisiert. Die ersten Reaktionen auf den Brief? „Waren äußerst positiv. Alle haben bislang zugesagt, ihren Teil beizutragen, um uns zu helfen. So eine Situation ist ja auch immer eine Charakterfrage“, freut sich Schürholz über die positive Resonanz.
Auch die Konzertveranstaltung „Siepen bei Sunnesching“ mit kölschen Bands, die am 20. Mai die Menschen auf den Sportplatz locken sollte, steht vor dem Aus. „Aber noch haben wir da nichts entschieden“, erklärt der Ottfinger verantwortliche. Drei Bands sollen an diesem Abend auftreten und für Stimmung sorgen.
Schürholz für Annullierung
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Neben der wirtschaftlichen Seite ist auch die sportliche Entwicklung ein großes Fragezeichen. „Der angedachte 20. April wird definitiv nicht hinhauen. Selbst in der Bundesliga wollen sie den Spielbetrieb ja nun bis zum 30. April aussetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Saison noch sportlich beendet wird“, mutmaßt der Ressortleiter, der sich für eine Annullierung der Saison aussprechen würde. „Ich glaube, dass es die fairste Lösung wäre“, sagt Schürholz.
Der SV Ottfingen wurde am letzten ausgetragenen Spieltag vom SV 04 Attendorn von der Tabellenspitze verdrängt. „Wir hätten in den kommenden Wochen viele direkte Duelle gegen die anderen Mannschaften oben in der Tabelle gehabt. Das wäre noch sehr spannend geworden. Attendorn hatte zuletzt einen super Lauf, aber auch Salchendorf und Weißtal sind sehr stark und hätten noch oben angreifen können“, analysiert der Bauingenieur.
Planungen für Sommer laufen
Die Planungen für die kommende Saison waren am Siepen schon sehr weit vorangetrieben. Mit Thorsten Seibert wurde ein neuer Trainer verpflichtet und bis auf Julian Scheppe, der zur SG Finnentrop/Bamenohl wechselt, haben auch fast alle Spieler schon ihre Zusage gegeben. „90 Prozent der Planungen sind durch“, betont Schürholz.
Auch der Umbau des Ottfinger Klubhauses, der seit langem geplant ist, wird noch weiter in den Hintergrund rücken. Aber das alles ist in diesen Tagen nicht wichtig, wie Pierre Schürholz richtig erkennt. „In diesen Tagen zählt nur eins: Dass wir alle gesund bleiben“, sagt der Funktionär, der den Tag herbeisehnt, an dem der Spielbetrieb wieder losgeht: „Heute Morgen war ich noch kurz am Platz. Und so ganz ohne Menschen ist die Atmosphäre dort oben ganz schön gespenstisch.“