Hagen. Franz Beckenbauer trat im Jahr 1984 im Hagener Ischelandstadion auf. Wie der ehemalige SSV-Fußballer Salvatore Bucco damals den „Kaiser“ traf.

Der Bursche im weißen Trikot und roten Stutzen schaut ehrfürchtig empor zu diesem Mann, den sie alle den „Kaiser“ nennen. „Geh doch mal nah ran“, hatte sein Vater ihm kurz zuvor geraten, und das klang so, als sollte sich der Junge für ein hübsches Erinnerungsfoto neben eine Sehenswürdigkeit stellen. In der Tat war es auch so. Salvatore stand nun einen halben Meter links von Franz Beckenbauer, einer menschlichen Sehenswürdigkeit, die sich am 15. August 1984 für einen Nachmittag im Hagener Ischelandstadion zur Schau stellte. Und Nicola Bucco machte das Foto, für das sein Sohn bis heute „unendlich dankbar“ ist.

Franz Beckenbauer: Ikone und Lichtgestalt

Am 8. Januar 2024 hat Salvatore Bucco dieses kostbare Bild wieder heraus gekramt. Am Abend sah er auf Facebook die traurige Meldung, dass Franz Beckenbauer tot ist. „Alle wussten ja, dass es ihm nicht gut geht, und dass er wohl nicht mehr lange machen wird“, sagt Bucco. „Aber als ich die Nachricht gesehen habe, war ich trotzdem geschockt. Das hat mich emotional sehr bewegt.“ Wie für so viele Fußballerinnen und Fußballer in Deutschland war Beckenbauer für den Hagener Gastronom und Musiker eine Ikone. Eine Lichtgestalt. „Ein unfassbarer Fußballer und Mensch“, sagt Bucco.

An ihm selbst wird klar, welchen Stellenwert Beckenbauer für Fußball-Deutschland hatte: An jenem 15. August 1984 traf der damals acht Jahre alte Salvatore Bucco sein Idol lediglich für einen Moment, ein Gespräch hat es zwischen ihnen nicht gegeben. „Vielleicht habe ich ein ,Hallo‘ herausbekommen, mehr nicht“, lacht Bucco. „Ich hatte Muffensausen, aber das war nicht weiter schlimm. Allein neben ihm gestanden zu haben, war ein tolles Gefühl. Franz Beckenbauer hatte eine unglaubliche Aura.“

Die Traditionself von Franz Beckenbauer (hinten, Mitte) bestreitet am 15. August 1984 im Ischelandstadion ein Freundschaftsspiel gegen den SSV Hagen. Salvatore Bucco (2. Reihe, 3. v. r.) traf damals den
Die Traditionself von Franz Beckenbauer (hinten, Mitte) bestreitet am 15. August 1984 im Ischelandstadion ein Freundschaftsspiel gegen den SSV Hagen. Salvatore Bucco (2. Reihe, 3. v. r.) traf damals den "Kaiser". © Hagen | WP

Der Hagener spielte damals Fußball in der E-Jugend vom Verein SSV Hagen, der ein Jugendturnier im Ischelandstadion austrug, ehe der große Höhepunkt anstand: Die Franz-Beckenbauer-Traditionself bestritt eine Freundschaftspartie gegen die Herrenmannschaft des SSV. Und Beckenbauer war gewiss nicht die einzige Lichtgestalt: Jupp Heynckes, Bernd Hölzenbein, Horst Köppel, Helmut Kremers, Uli Stielike und viele weitere Ex-Nationalspieler gaben sich am Ischeland die Ehre. Und der SSV-Nachwuchs durfte mit den großen Stars ein Gruppenfoto machen.

Ob Salvatore Bucco sich damals schon der Bedeutung Beckenbauers bewusst war? „Ja“, sagt er wie aus der Pistole geschossen. Der „Kaiser“ war einer seiner Lieblingsspieler, und wenn der Weltmeister von 1974 am späten Abend im Sportstudio zu sehen war, dann kroch Bucco heimlich aus seinem Bett und schaute gebannt zu, wie Beckenbauer gegnerische Abwehrreihen austanzte. „Ich habe bis zu meinem letzten Spiel im Jahr 2005 nur Beckenbauer-Schuhe getragen“, schmunzelt Bucco.

Jugendturnier des SSV Hagen

Der Hagener selbst spielte über 30 Jahre Fußball, er begann im Alter von sechs Jahren beim SSV Hagen. „Wir waren damals richtig gut, haben alle Gegner weggeputzt“, erinnert sich Bucco. Beim besagten Jugendturnier wollte sich natürlich jeder der jungen Kicker gut präsentieren - doch „Salva“ schmorte zunächst auf der Bank. „Ich bekam einen Tobsuchtsanfall und schrie meinen Trainer an: Herbert, lass mich endlich spielen“, lacht der Hagener. Und dann war es so weit: Salvatore Bucco wurde eingewechselt und bugsierte „irgendwie mit meinem linken Fuß“ den Ball ins Tor. „Es war ein Festtag“, erinnert sich Salvatore Bucco. „Die Sonne schien, das Stadion war voll, es roch nach Pommes. Und dann diese ganzen Legenden spielen zu sehen - unglaublich.“

Aber sein persönliches Highlight bleibt für immer das Foto mit Franz Beckenbauer. Ein Bild mit Symbolkraft, denn: „Zu ihm konnte man nur aufschauen.“

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