Bietigheim. Krönender Abschluss vor Weihnachten: Der VfL Eintracht Hagen ist beim Tabellenführer der 2. Handball-Bundesliga eiskalt.

„Ja ist denn heut schon Weihnachten?“: Dieses Zitat von Franz Beckenbauer aus einer alten Werbung eines Telekommunikationsunternehmens passt gut zum Spiel des VfL Eintracht Hagen. Aber es war nicht irgendein Spiel, das genau einen Tag vor Heiligabend stattfand - und Handballbegeisterten spannende 60 Minuten bescherte: Die Handballer aus der 2. Handball-Bundesliga trafen am 23. Dezember auf den Tabellenführer, die SG BBM Bietigheim. Im ersten Rückrundenspiel, aber zugleich dem vorletzten Auftritt der Eintracht in diesem Jahr, präsentierten sich die Hagener nicht nur auf Augenhöhe, sondern nahmen auch die zwei Punkte mit.

Als tabellarischer Außenseiter angereist, machte die Sieben von Stefan Neff ab Minute eins klar, dass sie zum Jahresausklang keine Geschenke machen wird: Hagen kam gut ins Spiel - und spielte den Ligaprimus in den ersten 15 Minuten an die Wand. Der Höhepunkt des Hagener Höhenflugs: das 14:8 von Frederic Stüber in der 17. Minute.

Eintracht gelingt das Kreisläuferspiel

In der ersten Spielhälfte überzeugten vor allem Pouya Norouzis Qualitäten im Eins-gegen-Eins-Spiel und auch die inzwischen einkalkulierte Sicherheit der beiden Außenspieler Pierre Busch und Hakon Styrmisson. In guten Spielen wie diesem trifft Styrmisson besonders schön und Busch, Toptorschütze der Eintracht, besticht durch seine starke Trefferquote und lässt einfach so gut wie nichts liegen. Die aus Hagener Sicht erfreuliche Erkenntnis: Offensiv passte in der ersten Halbzeit vor allem das in dieser Saison sonst nicht immer gut zu Ende gespielte Kreisläuferspiel. Wenn Stüber und Becker allerdings gut bedient werden, bringen sie die meisten Bälle im Tor unter.

Defensiv war die erste Hälfte insgesamt ausbaufähig, wenn auch solide. Der Mittelblock aus Alexander Weck und Alexander Becker stand recht stabil, hatte es aber in Person von Paco Barthe mit einem Mittelmann zu tun, der sich kaum ausrechnen lässt. Mit seinen Körpertäuschungen bekamen die Hagener immer wieder Probleme.

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Doch trotz einer respektablen ersten Hälfte ging es mit einem - für Bietigheim durchaus schmeichelhaften - 17:17 in die Pause. Und direkt nach dem Seitenwechsel blieb die Partie zunächst ausgeglichen. Aber die Grün-Gelben aus Hagen hatten weiterhin meist die Nase leicht vorn. Nach 39 Minuten führte der VfL mit 23:21 und mit 28:25 in der 44. Minute.

Kein Spiel für die Torhüter

Auffällig beim Blick auf die Statistik: Es war kein Spiel für die Torhüter beider Seiten. Sowohl Mats Grzesinski im Eintracht-Tor als auch die Heimkeeper Filip Baranasic und Frederik Genz bekamen nicht allzu oft die Finger an den Ball. Zehn Minuten vor Schluss kamen alle drei Torhüter insgesamt auf 13 Paraden. Ein Spitzen-Torhüter hält so viele Bälle in einem ganzen Spiel alleine. Einen Vorwurf kann man ihnen aber kaum machen: Bietigheim und Hagen waren an diesem Samstagabend vorne schlichtweg ziemlich kaltschnäuzig. Und die Hagener schafften trotz einiger Ausfälle (unter anderen fehlten Niclas Pieczkowski, Philipp Vorlicek und Torhüter Maurice Paske), das verdiente Weihnachtswunder.

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Es war ein Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer und dem schlafenden Riesen VfL Eintracht Hagen. Solche Auftritte untermauern das Potenzial, das in dieser Mannschaft schlummert. Wenn es aufblitzt, hat jedes Team der 2. Handball-Bundesliga keine ruhige Minute. Die wohl erfreulichste Nachricht aus Hagener Sicht an diesem Abend: Man kann auch an der Tabellenspitze mit jedem Gegner in der 2. Handball-Bundesliga mithalten. Das ist sicher keine große Überraschung aus Hagener Sicht, aber dennoch beruhigend zu wissen.

„Unglaublich war das. Mit einem dezimiertem Kader ist das eine unglaublich disziplinierte Leistung gewesen in der Abwehr und im Angriff“, kommentierte Hagens Sportdirektor Michael Stock: „Ich bin extrem stolz. Die Mannschaft hat sich selbst ein schönes Weihnachtsgeschenk gemacht. Ich freue mich ganz besonders für Luca Richter, der eine sehr gute Leistung gezeigt hat und uns hier viel geholfen hat“.

VfL: Grzesinski, Mahncke - Bürgin (2), Becker (4), Norouzi (5), Alves, Klein, Weck (3), Panisic, Voss-Fels (4), Spohn (2), Styrmisson (2), Gaubatz, Stüber (3), Richter (2), Busch (9)

Beste Werfer Bietigheim: Fischer, Barthe und De la Pena (je 5)