Hagen. Die Jugendabteilungen der Hagener Basketballvereine wachsen rasant. Der WM-Titel verstärkt diesen Trend. Das bringt aber auch Probleme mit sich.
Die Vereinsverantwortlichen der BBA Hagen machten sich Mitte November vergangenen Jahres daran, ihr Neujahrscamp für junge Basketballerinnen und Basketballer zu bewerben. Der Verein bestellte ein paar Hundert hübsche Hochglanzflyer, und als diese sechs Tage später in der Geschäftsstelle eintrafen, waren sie praktisch für die Tonne. „Das Camp war zu dem Zeitpunkt bereits ausgebucht“, erinnert sich BBA-Geschäftsführer Kosta Filippou. 90 Anmeldungen binnen weniger als einer Woche: Das gab es noch nie bei der Basketball Akademie, die daraufhin die Teilnehmerzahl auf 100 erhöhte - aber 30 Kinder mussten auf der Strecke bleiben. „Wir hätten am liebsten allen zugesagt“, bedauert Filippou, „aber es ging leider nicht.“
Vier Mannschaften in der U10 nicht genug
Seit dem Ende der Corona-Beschränkungen wachsen die Hagener Jugendbasketball-Abteilungen rasant. Ein Trend, den der deutsche Weltmeistertitel in Manila verstärkt. Hunderte Kinder wollen dribbeln wie Dennis Schröder und werfen wie Andreas Obst. Und erlernen wollen sie dies hier: bei der BBA Hagen, beim SV Haspe 70, beim TuS Breckerfeld, beim TSV Hagen 1860, beim TSV Vorhalle. „Wir haben einen Riesenzulauf, das sieht man allein an unserer U10: In dieser Altersklasse haben wir vier Mannschaften, und wir könnten bald eine fünfte und sechste U10 gründen“, sagt Kosta Filippou. Mit zwei weiteren Teams stünde die Jugendabteilung der BBA – dem Zusammenschluss aus BB Boele-Kabel und BG Hagen – bei insgesamt 24 Jugendmannschaften, gecoacht von 47 Trainern. Von den U6-Minis bis hin zur U19-Bundesliga.
Bei Haspe 70 ist der Boom ebenfalls in vollem Gange. Die ohnehin große Jugendabteilung wächst und platzt bald aus allen Nähten. Vor allem in den jungen Altersklassen. „In der U12 haben wir jetzt eine vierte Mannschaft“, berichtet Martin Wasielewski, der 1. Vorsitzende der 70er. Bei den ganz jungen Korbjägern habe der SV zusätzliche Trainingseinheiten geschaffen, anders ginge es nicht. „Bei einem Training hatten wir mal 36 Kids auf einem Hallendrittel. Das ist Wahnsinn“, sagt Wasielewski.
Phoenix Hagen in Kindergärten und Schulen
Zurückzuführen ist das Strömen der Kids in die Hallen natürlich nicht nur auf die Basketball-WM, sondern in erster Linie auf die kontinuierliche und hingebungsvolle Vereinsarbeit. Der Phoenix Hagen e.V. etwa geht seit Jahren in Kindertagesstätten und Grundschulen und führt dort Kinder nicht nur zum Basketball, sondern generell zum Sport. An 57 Hagener Bildungseinrichtungen ist Phoenix inzwischen vertreten. „Wir treffen damit einen Nerv, die Nachfrage ist weiterhin riesig“, sagt Phoenix-Schulsportkoordinator Michael Wasielewski. Viele Kinder kommen über die verschiedenen Angebote von Phoenix - wie die Grundschul-AG oder die Felix-Ballschule - zum Basketball und melden sich dann bei einem Verein an.
Auf die Freude und Begeisterung der Vereinschefs folgt ein Aber: Die Euphorie kommt mit Herausforderungen einher. Zum einen bedeutet der signifikante Mitgliederzulauf einen erhöhten Bedarf an Trainerinnen und Trainern, die auch in der Basketballstadt Hagen nicht auf Bäumen wachsen. Überdies steigt der organisatorische Aufwand für die Vereine. „Wichtig ist, dass die Eltern ihre Kinder nicht nur bringen und abholen, sondern sich aktiv im Verein einbringen“, findet Michael Wasielewski.
Zum anderen fehlen der Stadt Hagen Sporthallen, um dem Bedarf der Vereine und Schulen gerecht werden zu können. Im Stadtgebiet brauche es weitere „sechs Hallen-Einheiten, im Idealfall also zwei neue Dreifach-Hallen“, sagte Karsten-Thilo Raab, Leiter des Hagener Servicezentrums Sport, im August 2023 - also noch vor dem Boom durch die Basketball-WM. Die Stadt Hagen hat das Problem auf dem Schirm, „aber wir brauchen die Hallen dringend“, legt Martin Wasielewski den Finger in die Wunde. Und BBA-Chef Filippou pflichtet bei: „Wir erleben aktuell eine großartige Zeit im Hagener Basketball, von der Profimannschaft von Phoenix Hagen bis hin zu den Minis. Wir müssen die Chancen, die sich uns bieten, jetzt ergreifen. Wer weiß, was in zwei, drei, fünf Jahren ist?“