Hagen. Die Ischelandhalle kennt in Hagen jeder, der etwas mit Sport zu tun hat. Teil 5 unseres großen Hallen-Checks.
Ein komisches Gefühl begleitet Verdi Sacher in diesen Tagen, wenn er durch die Ischelandhalle läuft. Seit August 1988 ist der 64-Jährige Hallenwart der Hagener Traditionshalle. Er kennt jeden Winkel und jede Ecke der „Ische“. Doch nun ist Schluss. Denn seit 1. Oktober ist Verdi Sacher offiziell im Ruhestand: „Ich bleibe allerdings noch bis Ende Oktober.“ Der Abschied fällt ihm nicht leicht. In 35 Dienstjahren hat er so einiges rund um die Halle miterlebt. „Mir wird schon etwas fehlen“, gibt Sacher zu.
Und vielen anderen wird Verdi Sacher und sein großes Wissen rund um die Halle am Ischeland fehlen…Die Mehrzweckhalle im Stadtteil Altenhagen, die aktuell wieder den Namen „Ischelandhalle“ trägt, wurde am 15. Januar 1966 mit einem Festakt eröffnet. Von Anfang an war sie für Basketball-Wettbewerbe gedacht. „Die Ische kennt in Hagen fast jeder. Zumindest Jeder, der etwas mit Sport zu tun hat“, so Verdi Sacher. Damals als Spielstätte vom Erstligisten Brandt Hagen, wird sie heute vor allem von Phoenix Hagen (Basketball), VfL Eintracht Hagen (Handball) sowie als Sporthalle des Theodor-Heuss-Gymnasiums genutzt. „Bevor es die Hagener Stadthalle gab, wurde die Ischelandhalle neben Sportereignissen auch für andere größere Events genutzt. Otto Waalkes und auch Udo Jürgens hatten hier unter anderem schon ihre Auftritte“, erinnert sich Verdi Sacher.
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Ende der 1970er Jahre fand außerdem zweimal die Deutsche Meisterschaft im Standardtanz statt sowie professionelle Box-Wettkämpfe mit René Weller. Die Halle mit ihrem besonderen Charme ist für ihre mitreißende Stimmung bekannt, besonders auf dem Heuboden. „Die Fans in der Ischelandhalle sind ganz nah dran an den Spielern. Für viele gegnerischen Mannschaften ist die Ische deshalb auch besonders gefürchtet, eben weil die gegnerischen Fans so nah dran sind. Vor allem Alba Berlin und Bamberg fürchten die Hagener Spielstätte“, berichtet der 64-Jährige und schmunzelt.
Treppenhaus hat Bestandsschutz
2010 wurde die Halle umfangreich erweitert, bei der die Zuschauerkapazität von 1800 auf 3145 Plätze erhöht wurde. Denn mit dem Aufstieg von Phoenix Hagen in die erste Basketball-Bundesliga benötigte der Verein eine Spielstätte mit Platz für mindestens 3000 Zuschauer. Von 2010 bis 2015 trug sie damals den Namen „Enervie Arena“, im Sommer 2018 erhielt die Halle einen neuen Sponsorennamen: bis Ende Juni dieses Jahres fanden die Spiele in der „Krollmann-Arena“ statt. Doch seit 1. Juli ist der Vertrag ausgelaufen und bisher gibt es noch keinen neuen Interessenten, der die Namensrechte erwerben möchte. Innerhalb eines Jahres wurde die Halle damals umgebaut. „Das war schon sportlich und sehr anstrengend“, erinnert sich Verdi Sacher noch genau.
Knapp 13 Jahre später sei die Halle in einem guten bis befriedigenden Zustand, so der Hallenwart. Man könne die Ischelandhalle nicht mit anderen großen Sporthallen vergleichen. „Der Eingangsbereich und die Sanitäranlagen im Foyer sind bei dem Umbau nicht saniert worden, dazu hat es finanziell nicht mehr gereicht. Mittlerweile sind diese Bereiche aber sehr in die Jahre gekommen. Ebenso das Treppenhaus, das inzwischen unter Bestandsschutz steht. So ein Treppenhaus dürfte heute aufgrund fehlender Fluchtwege gar nicht mehr gebaut werden“, sagt Sacher. „Aber immerhin die Duschbereiche wurden damals grundsaniert“, ergänzt er.
Neben den klassischen Umkleidekabinen, in der Regel von den Gästen genutzt, wirken die Kabinen der Phoenix-Hagen-Spieler und auch der Handballer deutlich moderner. Hier hat jeder Spieler seine eigene Nische mit einem Ablagefach. Der Boden zeigt ein Basketballfeld. Neben den Kabinen gibt es noch einen kleinen Presseraum, eine Kabine für Schiedsrichter, das Büro des Hallenwarts und einen Physiotherapieraum. „Was der Halle fehlt ist ein eigener Raum für die Dopingkontrolle. Aus diesem Grund sind die Kontrollen bei uns besonders unbeliebt bei den Spielern“, berichtet Verdi Sacher.
Moderne Luftfilter
„Mit den großen Hallen der Spitzenteams kann die Ischelandhalle in vielen Bereichen nicht mithalten, aber zumindest was die Lüftungsanlage angeht, sind wir technisch vorne mit dabei.“ Im „Keller“ der Arena, unterhalb des G-Blocks, befindet sich die Lüftungsanlage. „Dieses große Rad, der sogenannte Wärmetauscher, entzieht der Abluft Wärme, die er dann der Zuluft zuführt. 60.000 Kubikmeter Luft pro Stunde werden so bei Veranstaltungen getauscht“, erklärt der Hallenwart. In den Räumen an den Kopfseiten der Halle befinden sich neben klassischen Turngeräten, unterschiedliche Geräte für den Schulsport sowie Materialien der Eintracht-Handballer. Unter der VIP-Tribüne befindet sich zum einen der EDV-Raum, andererseits wird hier der Parkettboden für die Basketballspiele gelagert. „Drei Stunden dauert es bis der mobile Parkettboden vor einem Basketballspiel in der Halle komplett ausgelegt ist. Der Parkettboden darf nur die Linien und Markierungen enthalten, die den Standards der Basketball-Bundesliga entsprechen.“ Ähnlich lauten die Vorgaben bei den Handballern, auch hier wird vor jedem Spiel ein eigener Boden in der Halle ausgelegt.
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Größere Umbau-Maßnahmen sind in der Ischelandhalle aktuell nicht vorgesehen. Regelmäßig gebe es nur kleinere Reparaturen wie beispielsweise der Austausch von defekten Lampen oder kaputte Sitzschalen. Kleinere Reparaturen, um die sich 35 Jahre Verdi Sacher gekümmert hat. Ein komisches Gefühl begleitet ihn bei dem Gedanken, dass diese Zeit in wenigen Tagen vorbei ist. Aber die Erinnerungen bleiben ihm. Und die außergewöhnliche Stimmung der „Ische“, der Halle mit dem besonderen Charme, kann er zukünftig als Fan von der Tribüne aus erleben. Als Fan ganz nah dran an den Handballern und Basketballern…