Gelsenkirchen. Zwar unterlag Fußball-Landesligist RW Hünsborn in der Veltins Arena auf Schalke mit 1:4 (0:1), aber was bleibt, sind unvergessliche Eindrücke.
Rüdiger Abramczik, einst „Flankengott“ genannt, drückte es diplomatisch aus. Auf die Frage, ob er in den Reihen des Fußball-Landesligsten Rot-Weiß Hünsborn einen Flankengott gesichtet habe, oder zimindest gute Vorlagen von außen, antwortete der 19-malige Nationalspieler und 198-malige Schalke-Sürmer: „Ja, da waren einige anständige Dinger dabei.“
Abramczik, heute 63 Jahre alt und drei Minuten von der Veltins Arena entfernt zuhause, war eines von mehreren Sahnehäubchen auf dem gigantischen Erlebnis von Rot-Weiß Hünsborn. Er war beim Spiel gegen den TuS Langenholthausen in der Veltins Arena eine Art „Pate“, saß mit auf der Hünsborner Bank und war vor der Partie in der Kabine. „Ich habe den Jungs ein bisschen erzählt. Dass sie keine Angst zu haben brauchen, hier zu spielen.“ Er sah aber auch, woran es den Hünsbornern fehlte: „Wenn du beide Stürmer verletzt hast, wird es schwer.“
https://www.wp.de/sport/lokalsport/kreis-olpe/jan-prothmann-rw-huensborn-die-atmosphaere-war-genial-id227168833.htmlMit den kreuzband-verletzten Marius Uebach und Luca Künchen fehlte der Elf von Trainer Andreas Waffenschmidt der komplette etatmäßige Angriff. Was ein Grund mit dafür war, dass dieser 21. September für die Hünsborner zwar ein gigantisches Erlebnis war, sportlich jedoch wenig erfreulich verlief. Mit 1:4 (0:1) unterlag die Mannschaft vomn Löffelberg dem TuS Langenholthausen in einem Spiel, das so gar nicht an ein Landesliga-Fußballspiel erinnerte - wegen des Drumherums halt.
Die Hünsborner Mannschaft hatte einen prima Start und schaute in den ersten 30 Minuten nicht wie der kommende Verlierer aus. „Da waren wir die bessere Mannschaft, hatten die etwas bessere Spielanlage,“ befand Kapitän Henrik Blecker, „dann bekommen wir ein ganz komisches Tor zum 0:1.“ Doch zeigte sich, dass Uebach und Künchen nicht auf einmal zu ersetzen sind, wenngleich Daniel Niklas, Torschützenkönig 2018/19 der Hünsborner Zweiten, seine Sache gut machte. Aber in der zweiten Halbzeit präsentierten sich die Rot-Weißen allzu häufig unorgansiert und fingen sich drei weitere Gegentore. „Mein Glückwunsch geht an den Gegner, das Ergebnis ist verdient,“ sagte Trainer Andreas Waffenschmidt.
1271 Fans verloren sich zwar in dem 66.000 Menschen fassenden Stadion. Kaum sichtbar, aber dennoch unüberhörbar. Sie machten richtig Lärm, ihr Jubel, ihre Gesänge hallten durch die Arena. Und das schon, als sich beide Mannschaften warm machten und der eine oder andere Spieler fast ehrfürchtig die hoch aufragenden Tribünen herauf blickte. Cool blieb Gabriel Annen, gemeinsam mit Manfred Arns 1. Vorsitzender des rot-weißen Vereins: „Ich hätte auch gern in Langenholthausen gespielt,“ sagte er augenzwinkernd, „da war ich noch nie, hier Auf Schalke allerdings schon öfter.“
Ein bisschen Aufregung
Trotz der vier Gegentore hatte es dem Hünsborner Torwart nicht die Laune verhagelt. „Es war ein superschönes Erlebnis,“ sagte Marcel Hagenbäumer. Zwar sind die Strafräume in Gelsenkirchen nicht größer als in der Landesliga, doch einen Unterschied machte der Keeper dann doch aus: „Das Spielfeld ist länger. Ich habe das bei meinen Abschlägen gemerkt.“ 18 Meter länger, hatte RWH-Betreuer Bernd Schönauer festgestellt.
Die Langenholthauser Spieler feierten mit ihren Anhängern nach dem Schlusspfiff enthusiastisch. Währenddessen standen die Rot-Weißen noch auf dem Rasen und schienen einerseits zu versuchen, die Niederlage zu verarbeiten - aber auch noch die letzten Züge dieser atemberaubenden Umgebung aufzunehmen. „Es war wirklich toll, die Anreise, das ganze Drumherum,“ schwärmte auch RWH-Kapitän Henrik Blecker nachher, „einfach wunderschön!“ Anders als sonst sei es schon gewesen, klar. Auch das Kapitänsamt. Ein bisschen Aufregung habe man rausnehmen müssen. „Wir sind ein bisschen verspätet angereist, es war dann ein wenig hektisch.“
Ungewohnte Lautstärke
Der große Unterschied zum „Landesliga-Alltag“ aber habe sich auf dem Feld offenbart: „Du kannst dich hier auf dem Rasen gerade noch mit dem Nebenmann unterhalten,“ spielte er auf die große und lautstarke Kulisse an, die man von den Sportplätzen der Landesliga natürlich so nicht gewohnt und wo die Kommunikation einfacher ist.
Ein persönliches Erfolgserlebnis war dem Hünsborner Thomas Alfes vergönnt. Genau gesagt: Zwei. Schon vor dem Anpfiff ragte ein großes Pappschild mit der Aufschrift „Thomas Alfes, Fußballgott“ aus dem rot-weißen Zuschauerblock. „Das war meine Familie und mein Kumpel,“ freute er sich und winkte in die Richtung.
Und: Alfes war es vorbehalten, das Hünsborner Tor zu erzielen. „Wenn man beim Stand von 0:4 ein Tor schießt, freut man sich natürlich darüber, wenn man schon mal hier in diesem Stadion ist.“ Auch ihn hat der Tag beeindruckt: „Wenn man hier vorfährt, in die Katakomben geht, das ist schon eine andere Welt. Da fühlt man sich für ein paar Stunden wie ein Profi.“
Für Andreas Waffenschmidt war das Spiel recht schnell abgeschlossen. „Jeder hat gesehen, wo unsere Probleme liegen.“ Im Angriff. Waffenschmidt: „Wir haben unheimlich Probleme, die Bälle vorne festzumachen, dann wird es über 90 Minuten unheimlich schwer, ein Spiel zu gewinnen.“ So war’s dann auch.
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