Hagen. Vor 9 Jahren sorgten Dennis Schröder & Daniel Theis bei einem Länderspiel in Hagen für Furore. Ihr Megatalent deutete sich an. Eine Erinnerung.

Kein anderes Duo zauberte bei der Basketball-Weltmeisterschaft so schön wie die deutschen Nationalspieler Dennis Schröder und Daniel Theis. Wie gut sie das können, davon konnten sich Hagener Basketball-Fans schon vor neun Jahren überzeugen. Es war eine völlig andere Zeit: Das DBB-Team musste im August 2014 in der Ischelandhalle gegen Österreich gewinnen, um sich für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Eine WM-Medaille? Daran war nicht zu denken. Und dennoch – das lässt sich in der Rückschau natürlich leicht sagen – ließ das Talent von Schröder und Co. auf glorreiche Zeiten hoffen. Eine Erinnerung:

Es geht rasend schnell in der Hagener Basketballarena. Die Zeit drängt. Deutschland muss gegen Österreich unbedingt gewinnen, am besten hoch. EM 2015, ­Olympia 2016 - alles steht auf dem Spiel. Doch es sieht nicht gut aus. Die Nerven flattern. Deutschland führt gegen die bestenfalls zweitklassigen Gäste acht Minuten vor dem Ende hauchdünn mit zwei Punkten. Es muss eine dieser Aktionen her, die das Momentum wieder bringen.

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Dennis Schröder weiß das. Der Nationalspieler sprintet nach vorne, der Ball hängt wie ein Jojo an seiner Hand, während er seine Gegner wie Slalomstangen stehen lässt. Nicht mal vier Sekunden sind auf der Wurfuhr herunter getickt, als der Ball in hohem Bogen zu Daniel Theis fliegt, der ihn durch den Korb wuchtet. Die Emotionen kochen über. Es ist der Startschuss, für einen furiosen schwarz-rot-goldenen Lauf, der in einem 88:69 (45:41)-Sieg endet.

Theis: Ischelandhalle „schon so ein Hexenkessel“

Nachdem die erlösende Schlusssirene in Hagen ertönt, umarmen sie sich herzlich. Daniel Theis und Dennis Schröder lauschen erleichtert dem Jubel der 3052 Zuschauern in der Halle am Ischeland. In dem Schmuckkästchen der Bundesliga gewinnt der heimische Klub Phoenix regelmäßig gegen die Branchengrößen dank ohrenbetäubender Kulisse und schnellem, spektakulärem Spiel. Diese Sieggaranten kamen auch dem Nationalteam zugute, das im vorletzten Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Österreich unbedingt siegen musste. „Es war unfassbar gut hier. Das ist schon so ein Hexenkessel, ich kenne das ja aus der Bundesliga“, schmunzelt Theis.

Deutschlands Daniel Theis (l) und Karsten Tadda (M) kämpfen mit Österreichs Enis Murati um den Ball.
Deutschlands Daniel Theis (l) und Karsten Tadda (M) kämpfen mit Österreichs Enis Murati um den Ball. © dpa | Ina Fassbender

Der 22-Jährige ist 2,04 m groß, die Arme sind tätowiert, seine Athletik ist beeindruckend. Theis könnte wohl locker hochhüpfen und dabei den Korbring küssen. Er ist aber auch ein guter Teamspieler - und weiß, bei wem er sich bedanken muss: NBA-Profi Dennis Schröder war von seinen Gegnern nicht zu halten, neben seinen 24 Punkten glänzte er mit überlegtem Spielaufbau und präzisen Pässen. „So soll es sein. Dennis ist Spielmacher, er führt das Team unglaublich gut“, sagt Theis.

Schröder trägt erstmals das deutsche Trikot

Dennis Schröder trägt in diesen Monaten erstmals das deutsche Trikot. Der NBA-Profi von den Atlanta Hawks ist Schlüsselspieler beim DBB. Und er ist erfolgshungrig. Im Interview spricht der Aufbauspieler über die Pleite gegen Polen, Dirk Nowitzki und seine Pläne für seine zweite Saison in den USA.

Schröders Qualitäten kennt er längst. Schon in der Jugend waren die beiden gebürtigen Braunschweiger ein Traumduo. „Ganz ehrlich: Ich würde nicht gegen uns spielen wollen“, sagte der Aufbauspieler von den Atlanta Hawks damals schon mit einem Lächeln. Der Weg führte beide in die Bundesliga, in der NBA-Sommerliga sorgten sie zuletzt für Aufsehen. Nun sind sie Teile der jungen Nationalmannschaft. Einer Mannschaft, die aber noch am Anfang ihrer Entwicklung steht und - wie auch beim blamablen 76:88 vergangene Woche gegen Polen - in Hagen eklatante Schwächen offenbarte.

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Deutscher Basketball darf aufatmen

Denn nach einem starken ersten Abschnitt (28:14) brachen die deutschen Basketballer gegen Österreich im zweiten und dritten Viertel ein. Oft planlos und unglücklich in der Offensive sowie zu nachlässig in der Verteidigung ließ man die Österreicher immer wieder ins Spiel kommen. Gegen Ende des dritten Viertels führten die Gäste sogar (59:61/29. Minute), ein Fiasko drohte den Deutschen. Bis sie im Schlussabschnitt wieder wie verwandelt spielten und beinahe alles gelang. So wie ein Drei-Punkte-Wurf von Kapitän Heiko Schaffartzik (75:67). Oder ein Dunking von Robin Benzing zum 86:69 nach beherztem Ballgewinn von Defensiv-Ass Karsten Tadda.

Der deutsche Basketball darf aufatmen. Europameisterschaft und Olympia bleiben auf dem Plan stehen. Es gibt indes viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Schließlich sollten der Gruppensieg und die EM-Qualifikation nichts als reine Formsache sein. Doch es gibt genügend vielversprechende Talente, auf die sich in den kommenden Jahren aufbauen lassen. Talente wie Dennis Schröder und Daniel Theis.

Schröder kam als Top-Scorer der Partie auf 24 Punkte, auch Robin Benzing (16), Maximilian Kleber (13) und Theis (10) trafen gegen die Österreicher zweistellig.

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