Hagen/Herdecke. Ist der Aufstiegstraum in sieben Tagen verspielt? Wie die HSG Herdecke/Ende mit minus 18 dramatisch einbrach, wie es weitergeht:

Das Schild zur „Handball-Hölle“ mussten die Gastgeber mittlerweile abmontieren, doch für Handball-Landesligist HSG Herdecke/Ende entwickelt sich die Sporthalle Volmetal zu einer solchen. In der sie ihre Anfang des Monats noch so lebendigen Aufstiegshoffnungen fast schon begraben konnten. Eine Woche nach der ersten Heimpleite beim 27:31 gegen den TV Westfalia Halingen verlor der bisherige Tabellenführer auch das zweite Spitzenspiel in Folge - und wie: Beim 19:37 (10:19) bei Verfolger TuS Volmetal II kassierte man die wohl höchste Schlappe der HSG-Geschichte. „So habe ich die Mannschaft noch nie gesehen. Das war ein Offenbarungseid in allen Bereichen“, bekannte Trainer Daniel Buff, „das muss Konsequenzen haben.“ Diese wollte er noch nicht konkret benennen, Krisengespräche mit der Sportlichen Leitung sind anberaumt.

Auch interessant

Schon der Blick auf die Aufstellung der Gastgeber verhieß nichts Gutes. Mit Frederik Kowalski, Kevin Herzog, Sydney Quick, Dennis Domaschk, Yannick Rasch-Blümel, Timon Schliepkorte und dem reaktivierten Silas Kaufmann boten die Volmetaler langjährige Drittliga-Erfahrung en gros auf, während bei den Herdeckern Luc Herold und Matthis Hofmann fehlten. „Volmetal hat alles aufgeboten, was Rang und Namen hatte“, sagte Buff, „und die haben wirklich sehr stark gespielt, hatten mit Lukas Nöckel einen überragenden Torwart.“ Die Gäste dagegen ließen alles vermissen, was sie in der Hinrunde so stark gemacht hatte. Im Rückraum entwickelten sie keine Durchschlagskraft, Niklas Rust etwa blieb ohne Tor, ihr Tempospiel wurde von den Volmetalern gnadenlos ausgebremst. Lediglich die Torhüter Lukas Mehlwitz und Stefan Goldkuhle, die sich die Spielzeit teilten, hielten mal ein paar Bälle.

Ich kann noch nicht nachvollziehen, was da passiert ist. Man kann im Volmetal vielleicht mit minus sechs verlieren, aber nicht mit minus 18.
Daniel Buff - Trainer HSG Herdecke/Ende

Auch interessant

Gero Neuhoff brachte die HSG zwar in Führung, doch schnell führte Volmetal mit 4:1 und 5:2 (9. Minute), nach dem Anschluss zum 6:5 durch Luca Dannemann (12.) setzten sich die Gastgeber bis auf 11:5 (19.) durch Timon Schliepkorte ab. Und ließen den Spitzenreiter in der Folge auch nicht mehr näher als auf fünf Tore herankommen. Beim 14:9 (22.) durch Oliver Niederquell war das der Fall, doch schon zur Pause (19:10) lag Volmetal mit neun Toren vorn. Im Hinspiel im September hatten die Herdecker ähnlich hoch beim Seitenwechsel geführt, ehe Volmetal mit einer Aufholjagd ausglich, dann aber doch knapp verlor. An ein ähnliches Szenario mit umgekehrten Vorzeichen war diesmal aber nicht zu denken. Die Gastgeber hatten auf alles, was die HSG versuchte, die bessere Antwort, am Innenblock Frederik Kowalski und Yannick Rasch-Blümel kamen die Gäste nur selten vorbei. „Und wir haben zu keiner Zeit Zugriff auf deren Angriff bekommen“, bedauerte Buff. Zum 33:19 traf Herdeckes Felix Drescher (56) mit seinem einzigen Tor, dann schraubten die Volmetaler das Ergebnis noch in die Höhe. „Ich kann noch nicht nachvollziehen, was da passiert ist“, bekannte Buff: „Man kann da vielleicht mit minus sechs verlieren, aber nicht mit minus 18.“

Auch interessant

Da Halingen (25:3 Punkte) bei der TG RE Schwelm souverän mit 42:32 siegte, liegen die Herdecker punktgleich mit Volmetal (24:6) nun zwei Niederlagen hinter dem neuen Spitzenreiter zurück, zumal man gegen beide Teams den direkten Vergleich deutlich verloren hat. Schon vor der Partie hatte Buff befürchtet, dass es bei einer Niederlage schwer werden würde mit dem angepeilten Aufstieg. Zumal sich bei den Herdeckern der Abwärtstrend dieses Jahres manifestiert. „Dass es eine gewisse Unruhe gab, war lange vorher zu sehen“, zeigte sich HSG-Vize Werner Kreft von der Niederlage angesichts „sehr großer Verunsicherung“ im Team nicht sehr überrascht: „Wir sind da ins offene Messer gelaufen, es ist eine gewisse Hilflosigkeit eingekehrt.“ Es gebe nun die in einer solchen Lage üblichen Gespräche mit der Sportlichen Leitung um Andre Trenkelbach und Tobias Treptow, denen er nicht vorgreifen wolle. Aber Kreft machte auch deutlich: „Wir haben Spieler mit einem sehr starken Charakter und einer ähnlichen Einstellung, von denen wir felsenfest überzeugt sind. Dort die Fehler zu suchen, ist völlig fehl am Platze.“

HSG Herdecke/Ende: Lukas Mehlwitz, Stefan Goldkuhle; Luca Dannemann (1), André Jung, Oliver Niederquell (3), Maximilian Rust (2), Niklas Rust, Felix Drescher (1), Tim Förster (1), Quentin Münch (4), Gero Neuhoff (7/2). Beste TuS Volmetal II: Frederik Kowalski (9), Timon Schliepkorte (7), Kevin Herzog (6).