Iserlohn. 23 Jahre verbrachte Lasse Kopitz in der DEL – erst als Spieler, dann als Schiedsrichter. Ein weiteres kommt nicht mehr dazu.

Der Wahl-Iserlohner Lasse Kopitz hat über einen besonderen Weg Zugang zum 1000er Klub der Deutschen Eishockey Liga erlangt. Zu seinen 630 Einsätzen als Spieler – sein Debüt feierte er 1999 – kamen mehr als 400 weitere Partien hinzu, die er als Schiedsrichter leitete. An diesem Freitag wird der 43-Jährige zum letzten Mal in einem Hauptrundenspiel eingesetzt. Ob er nochmal in den Play-offs ran darf, ist noch unklar. Wir haben uns mit Lasse Kopitz aus diesem Anlass unterhalten, und zwar über…

…die Gründe, dass jetzt Schluss ist:

Nach so vielen Jahren in der DEL und im Profisport ist es für mich an der Zeit, vom Eis zurückzutreten. Die Jahre haben am Körper gezehrt, so dass ich inzwischen stärker auf die Gesundheit achte und noch mit einem halbwegs intakten Körper den Rest meines Lebens bestreiten möchte.

…die Gedanken, die ihn vor dem letzten Spiel beschäftigen:

An diesem Freitag habe ich mein letztes reguläres Saisonspiel. Wo ich eingesetzt werde, darf ich aufgrund der Anti-Manipulationsverordnung nicht sagen. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich schon darauf, nicht mehr so lange im Auto sitzen zu müssen, um zu den Spielen zu fahren, und stattdessen die Wochenenden mit der Familie verbringen zu können. Aber jetzt geht eine lange Zeit zu Ende, in der ich auf dem Eis gestanden habe. Als ich als Spieler aufgehört habe, war das relativ leicht, weil ich sofort Schiedsrichter wurde und einfach nur meine Rolle gewechselt habe. Aber jetzt ist es ein Abschied vom aktiven Profisport.

…die noch vakante Position des Roosters-Managers:

Erstmal muss ich sagen, dass es mir persönlich für beide Parteien sehr leid getan hat, was mit Christian Hommel passiert ist, den ich als Freund bezeichnen kann. Ich hoffe natürlich, dass ein guter Sportlicher Leiter gefunden wird.

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…seine wahren Zukunftspläne:

Die werde ich angehen, wenn meine Saison und die Play-offs vorbei sind. Bis dahin konzentriere ich mich auf meine letzten Spiele, versuche sie zu genießen und so gut wie möglich zu absolvieren. Ich hoffe ja, dass ich noch in den Play-offs eingesetzt werde. Aber das entscheidet sich von Spiel zu Spiel.

…besondere Spiele als Schiedsrichter:

Das ist ganz schwierig zu beantworten, weil wirklich alle Spiele etwas Besonderes waren. Im Grunde waren die Länderspiele, die ich gepfiffen habe, ein Extra, das ich gerne gemacht habe. Und in den Play-off-Partien war vielleicht der Adrenalin-Pegel höher.

…die Vorstellung, der Schiedsrichter Kopitz hätte eine Partie mit dem Spieler Kopitz leiten müssen:

Es wäre von beiden Seiten viel diskutiert worden, aber am Ende gewinnt immer der Schiedsrichter. Das liegt in der Natur der Dinge. Der Schiedsrichter Kopitz ist auch deutlich reifer als der Spieler Kopitz. Früher habe ich immer gerne gesagt: Als Spieler habe ich gelernt, das Spiel zu spielen, als Schiedsrichter habe ich angefangen, das Spiel zu verstehen. Und es ist gut, wenn man das Regelwerk kennt. Ich würde dem einen oder anderen Spieler raten, es zu lernen.

…die Umstellung vom Spieler mit rund 20 Minuten Eiszeit zum Schiri mit 60 Minuten Eiszeit:

Das war am Anfang eine große Umstellung, mit der ich sehr zu kämpfen gehabt habe. Für einen Schiedsrichter kommen sogar mehr als 60 Minuten zusammen, denn während es für Spieler und Zuschauer Unterbrechungen gibt, muss der Schiedsrichter trotzdem arbeiten. Er muss auch dann schauen, dass alles regelkonform abläuft, und deswegen stets konzentriert sein. Ich habe am Anfang schon meine Probleme damit gehabt, über die komplette Zeit fokussiert zu sein. Und es hat gedauert, bis das geklappt hat.

…das Eisstadion, in dem er am liebsten gepfiffen hat:

Tatsächlich gibt es eins, das ich als Schiedsrichter besonders vermissen werde. Dadurch, dass ich ja Iserlohner bin und nur sehr selten in den Genuss gekommen bin, hier zu pfeifen, was auch richtig ist, habe ich am liebsten in Berlin in der Mercedes-Benz-Arena gepfiffen. Ich mag das Stadion sehr und konnte den Einsatz immer mit einem Besuch bei meiner Mutter verbinden.

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…den verpassten Traum, einmal bei Olympia oder einer WM zu pfeifen:

Das hat leider nicht geklappt. Dazu bin ich zu spät ins Schiedsrichtergeschäft eingestiegen. Die Kollegen, die die Chance bekommen haben, Weltmeisterschaften zu pfeifen und beim IHF weiter aufzusteigen, waren jünger. Der Weltverband hat die Schiedsrichter gerne länger in seinem System. Allerdings habe ich viel in der Champions-Hockey-League pfeifen dürfen. Internationale Luft im Eishockey habe ich auf dem höchsten Level also doch geschnuppert. Ziele sollte man sich immer setzen, wenn man viel erreichen möchte. Aber wenn man realistisch ist, kann auch nicht jedes gesetzte Ziel erreicht werden.

…ein Thema, das ihm zum Abschied am Herzen liegt:

In der DEL und im Eishockey generell gibt es ganz viele ehrenamtliche Mitarbeiter, die die Zeitnahme, die Strafbänke und die Statistiken machen. Als Profi-Schiedsrichter war ich in der privilegierten Lage, Angestellter der Liga zu sein, habe dafür Geld bekommen und meinen Lebensunterhalt lange damit verdient. Ich möchte mich bei diesen Menschen bedanken, die sich ehrenamtlich betätigen und die den Job des Schiedsrichters, des Spielers und der Angestellten in den Vereinen leichter machen. Das rechne ich denen ganz hoch an.