Bochum. Das hat wohl niemand so kommen sehen: Phoenix Hagen wird im Derby von den VfL Sparkassen-Stars Bochum vorgeführt. Harris und Krause werden disqualifiziert.
In der 32. Spielminute dieses Basketballderbys zwischen den VfL Sparkassen-Stars Bochum und Phoenix Hagen erklang ein wildes Geräuschkonzert. Nachdem die Auszeitsirene ertönte, grölten und klatschen die Bochumer Fans, sie trommelten, tröteten und schüttelten zwei Kuhglocken so vehement, dass jedes Alpendorf davon aus dem Schlaf gerissen würde. Und dann brüllte der Hallensprecher dreimal ins Mikrofon: „Hier! Regiert! Der VfL!“ In Bochumer Ohren klang das vermutlich noch schöner als das Musical Starlight Express, das zwei Häuser weiter dargeboten wurde. Tatsächlich regierte der VfL an diesem Abend in der Rundsporthalle. Sonst niemand.
Zu diesem Zeitpunkt lagen die Herren in Weiß schon mit 83:61 in Front. Und es war ersichtlich, dass Phoenix Hagen diese Partie nicht mehr drehen wird. Ziemlich überraschend dominierten die sportlich kriselnden Sparkassen-Stars vor 1536 Zuschauern das Duell gegen ihren Rivalen aus Hagen, der als Tabellenzweiter mit rund 250 euphorisierten Fans angereist war. Mit 109:91 (50:40) besiegte der VfL die Volmestädter. „Wir haben oft zu schläfrig verteidigt, dem Ball und den Werfern zu viel Raum gegeben“, bedauerte Hagens Trainer Chris Harris. „Dann haben wir 22 Offensivrebounds und insgesamt 17 Würfe mehr als Bochum - und machen daraus nichts. Allerdings war nicht alles schlecht, ich habe auch einige gute Dinge gesehen. Wir befinden uns weiter in einem Prozess und werden aus dieser Niederlage unsere Schlüsse ziehen.“
Reichlich Zündstoff vor dem Derby
Positiv war nach Spielschluss für beide Vereine festzuhalten: Das Derby verlief auf den Zuschauerrängen friedlich. Das ist erwähnenswert, weil der Prolog dieses Duells reichlich Zündstoff bot. Der VfL versuchte mit einem „exklusiven Ticketing“, dass möglichst wenige Phoenix-Fans den Weg in die Rundsporthalle finden und dort die Stimmungshoheit übernehmen. Weil aber doch einige Hagener Fans an den für Bochumer gedachten Exklusiv-Link gelangten, mischten sich Gästefans unters Publikum auf der Haupttribüne.
Daraufhin verkündete der VfL einen Tag vorm Spiel: Wer sich außerhalb des Gästeblocks optisch und akustisch zu Phoenix bekenne, der könne seines Platzes verwiesen werden. Ein im Basketball höchst unübliches Regelwerk, das den Hagener Fans sauer aufstieß. Ob und inwiefern die Nebengeräusche Einfluss auf die Spieler hatten, lässt sich schwer sagen, aber was sich auf jeden Fall sagen lässt: Bochum hat geliefert.
Bochum liefert ab
Der VfL hatte zuvor nur einen Sieg geholt und sich bereits von zwei Spielern getrennt, aber von einer Bochumer Disharmonie war im Derby nichts zu sehen. Nach einem ausgeglichenen ersten Viertel (19:20) setzte der VfL den Vollgas-Basketball von Trainer Felix Banobre um. Einerseits spielten die Aufbauspieler Niklas Geske und David Cohn das Pick-and-roll mit ihren Centern Tom Alte und Kilian Dietz so effizient, dass Phoenix nicht hinterherkam. Andererseits versuchten die Bochumer jeden Angriff rasend schnell abzuschließen, gerne auch mit einem Fastbreak-Dreier. Da auch die Flügelspieler wie Daniel Zdravevski und Emil Loch – beides Hagener Eigengewächse – selbstbewusst ihre Würfe verwandelten, war die sonst so harte Hagener Verteidigung überfordert. Aus der Distanz versenkten die Bochumer traumhafte 56 Prozent ihrer Würfe (14/25).
Phoenix macht aus Offensivrebounds zu wenig
Phoenix reichte ein allenfalls mittelmäßiger Auftritt nicht, um Bochum zu bremsen. Aus 22 Offensivrebounds machten die Hagener nur 6 Punkte, hinzu kamen Foulprobleme von Kristofer Krause und Lennart Boner sowie über die ersten drei Viertel miese Wurfquoten. Positiv zu werten waren aus Hagener Sicht die starken Leistungen von Brock Mackenzie (22 Punkte) und Bjarne Kraushaar (13, 12 Assists) sowie die Tatsache, dass Marvin Omuvwie (4 Punkte) nach sieben verpassten Saisonspielen seinen Einstand gab.
Kurz vor Schluss entlud sich aber noch Hagener Frust: Krause und Hagens Trainer Chris Harris schimpften mit den Schiedsrichtern und fingen sich technische Fouls ein; Harris sogar zwei, sodass er wie Krause den Halleninnenraum verlassen musste. Auch Kraushaar holte sich noch ein „T“ ab. Die Partie war nun endgültig entschieden. Und das Bochumer Geräuschkonzert nahm Fahrt auf.
Phoenix: Nawrocki (7), Schneider (3), Kraushaar (13, 12 Assists), McCall (11), Mackenzie (22), Omuvwie (4), Uhlemann (7), Bohannon (14), Krause (8), Boner (2, 10 Rebounds).
Topscorer Bochum: Nelson (25), Cohn (18), Loch (15).
Zuschauer: 1530.