Bochum/Hagen. Phoenix Hagen kritisiert Gästefan-Regeln der VfL Sparkassen Stars Bochum scharf, auch nach dem Derby. Das sagt VfL-Geschäftsführer Steinert dazu.
Für viel Wirbel sorgte im Vorfeld und Nachgang das Heimspiel des Basketball-Zweitligisten VfL Sparkassen Stars Bochum gegen Phoenix Hagen. Sportlich triumphierte Bochum, holte den zweiten Saisonsieg mit einem 109:91. Phoenix kritisierte das Ticketing und strikte Regeln für Gästefans scharf. Tobias Steinert, Geschäftsführer der VfL Sparkassen Stars Bochum, erklärt im Interview das Vorgehen der Bochumer, bietet seinem Phoenix-Kollegen einen Kaffee an – und blickt sportlich voraus.
Herr Steinert, Phoenix Hagen äußerte im Vorfeld und hinterher massive Kritik an den Rahmenbedingungen. Zunächst ging es um den exklusiven Ticketverkauf an VfL-Mitglieder.
Zuallererst haben wir einen PreSale für unsere Fans durchgeführt und zeitgleich das festgeschriebene Gästekontingent in Höhe von 10 Prozent der Hallenkapazität, was 150 Tickets entspricht, an Phoenix Hagen gegeben, damit sie diese Tickets ihren Fans zur Verfügung stellen können, was auch ab zwei Wochen später von Hagener Seite erfJa, olgt ist. Zu diesem Zeitpunkt waren von unserer Seite aus bereits rund 1.000 Tickets verkauft und eine etwaige Aufstockung des Gästekontingents nicht mehr möglich. Für mich ist dies im Rahmen eines Derbys, bei dem die Tickets von vornherein ein knappes Gut sind, eine nachvollziehbare Verteilung der Karten. So wird es bei hohem zu erwartendem Zuschauerandrang bei gleichzeitiger limitierter Hallenkapazität weder im Basketball noch in anderen Sportarten anders gehandhabt. Dort gibt es auch Vorverkaufsrechte für Mitglieder oder Dauerkarteninhaber, um sicherzustellen, dass die eigenen Fans eines der knappen Tickets erwerben können. Wir haben uns für den PreSale für alle treuen SparkassenStars-Fans, die uns auch in der letzten erfolgreichen Rückrunde und in den ersten Heimspielen in dieser Saison unterstützt haben, entschieden. Wir hätten diese Halle wahrscheinlich zu einem solchen Derby auch doppelt gefüllt bekommen, gerade an einem fußballfreien Wochenende.
Phoenix kritisierte dann vor allem, dass in Heimbereichen Gästefans nicht erkennbar sein dürften. Bei einem Jubel von Gästen im Heimbereich drohte man mit Berufung auf die Hallenordnung sogar im schlechtesten Fall mit einem Hallenausschluss. Waren diese einen Tag vor dem Spiel per Mail an Hagen mitgeteilten möglichen Maßnahmen überzogen?
Zur Sicherstellung der allgemeinen Sicherheit aller Besucher haben wir als Veranstalter, weil für uns offensichtlich war, dass auch aus dem Hagener Fanclubkreis im Heimbereich der Halle Karten erworben wurden, alle Ticketkäufer für das Derby auf unsere geltenden Allgemeinen Einlassbedingungen (mit den ATGB beim Kauf der Tickets verknüpft) am Tag vor dem Spiel hingewiesen. Aufgrund der negativen Erfahrungen des Heimderbys vor zwei Jahren, bei dem auch eine hohe Anzahl an Tickets im Heimbereich erworben wurde, und der jüngsten Erfahrungen in dieser Saison lag uns eine Fantrennung am Herzen, um den sicheren und friedlichen Besuch unseres Familienevents zu gewährleisten. Es ging dabei deutlich darum, beide Fanlager zu schützen und etwaige Provokationen nicht aufkommen zu lassen. Wir haben niemanden vorverurteilt, sondern lediglich unserer Pflicht als Veranstalter für die Sicherheit aller Besucher der Rundsporthalle Sorge getragen.
Aber, so der Vorwurf, ein friedliches Jubeln muss man nicht verbieten, oder?
Grundvoraussetzung war, und diese war am Freitag auch von mir an Martin Schmidt (Geschäftsführer Phoenix Hagen, die Red.) so kommuniziert, dass es ein friedliches Derby wird und wir in diesem Fall von den Regelungen keinen Gebrauch machen werden, aber für den Ernstfall, den weder Phoenix Hagen und die VfL SparkassenStars Bochum in der Halle haben wollen, auf eben diese Regelungen hingewiesen haben. Wir haben mit der Aufstockung unseres Sicherheitsdienstes im Sinne unseres Sicherheitskonzeptes vorgesorgt. Wir blicken nun auf ein friedliches Derby ohne Zwischenfälle auf den Rängen zurück, für das ich mich bei allen Besuchern und Fans aus beiden Fanlagern bedanke.
Hagen erklärt, es sei Bochum nicht um Sicherheit gegangen, sondern um aus dem Heimspiel auch ein Heimspiel zu machen gegen die bekannt lautstarken Phoenix-Fans.
Es ging uns niemals darum, Hagen-Fans mundtot zu machen, sondern einfach etwaigen Provokationen durch eine Fantrennung im Sinne der Sicherheit in der Halle vorzubeugen. Diese strikte Fantrennung war nach dem Kauf der Tickets aus Hagen für den Heimbereich allerdings nicht mehr gegeben. Ich denke, wenn man diesen Sport liebt, ist eine Derbyatmosphäre etwas Besonderes. Für Spieler, Coaches, Verantwortliche und die Fans. Und diese Derbyatmosphäre auf den Rängen hatten wir.
Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt will sich mit Ihnen und der Geschäftsführung der Liga an einen Tisch setzen im Januar. Sind Sie bereit zum Austausch?
Ich habe davon bislang nur aus der Zeitung erfahren, bin aber gerne zum Austausch mit Martin Schmidt bereit, so wie er auch vor dem Derby stattgefunden hat. Ich denke nur, dass dieser Austausch nicht die Liga, ohne die Geschäftsleitung ausladen zu wollen, betrifft, da wir alle Regularien der Spiel- und Veranstaltungsordnung strikt eingehalten haben und dem Sicherheitsbedürfnis aller Besucher entsprechend gehandelt haben. Das können wir gerne auch bei einem Kaffee besprechen.
Am 3. Dezember steigt das nächste Heimspiel gegen Trier, am 9. Dezember kommt Karlsruhe. Wie läuft der Vorverkauf – und welche Regeln für Gästefans gelten dann?
Der Vorverkauf für die nächsten beiden Heimspiele ist bereits sehr gut angelaufen. Bei beiden Spielen erwarten wir kein annähernd so großes Gästefanaufkommen wie gegen Hagen, freuen uns aber auch über jeden Gästefan, der den Weg in die Rundsporthalle findet.
Dieses Interview führte die WAZ, eine Schwester-Zeitung der WP, und wurde für die Hagener Ausgabe gekürzt. Das Interview in voller Länge gibt es hier