Wetter. Für die Handballer des VfB Westfalia Wetter-Wengern kam das Aus, dagegen boomt ein anderer Bereich: Wie sich der Verein wandelt:
Der letzte Einsatz unter dem Namen VfB Westfalia Wetter-Wengern datiert vom 17. März, in der Sporthalle Oberwengern gab es eine 14:28-Niederlage in der Handball-Kreisklasse gegen den TuS Volmetal IV. Am 2. April sah sich der Verein dann genötigt, das Team fünf Spiele vor Saisonende der Spielzeit aus 2023/2024 aus der untersten Klasse zurückzuziehen. Erstmals seit der Gründung Anfang der 1960er Jahre tritt seitdem keine Handballmannschaft des Traditionsklubs mehr an. Und der aktuelle 1. Vorsitzende Michael Knöpel befürchtet: „Realistisch betrachtet wird es das letzte Seniorenspiel unter der Flagge des VfB Westfalia Wetter-Wengern bleiben.“
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Die Saison 2023/2024, die Thomas Stein Anfang Sepetmber mit seinem Tor begonnen hatte, startete stark für den VfB Westfalia Wetter-Wengern. Vier Siege gelangen in den ersten sechs Partien, am Ende waren es sechs bei neun Niederlagen. Aus dem Januar datiert der letzte Erfolg, ein 23:15 beim HSG ECD Hagen IV, schon damals mussten die Wengeraner mit sieben Akteuren ohne Wechselspieler auskommen. Der Personalmangel war auch das ausschlaggebende Problem, warum sich der VfB nun aus dem Spielbetrieb zurückzog. „Wir hatten unfassbar viele langfristig Verletzte“, sagt Knöpel, zählt schwere Knieblessuren und Handbrüche auf: „Viele Leistungsträger sind monatelang ausgefallen. Unter diesen Bedingungen hat es am Ende keinen Sinn mehr gemacht.“
Während der Corona-Zeit hatte der Verein noch zwei Männer-Mannschaften, ehe sich etliche Spieler im Hallensport abmeldeten. Auch die Reduzierung auf ein Team hielt danach den Niedergang nicht auf. „Es ist der Stamm geblieben, der seit Jahrzehnten gemeinsam für den VfB spielt“, sagt Knöpel, „die meisten sind Ende 30, Anfang 40 und werden verletzungsanfälliger.“ In der aufgestockten Kreisklasse, die vor der Saison aus 1. und 2. Kreisklasse gebildet wurde, fiel es den Wengeranern angesichts der häufigeren Spiele immer schwerer, ein Team zusammenzubekommen. Zumal es männlichen Nachwuchs im Verein schon länger nicht mehr gibt. „Wir haben es nicht geschafft, eine vernünftige Jugendarbeit aufzubauen“, räumt Knöpel ein, der auch Vorsitzender des Handball-Kreise Hagen/Ennepe-Ruhr ist: „Da ist die Entwicklung unseres Vereins sinnbildlich für viele Klubs.“
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Vor der Corona-Pandemie hatte man beim VfB Westfalia noch den männlichen Jugendbereich reaktiviert. „Dann sind viele Kinder zu den Freiluftsportarten gegangen“, sagt der Klubchef, „nur wenige kamen nach Corona zurück, die Mehrzahl davon Mädchen.“ Was immerhin den Grundstock für einen Boom bei den Handball-Mädchen legte. Vor zwei Jahren startete man gemeinsam mit der HSG Wetter/Grundschöttel die JSG Harkortgirlz, eine Mannschaft nahm den Spielbetrieb auf. „Das boomt ohne Ende“, freut sich Knöpel, der zum Trainerstamm der JSG gehört: „Vor zwei Jahren sind wir mit zehn Mädels gestartet, jetzt haben wir deutlich mehr als 40.“ Mit vier Teams werden die Harkortgirlz in die Saison 2024/25 gehen, in der weiblichen B-Jugend kooperiert man dazu mit der SG TuRa Halden-Herbeck. „Dort hat sich die B-Jugend aufgelöst, aber fünf, sechs Mädchen wollten weiter spielen“, erklärt Knöpel, „bei uns hat man damit einen Nerv getroffen, denn wir hatten auch einige Mädchen des Jahrgangs 2008/2009.“
So transformiert sich der schon „häufiger totgesagte“ - so Michael Knöpel - VfB Westfalia Wetter-Wengern zu einem Mädchenhandball-Verein. Denn vom nun abgemeldeten Herren-Team wollen zwar einige Handballer gern weiter zusammenspielen. „Aber es zeichnet sich ab, dass sie das nicht unter dem Namen VfB tun werden“, sagt der Vorsitzende, „wir sind in Gesprächen über eine Kooperation, das sieht ganz gut aus.“ Handball unter dem Namen VfB Westfalia Wetter-Wengern dagegen ist Geschichte, die Meisterschaft 2019 des Teams um Trainer Jan Kraffzick in der 1. Kreisklasse wird als letzter Titel in die Annalen eingehen. Allerdings ist sich Klubchef Michael Knöpel auch sicher: „Den Verein wird es weiter geben.“