Ottfingen. Jetzt ist Schluss: Nach jahrzehntelangem Engagement für Ottfingen und die Gemeinde Wenden gibt Kunibert Kinkel sein letztes Ehrenamt ab.

Als sich auf der Jahreshauptversammlung der Ortswegebaukasse Ottfingen am Donnerstag Kunibert Kinkel von seinem Vorstandsposten verabschiedet, ist dies nicht nur ein Wechsel auf der Führungsebene dieser speziellen Interessen- und Solidargemeinschaft. Er ist vielmehr das Ende einer Ära für die gesamte Gemeinde Wenden und ihre Bürger.

Der 75-jährige Ottfinger ist ein Mann, der sich mehr als 50 Jahre für seine Heimat engagiert hat, ein Unikum mit interdisziplinären Interessen in Sachen Kultur, Sport sowie Politik und Partei. Nun hat er sein letztes Ehrenamt abgegeben. „Man muss loslassen können. Und man muss es dann tun, wenn das Umfeld meint, dass man noch gut zu gebrauchen wäre. Nichts ist schlimmer, als wenn man den richtigen Zeitpunkt verpasst“, sagt Kunibert Kinkel.

Es ist das Jahr 1967, als Kunibert Kinkel, gerade einmal 23 Jahre jung, das Amt des Schriftführers beim Musikverein „Treue“ Ottfingen, wo er Schlagzeug spielt, übernimmt. Ab 1970 führt er den Vorsitz. Wenige Jahre später betritt er das politische Parkett, schließt sich 1974 der CDU-Ortsunion an und gehört ab 1975 zum Gemeinderat.

Beispielloser politischer Werdegang

Es ist der Anfang eines eindrucksvollen und beispiellosen politischen Werdegangs. Vier Jahrzehnte engagiert er sich als Politiker an allen Fronten: bis 1999 gehört er dem Gemeinderat an, ist dann nochmals von 2004 bis 2009 Fraktionschef, er ist zehn Jahre lang stellvertretender Bürgermeister sowie von 1989 bis 1994 der letzte ehrenamtliche Bürgermeister der Gemeinde Wenden. Zudem sitzt er von 1999 bis 2014 im Kreistag und beendet damit vor sechs Jahren seine aktive politische Laufbahn.

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Als ihm die Gemeinde Wenden 1999 den „Ehrenring“ verleiht und ihn 2010 zum „Ehrenratsherr“ ernennt, ist das eine nur logische Würdigung seiner großen Verdienste, wurde und wird Kunibert Kinkel aufgrund seiner stets sachlichen und versierten Art, die sich immer am Machbaren orientiert, doch weit über die Parteigrenzen der Union hinaus geschätzt. Gleiches gilt für den Sport, hat er doch seinen SV Ottfingen, bei dem er Ehrenvorsitzender ist, stets im Blick.

„Kunibert Kinkel ist derjenige, der am meisten vernetzt ist und der immer wieder gefragt wird“, sagt Ludger Wurm, stellvertretender Bürgermeister und kooptiertes Mitglied im Vorstand der Ortswegebaukasse. „Er konnte sich in einzelne Projekte immer so richtig einklemmen. Das ist seine Leidenschaft. Und wenn es einen gibt, der weiß, wie es gelingt, Mehrheiten für eine Entscheidung zusammenzubringen, dann er.“

Geringere Erschließungsbeiträge

1962 wird die Ortswegebaukasse in Ottfingen gegründet. Seit 1975 gehört Kunibert Kinkel dem Vorstand an, von 1990 bis 2004 als stellvertretender Vorsitzender, dann als Vorsitzender. „Ich bedanke mich bei allen Vorstandsmitgliedern und externen Unterstützern. Ohne geht es nicht“, so Kunibert Kinkel.

Neuer Vorsitzender für Ortswegebaukasse

Neuer Vorsitzender der Ortswegebaukasse Ottfingen ist Johannes Eichert, sein Stellvertreter Ludger Wurm.

Der Ehrenring der Gemeinde Wenden wurde außer an Kunibert Kinkel noch an folgende Personen verliehen: Heinrich Wurm, Elsbeth Rickers, Horst Herrendörfer, Roderich Schrage, Berthold Wirth (alle verstorben) sowie Gerd Müller.

Den Titel „Ehrenratsherr“ tragen außer Kunibert Kinkel noch Günter Grebe (verstorben) sowie Manfred Meurer, Gerd Müller, Alfred Kaufmann, Waldemar Lorenz und Lutz Schabelon.

„Meine Erfahrungen aus der Politik habe ich mit Leidenschaft eingebracht“, resümiert er selbst und erinnert sich dabei an einige Meilensteine. Beispielsweise in Sachen Bachstraße, bei der die Gemeinde einen Erschließungsbeitrag von 90 Prozent erheben wollte.

Kunibert Kinkel aber setzt durch, dass die Bachstraße, die von Ottfingen bis Hünsborn führt, als Hauptverkehrsstraße bewertet wird und sich somit die Sachlage umdreht. Der Erschließungsbeitrag betrug für die Grundstückseigentümer nur noch zehn Prozent. Im Jahr 2008 beantragt er dann erfolgreich, dass der Erschließungsanteil der Gemeinde bei Veranlagungen nach Baugesetzbuch von zehn auf 15 Prozent erhöht wird. „Auf so vielen Gebieten über Jahrzehnte tätig zu sein, ist mit vielen Belastungen verbunden“, sagt Kunibert Kinkel. „Urlaube und Familie habe ich immer meinem ehrenamtlichen Engagement hinten angestellt. Wenn meine Frau mir nicht den Rücken frei gehalten hätte, dann wäre das nicht möglich gewesen.“

Ab sofort ist die Reihenfolge auf seiner Prioritätenliste umgekehrt. Seine Ehrenämter hat er abgegeben. Für alles andere gilt aber wohl: Niemals geht man so ganz.