Hagen. Der sportliche Erfolg lässt die Fans des VfL Eintracht Hagen träumen. Aber wäre ein Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga sinnvoll?

Der VfL Eintracht Hagen ist durch die herausragenden Ergebnisse der vergangenen Monate (24:2 Punkte aus den letzten 13 Spielen) plötzlich mitten im Aufstiegsrennen angekommen. Rang vier in der 2. Handball-Bundesliga haben die Grün-Gelben nun gefestigt. Doch spätestens nach dem Sieg gegen Tabellenführer VfL Potsdam träumen nicht wenige im Hagener Fanlager davon, dass diese Saison noch mehr geht. Von einem Aufstieg in die 1. Handball-Bundesliga ist immer häufiger die Rede. Und das nicht nur im Fanlager.

Aber ist ein Aufstieg sportlich realistisch? Und ließe die wirtschaftliche Situation des Vereins dieses Szenario überhaupt zu? Fragen zu einem Thema, das viele Hagener Handball-Fans dieser Tage umtreibt. Zwei Eintracht-Funktionäre liefern die Antworten:

Wie ist die sportliche Ausgangslage?

Die Eintracht hat auf Hamm (Rang drei) drei Punkte Abstand, auf Bietigheim (Rang zwei) fünf. Bei sechs übrigen Spielen ist damit klar, dass Bietigheim noch in mindestens drei verbleibenden Spielen Punkte liegen lassen müsste, Hamm müsste mindestens zweimal patzen. Und die Eintracht müsste in diesem Szenario im Umkehrschluss aber alle Spiele gewinnen. Geschäftsführer Joachim Muscheid ordnet ein: „Rein rechnerisch ist das möglich. Alles andere liegt aber nicht in unserer Hand. Solange sie ihre Hausaufgaben machen, können wir machen, was wir wollen. Wir schauen also nur auf uns.“

Wäre die Eintracht auf einen Aufstieg vorbereitet?

Muscheid: „Man sollte sich als wirtschaftlicher Träger, was die Handball Management GmbH ist, mit allen Dingen beschäftigen, die denkbar sind. Es wäre nachlässig, wenn wir uns mit diesem Szenario nicht beschäftigt hätten. Für die neue Spielzeit mussten wir einen Lizenzantrag stellen. Das muss man ohnehin für die 2. Handball-Bundesliga jedes Jahr machen. Das haben wir in diesem Jahr auch erstmals für die 1. Handball-Bundesliga gemacht. Wir gehen davon aus, dass das alles hinhauen würde, sollten wir den Aufstieg packen.“

Joachim Muscheid ist Geschäftsführer der Handball Management GmbH. Bei der Gesellschaft handelt es sich um den wirtschaftlichen Träger des Profi-Bereichs vom VfL Eintracht Hagen.
Joachim Muscheid ist Geschäftsführer der Handball Management GmbH. Bei der Gesellschaft handelt es sich um den wirtschaftlichen Träger des Profi-Bereichs vom VfL Eintracht Hagen. © WP | Michael Kleinrensing

In Welcher Halle würde man spielen?

Muscheid: „Wenn der Fall des Aufstiegs eintreten würde, hat die HBL bereits signalisiert, dass wir in der Ischelandhalle spielen könnten. Ich gehe davon aus, dass das noch aktuell ist. Anders als bei anderen Sportarten gibt es keinen Mindestzuschauerschnitt, den wir nachweisen müssten.“

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Würde die Eintracht einen Aufstieg wahrnehmen?

Dazu sagte Sportdirektor Michael Stock im Frühjahr: „Ob es gut für uns wäre, den Aufstieg dieses Jahr zu schaffen, ist eine andere Frage. Aber natürlich haben wir einen ersten Vorsitzenden, der klar sagt: Wenn ihr das sportlich schafft, werden wir es machen. Das Gleiche gilt für die zweite Mannschaft. Wir müssen nicht unbedingt aufsteigen, das ist nicht entscheidend. Wir haben absolute Unterstützung, wenn wir es schaffen, ist das großartig, aber wenn nicht, bricht hier nicht die Welt zusammen.“

Wie groß muss der Etat sein, um in der 1. Liga bestehen zu können?

Konkrete Fragen zum Etat möchte die Eintracht-Geschäftsführung nicht beantworten. Laut Welt-Recherche haben die meisten HBL-Klubs einen Etat um die fünf Millionen Euro, Liga-­Krösus ist THW Kiel mit 13 Millionen Euro. Die Entwicklung ist aber dynamisch: Alle Bundesliga-Vereine haben in den letzten Jahren bei Sponsoren- und Zuschauereinnahmen zugelegt. Von 30 Prozent mehr Etat als vor Corona sprach Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga, vor wenigen Monaten im Interview mit der FAZ. „Früher brauchte man als Erstligist drei Millionen Etat, um sicher nicht abzusteigen. Jetzt sind es fast fünf“, sagte Bohmann.

Früher brauchte man als Erstligist drei Millionen Etat, um sicher nicht abzusteigen. Jetzt sind es fast fünf.
Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga

Vorausgesetzt es klappt dieses Jahr nicht, hat die Eintracht dann einen Fahrplan für die nächsten Jahre, also bis wann man aufsteigen wollte?

Stock: „Einen Aufstieg in der zweiten Liga im Handball zu planen, ist unmöglich, da er von so vielen Faktoren abhängt. Was wir versprechen können, ist, dass wir nächstes Jahr wieder über einen Kader verfügen werden, der in der Lage ist, gegen jeden zu spielen und zu gewinnen. Das ist unser Ansatz. In der letzten Saison haben wir zum Beispiel gegen keinen Verein zweimal verloren. Jetzt geht es darum, die Anzahl der Spiele zu erhöhen, in denen wir zweimal gewinnen.“