Hagen. Phoenix Hagen ist am Samstag zu Gast bei den VfL Sparkassen-Stars Bochum. Es gibt eine Menge Gründe, warum dieses Derby sehnlichst erwartet wird.

Nur noch die Gewerkschaft der Lokführer kann ihnen die Show vermiesen: Mindestens 150 in Gelb gekleidete Fans von Phoenix Hagen werden an diesem Samstag um 17.16 Uhr vom Hagener Hauptbahnhof den RB40 nach Bochum nehmen. Von dort aus sind es nur noch zehn Busminuten - oder 30 Minuten zu Fuß - zur Rundsporthalle, wo die VfL Sparkassen-Stars Bochum auf Phoenix treffen (19 Uhr). Überdies kann man erwarten, dass noch zahlreiche Phoenix-Fans mit dem Auto anreisen werden, auch wenn der VfL es Hagenern bekanntlich nicht einfach gemacht hat, Tickets für dieses Derby zu ergattern.

Die Partie in der 1536 Besucher fassenden Rundsporthalle ist ausverkauft. „Ich glaube, es wären bestimmt tausend Hagener in die Halle gekommen, wenn dies möglich gewesen wäre“, schätzt Phoenix-Geschäftsführer Martin Schmidt. „Wir haben in den letzten Wochen so viele Ticketanfragen für dieses Auswärtsspiel bekommen, das war echt irre. Für uns ist es das heißeste Derby in dieser Liga.“ Die Gründe für den hohen Andrang liegen auf der Hand:

  1. Phoenix hat einen historischen Saisonstart hingelegt und sich auf Platz zwei geworfen
  2. Die bisherigen vier Duelle der beiden ProA-Ligisten waren verheißungsvoll
  3. Bochum bedeutet Derby und eine kurze Anreise
  4. Hagener Fans reisen halt gerne
  5. Braucht man noch mehr Gründe?

Braucht man nicht. Bevor die Sparkassen-Stars und Phoenix Hagen am 8. Spieltag der ProA aufeinandertreffen, unterziehen wir sie dem Derby-Vergleich:

Ambitionen

Phoenix Hagen will bekanntlich wieder in die Playoffs und hat dafür auch das nötige Budget: Mit einem Etat von ca. zwei Millionen Euro sollte Phoenix auch unter den ersten Acht einzuordnen sein. Das Budget soll über die nächsten beiden Jahre schrittweise gesteigert werden, damit man um den BBL-Aufstieg mitspielen kann.

Die Sparkassen-Stars sind erst vor zwei Jahren in die ProA aufgestiegen und backen kleine Brötchen. Dank eines irren Laufs zum Ende der Spielzeit 2022/23 wären Geske und seine Mitspieler fast sogar noch an Phoenix vorbei in die Playoffs eingezogen. „Wir wollen auch in dieser Saison um die Playoffs mitspielen. Aber das muss eine Eigendynamik entwickeln“, sagte Geske in einem Interview mit der WAZ. „Zunächst einmal gilt es, gut in die Saison zu kommen und im gesicherten Mittelfeld mitzuschwimmen.“

Fans von Phoenix Hagen feiern beim letzten Derby in Bochum.
Fans von Phoenix Hagen feiern beim letzten Derby in Bochum. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Fankultur

„Ausverkauft“ vermeldet der VfL Bochum vor der nächsten Partie, die Regel ist dies aber nicht. Im Schnitt besuchen 1023 Zuschauer die Halle, die damit zu 67 Prozent ausgelastet ist. Die Stimmung? Friedlich, gesittet, aber nicht spektakulär. Allerdings stehen die Sparkassen-Stars, auch wenn sie eine reiche Klubhistorie haben, im Schatten des Fußball-Bundesligisten VfL Bochum.

Hagen hat keinen Fußball-Bundesligisten. Hagen hat Phoenix Hagen. Die leidenschaftlichen Zuschauer lasten die Ischelandhalle in dieser Saison fast aus (2819 im Schnitt) und reisen auch in Scharen zu Auswärtsspielen. Die Stimmungskultur der Hagener ist einmalig in der ProA: Allen voran die Tornados singen fast das ganze Spiel über - mindestens so schön wie Herbert Grönemeyer.

Saisonverlauf

Phoenix ist mit sechs Siegen aus sieben Spielen ein Traumstart gelungen, Bochum ist zügig auf einen Abstiegsplatz getaumelt. Mit umgekehrter Siegesbilanz steht das Team von Coach Felix Banobre auf dem vorletzten Platz (17), nur gegen den Letzten Artland Dragons holte man zwei Punkte.

Spielstil

Man kann das Derby als Kampf der Systeme betiteln: Phoenix kommt über die Defense, über Einsatz und Emotion. Bochums Coach Banobre setzt auf eine potente Offense, in der die Spieler viele Freiheiten haben und viel werfen. Dreh- und Angelpunkt des VfL-Spiels ist der ehemalige Phoenix-Aufbauspieler Niklas Geske, der auch in seiner vierten Saison für Bochum zu den überragenden Spielern der Liga gehört: 13,6 Punkte, 5,1 Rebounds und 8,6 Assists verbucht Geske im Schnitt. Ihn zu bremsen, wird für Phoenix ein Schlüssel zum Sieg sein.

Dreh- und Angelpunkt im Bochumer Spiel: Pointguard Niklas Geske.
Dreh- und Angelpunkt im Bochumer Spiel: Pointguard Niklas Geske. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Auf der anderen Seite des Feldes kassiert Bochum im Schnitt 93,7 Punkte - das ist der schlechteste Wert der Liga. Vor allem von der Dreierlinie (43,9 Prozent) bekommen die Sparkassen-Stars eine Menge Körbe eingeschenkt. Die Zeichen stehen also nicht schlecht, dass Phoenix diesmal wenigstens halbwegs gut aus der Distanz trifft.

Personal

Der miese Bochumer Saisonstart blieb nicht ohne personelle Konsequenzen: Big Man Kalu Ezikpe und Guard Sesan Russell haben das Team Ende Oktober verlassen. Dafür hat man den Guard David Cohn nachverpflichtet, der ein gutes Debüt gegen Vechta II absolvierte (17 Punkte, 6 Assists). Für Ezipke haben die Bochumer noch keinen Ersatz geholt.

Im Hagener Mannschaftskader hat es seit der Offseason keine Fluktuation gegeben, allerdings warten die Phoenix-Fans weiter auf ein Saisondebüt von Marvin Omuvwie, der sich an der Leiste verletzte und danach wegen einer Erkältung ausfiel. Auf Nachfrage konnte Phoenix am Freitag nicht bestätigen, ob der Flügelspieler tatsächlich in Bochum spielen kann. Dies werde sich erst am Samstag entscheiden.