Köln/Herdecke. Geschwächt zum Favoriten, der beste Ringer mit Fieber im Bett. Wie die TSG Tigers Herdecke dennoch gewannen:

Die allerbesten Erinnerungen hatten die Ringer der TSG Tigers Herdecke nicht an ihre letzte Reise nach Köln. Beim AC Mülheim am Rhein verloren sie vor Jahresfrist deutlich, schieden so nach dem Rückkampf im Playoff-Viertelfinale der Oberliga aus. Und auch diesmal fuhr man - so Co-Trainer Daniel Beucke - mit „einem mulmigen Gefühl“ Richtung Köln. Was an der Personallage lag. Denn Marko Maksic stand nicht zur Verfügung, Cheftrainer Recep Mercan musste wegen einer Verletzung zuhause bleiben - und der bislang unbesiegte Shirkhan Guliyev meldete sich mit fiebriger Grippe krank ab. Ein Sieg beim Favoriten schien in weiter Ferne - doch dann kam alles anders.

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Dass Shirkhan Guliyev in Köln nicht dabei sein sollte, war für die Herdecker die größte Hypothek, der Neuzugang aus Aserbaidschan war bisher ganz zuverlässiger Punktegarant. „Ohne ihn wird es ziemlich schwer, heute gut rauszukommen“, bekannte Beucke, doch Guliyev wollte das TSG-Team nicht im Stich lassen und versuchte es trotz Erkrankung. „Wir sind mit ihm zur Notfall-Apotheke gefahren, um ihn einigermaßen fit zu kriegen“, berichtet Mercan. In der Klasse bis 80 Kilogramm griechisch-römisch agierte der Herdecker gegen Mülheims Ali Suleimani auf der Matte passiver, wurde von Kampfrichter Uwe Manz angezählt, die erste Bodenlage drohte. Doch dann gelang Guliyev ein Bilderbuch-Kopfhüftzug, mit dem er seinen Gegner in die Schulterlage brachte. Und seine Kampfbilanz auch geschwächt auf 9:0 Siege ausbaute. Und seine „Schultersieg! Unglaublich!“, staunte Beucke über eine „Sensation“.

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Guliyevs 4:0 Punkte kamen für die Herdecker unerwartet, sie brachten sie wieder in die Nähe eines möglichen Sieges. Zuvor hatten bis zur Pause Szabolcz Lakatos (2:0) - wie Guliyev bisher ungeschlagen - Abdul Raise (3:0) und Yevhenii Pidlisnyi (4:0) ihre Kämpfe gewonnen, während der für Maksic eingesprungene Youngster Filip Moglic in seinem ersten Ligakampf zwar die Absprachen genau umsetzte, aber wegen Übergewichts ein 0:4 kassierte und auch Schwergewichtler Mohammad Alubaidi gegen Müheims Punktegaranten Schamann Kasumov trotz guter Leistung mit 0:2 unterlag. Da die Gäste wie bisher die zweite Frauenklasse nicht besetzen konnte, gingen sie mit einem 9:10-Rückstand in den zweiten Kampf-Abschnitt.

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Hier hielt Mehdi Shahsavari mit einem 4:0-Erfolg dank technischer Überlegenheit die Herdecker Hoffnungen ebenso wie Guliyev und die erneut mit einem Schultersieg beeindruckende Fabienne Manz aufrecht, während Tugkagan Öztürk und David Mkrtchyan in ihren Kämpfen gegen überlegene Mülheimer chancenlos waren. Mit einer Führung von 21:8 gingen die TSG Tigers in das letzte Duell, das Same Ullah Sidiqe in der 75-kg-Klasse gegen Malik Eliseev bestritt. Sieben Kämpfe in Folge hatte Sidiq zuvor verloren, darunter das erste Duell mit Elseev, doch er war optimistisch. „Ich fühle mich heute sehr gut“, sagte er zu Co-Trainer Daniel Beucke. Und hielt Wort. Mit 0:6 Punkten lag der Herdecker zwar zunächst zurück, eine hohe Niederlage und damit der Verlust des gesamten Duells drohte, doch dann griff Sidiqe immer wieder an und sammelte zwölf technische Punkte. Sein knapper 1:0-Sieg brachte den 22:18-Endstand für die Herdecker, die nach schwachem Saisonstart jetzt seit vier Kämpfen - sieht man vom Nachholkampf in Landgraaf ab - ungeschlagen sind.

„Wir müssen uns keine Sorgen mehr um den Klassenerhalt machen“, betonte Chefcoach Recep Mercan, eher ist für den aktuellen Sechsten nun die obere Oberliga-Tabellenhälfte im Blick. So geht man mit gewachsenem Selbstvertrauen in das Duell am Samstag in der Herdecker Bleichsteinhalle mit dem Tabellenzweiten TV Aachen-Walheim. „Da erwartet man eigentlich keinen Sieg“, sagt Mercan, „aber wer weiß. . .“