Wetter. Lange Sperren für Fußballspieler sind nicht selten, für Schiedsrichter schon. Warum dies aber in Esborn passiert ist:

Sperren, auch längere, sind im Fußball für Spieler nicht gerade selten. Vor allem dann nicht, wenn wie aktuell, zumindest gefühlt die Gewalt auf Plätzen zunimmt. Im Fußballkreis Hagen/Ennepe-Ruhr wurde jetzt auch ein Schiedsrichter für sechs Monate gesperrt, drei Monate davon auf Bewährung. Das ist das Ergebnis einer Kreissportgerichts-Verhandlung nach Vorfällen beim Kreisliga-B-SpielTuS Esborn - TuS Ennepetal III am 15. Oktober.

Rot oder Gelb-Rot?

Die ohnehin kampfbetonte Partie auf dem Böllberg, die 1:1 endete, wurde zum Ende hin hektischer, der Schiedsrichter musste ab der 85. Minute sieben Gelbe Karten auf beiden Seiten verteilen. Und zeigte Esborns Felix Schwelm nach einer strittigen Szene, bei der die Gastgeber einen Strafstoß forderten, die Gelb-Rote Karte. So zumindest stand es im Spielbericht des jungen Referees, der für BW Voerde pfeift und unmittelbar vor seinem Spiel in Esborn als Auswechselspieler einen Vorfall in Voerde - dort hatte Voerdes Torwart im Kreisliga-A-Spiel gegen TuS Hasslinghausen den Unparteiischen geschlagen, was zum Spielabbruch geführt hatte - mitbekommen hatte. Allerdings erklärte der Schiedsrichter der Esborn-Partie tags darauf in einer Selbstanzeige gegenüber Schiedsrichter-Obmann Patrick Lepperhoff, statt einer Gelb-Roten direkt die Rote Karte gezeigt zu haben. Zur Falscheintragung in den Spielbericht sei er durch einen TuS-Trainer gedrängt worden.

Esborns Co-Trainer Jürgen Lappe (rechts) erhielt eine Geldstrafe, Chefcoach Dieter Iske (dahinter) wurde freigesprochen.
Esborns Co-Trainer Jürgen Lappe (rechts) erhielt eine Geldstrafe, Chefcoach Dieter Iske (dahinter) wurde freigesprochen. © ka | ka

Nach seinem Sonderbericht wurde der Fall nun vor dem Kreissportgericht (KSG) verhandelt. „Es war eine schwierige Verhandlung“, sagt der KSG-Vorsitzende Peter Mann, die Aussagen des Unparteiischen seien sehr widersprüchlich gewesen. „Es ist ein sehr junger Schiedsrichter, der noch unter den Eindrücken des Spiels zuvor in Voerde stand und direkt von da zum Spiel in Esborn gefahren ist“, sagt Mann. Klar sei nach der Verhandlung, so der KSG-Vorsitzende, dass Esborns Chefcoach Dieter Iske in der strittigen Situation gar nicht dabei gewesen wäre, dieser wurde freigesprochen. Co-Trainer Jürgen Lappe muss dagegen eine Geldstrafe (Mann: „Ein mildes Urteil“) zahlen. „Er hat zum Schiedsrichter gesagt, das war doch höchstens Gelb-Rot“, sagt Mann und stellt klar: „Aber der Schiedsrichter hat sich von ihm nicht genötigt oder bedroht gefühlt.“

Mildes Urteil

Der junge Schiedsrichter (20) von BW Voerde wiederum wurde für sechs Monate gesperrt, drei davon sind zur Bewährung ausgesetzt. Er darf also die nächsten drei Monate nicht pfeifen, das gilt als salomonisches, mildes Urteil. „Dabei wurden die Vorfälle in Voerde berücksichtigt, die ihm sehr zugesetzt haben“, erklärt Mann „er hätte in Esborn gar nicht pfeifen dürfen.“ Grundsätzlich würde ein Unparteiischer, der sich von einem Verein zu einer Änderung des Spielberichts beeinflussen lasse, mindestens ein Jahr gesperrt. „Man muss sich ja auf die Eintragungen von Schiedsrichtern verlassen können“, sagt Mann, der bestätigt, dass Sperren für Schiedsrichter „sehr, sehr selten“ seien. Esborns Spieler Felix Schwalm, der ja doch die Rote Karte gesehen hat, wiederum wurde für vier Spiele gesperrt. mit ka/hej