Frankfurt/Iserlohn. Wolfgang Brück spricht im Interview über die zu Ende gehende Saison mit allen ihren Turbulenzen, und über seine heimlichen Helden.
Wolfgang Brück, der geschäftsführende Gesellschafter der Iserlohn Roosters, verzichtete nach der tiefen sportlichen Krise im Herbst mit den Trennungen von Trainer Greg Poss und Manager Christian Hommel weitgehend auf öffentliche Auftritte oder Stellungnahmen. Auch der rasante Aufschwung, der um den Jahreswechsel herum einsetzte, änderte daran nichts. Nachdem der Klassenerhalt am Sonntag perfekt gemacht wurde, stand Brück in Frankfurt der Heimatzeitung erstmals wieder Rede und Antwort.
Herr Brück, Sie können am Freitag gegen Schwenningen ein Spiel erstmals seit Saisonbeginn wieder entspannt angehen. Was ist das für ein Gefühl?
Wolfgang Brück: Für unsere Voraussetzungen ist das eine tolle Leistung, immer dabei zu sein. In den letzten zwei, drei Monaten haben wir tolles Hockey gezeigt. Wenn es dann um alles geht und man auswärts das Ding eintütet, dann kann man am letzten Spieltag mit den Fans und Sponsoren auch einfach mal feiern und muss nicht mehr nach unten gucken. Da ist Party angesagt, das macht mich total glücklich.
Schenken Sie Doug Shedden nun eine Feuerwehrmann-Ausrüstung?
Ich bin in den letzten Tagen immer nach einer Bewertung gefragt worden, und habe immer gesagt, dass wir erstmal die Ziellinie überschreiten müssen. Ich bin mit keinem Trainer so eng im Austausch gewesen, wie mit ihm. Er hat einen ganz großen Anteil an dem Erfolg. Umgekehrt habe ich immer davor gewarnt, als es beschissen lief, alles zu pauschalisieren. Es ist die gleiche Mannschaft, die im September und Oktober teilweise grausames Hockey gespielt hat. Es zeigt sich im Sport, welch enormen Einfluss der Headcoach und auch der Sportliche Leiter haben. Ich sage nie, dass die Trainer, die wir entlassen mussten, schlecht sind. Sie haben woanders auch Meisterschaften gewonnen. Du musst im richtigen Moment den richtigen Trainer haben. In der Kombination mit Greg Poss hat es nicht gepasst. Das war keine Weltklasse- oder Meistermannschaft. Sie war aber auch von vornherein kein Abstiegskandidat. In meiner Position nützt kein Schwarz-Weiß-Denken. Es ist manchmal schwierig, während der Saison gegenzusteuern. Aber man muss auch unsere medizinische Abteilung loben. Wir haben fast gar keine muskulären Probleme gehabt. Das sind Faktoren, die nicht so wahrgenommen werden.
Doug Shedden sagte, dass dies bislang sein härtester Job sei. Sie stehen seit 30 Jahren bei den Roosters in der Verantwortung. War es auch für Sie das härteste Erlebnis in der Zeit? Wie viele schlaflose Nächte gab es?
Es muss uns keiner bedauern. Der Trainer hat sehr gelitten und schlaflose Nächte gehabt. Man merkt, dass man älter wird und dass nicht alles so spurlos an einem vorbeigeht. Wichtig ist, dass man in meiner Position oder der des Headcoaches immer positiv bleibt. Ich war in einer Saison noch nie so häufig in der Kabine wie dieses Jahr. Gerade in den letzten zwei Monaten. Es ging darum, den Spielern Vertrauen zu geben. Sie haben mir gesagt, ich solle abwarten. Sie würden ein paar Siege einfahren und dann komme schon der Ketchupflaschen-Effekt. Und dann passiert das. Unsere Aufgabe ist es, nie draufzuhauen. Bei aller Kritik darf man nie den Menschen runtermachen. Das hat sich ausgezahlt. Sonst wären wir aus dem tiefen Tal nie herausgekommen.
Sie sagten gerade, dass man älter wird. Seit 30 Jahren sind Sie das Gesicht der Roosters. Bedeutet das, dass sie jetzt mal Jüngeren den Vortritt lassen?
Das ist heute kein Thema. Aber ich würde so einen Satz nicht andeuten, wenn meine persönliche Planung nicht irgendwann dorthin geht. Wenn es gewünscht ist, werde ich immer Rat und Tat geben. Gesellschafter bin ich sowieso. Auch wenn ich körperlich und geistig topfit bin, ist der Horizont irgendwann erreicht. Das entscheide ich nicht alleine und werde dies im Gesellschafterkreis konstruktiv diskutieren. Wenn wir abgestiegen wären und ich hätte dann Tschüss gesagt, sähe das Scheiße aus. Für mich war daher klar, dass ich das durchziehe. Ich mache das noch zeitlich befristet und übergebe es dann für den nächsten Schritt. Das ist dann gut für mich und gut für den Verein. Wir zünden dann die nächste Stufe. Ich kann das jetzt aus einer Position machen, wo wir die Klasse erhalten haben und mit der Euphorie einen positiven Weg fortführen können.
Sie haben Doug Shedden aufs Eis geführt und ihm dann die Bühne überlassen. Dabei standen Sie mit dem Rücken zu den Roosters-Fans an der Bande. Sie sind Rechtsanwalt, haben Sie das bewusst gemacht?
Es gibt manche Geschichten, die ich nie erzählen werde, wo man überrascht ist, wie Leute unter die Gürtellinie gehen. Ich mache den Job nicht, damit die Menschen mir zujubeln oder damit ich nicht ausgepfiffen werde, und gehe auch dahin, wo es weh tut. Ich taktiere auch nicht. Wenn ich irgendwann mal aus der ersten Reihe zurückgehe, ist das Einzige, worüber ich reden werde: Habe ich immer Gas gegeben, habe ich versucht, immer alles richtigzumachen? Mit Sicherheit habe ich manches auch falsch gemacht. Ich stelle mich den Leuten in guten wie in schlechten Zeiten. Ich werde dem Club immer verbunden bleiben. Das ist mein ureigenstes Ding.