Hohenlimburg. Vor der nächsten Auflage des Fußball-Derbys zwischen Hohenlimburg 10 gegen Hagen 11 sprechen Bernd Preußner, Nils Langwald, Ditze Grauer und Christian Fohs im Interview über die Rivalität der beiden Stadtrivalen.

Der Höhepunkt der Hinrunde im Hagener Fußball steht an diesem Sonntag an: das Landesliga-Derby zwischen dem SV Hohenlimburg 1910 und der SpVg. Hagen 1911 (15.30 Uhr, Erich-Berlet-Stadion). Beim Redaktionsbesuch sprachen Bernd Preußner (2. Vorsitzender) und Nils Langwald (Trainer) von den Zehnern sowie Dietmar „Ditze“ Grauer (Teammanager) und Christian Fohs (Trainer) von den Elfern über Rivalität, Fans und Ziele.

Das Derby steht vor der Tür. Merken Sie das bei den Spielern im Training?

Nils Langwald: Von der Intensität und auch vom Feuer im Training merkt man einen Unterschied. Viele von uns haben ja eine Elfer-Vergangenheit. Ich war nicht dabei, aber es wurde mir berichtet, dass in den letzten Jahren die Spiele immer recht heiß umkämpft waren. Aber auch, weil wir nicht besonders gut gestartet sind, war bei uns jede Woche gut Feuer im Training.

Bernd Preußner: Allerdings möchte ich einwerfen, dass es nicht bei jedem Derby Theater gab. Theater gab es mal im Erich-Berlet-Stadion, aber letzte Saison waren beide Spiele eigentlich ziemlich ruhig.

Bernd Preußner (rechts) und Christian Fohs.
Bernd Preußner (rechts) und Christian Fohs. © WP | Elmar Redemann

Sie sagten nach dem Eklatspiel vor zwei Jahren, dass sie mit einigen Fans noch mal ein paar persönliche Worte reden müssten. Spielt das heute noch eine Rolle?

Preußner: Diese Fangruppe, die damals für Theater gesorgt hatte, die gibt es in dem Sinne eigentlich nicht mehr. Von denen kommen vielleicht zwei, drei noch ins Stadion, aber so als Gruppe – ich glaube damals waren sie an die 20 Leute – nicht mehr. Unsere Jungs fanden die Unterstützung ja teilweise auch schön. Die fuhren mit zu den Auswärtsspielen und machten da dann Stimmung. Aber was sich im besagten Derby abspielte, gehört sich nicht.

Herr Fohs, welche Bedeutung hat die Rivalität zwischen Zehnern und Elfern für Sie und Ihr Team?

Christian Fohs: Man muss natürlich aufpassen, dass man das Spiel jetzt nicht hochstilisiert. Bei diesem Derby stehen die Tore genauso weit auseinander wie sonst auch. Man spielt elf gegen elf und es gibt drei Punkte. Aber klar, ich wäre jetzt bescheuert, wenn ich sagen würde, das wäre kein besonderes Spiel für uns. Das spürt man. Ich sitze auch nicht jeden Donnerstag bei der WP (lacht). Wir haben aber auch noch Nachholbedarf, wenn man sich die letzten Spiele so anguckt.

Stichwort Nachholbedarf: Haben Sie das Gefühl, dass Hagen 11 in Hohenlimburg etwas gut zu machen hat? Aus den letzten vier Derbys haben die Elfer lediglich einen Punkt geholt.

Fohs: Speziell im letzten Spiel in der Rückrunde, wo wir noch Möglichkeiten nach oben hatten, haben wir Punkte liegen lassen. Das war ein wichtiges Spiel für uns, wo wir uns blutleer präsentiert haben. Das haben wir mit der Mannschaft aufgearbeitet und am Sonntag wollen wir ein anderes Bild abgeben.

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Herr Langwald, Sie haben ja einige Derbys damals als Torwart noch miterlebt. Wie haben Sie diese Duelle empfunden?

Langwald: Ich meine, das war damals eine Phase, in der die Elfer etwas länger in der Bezirksliga waren und zwischendurch auch mal aufgestiegen sind. Das waren aber zu den Zeitpunkten nicht unbedingt Duelle auf Augenhöhe, sondern da war Hohenlimburg krasser Favorit. Ich glaube, die Elfer hatten mal ein Jahr, wo sie ganz gut aufgestellt waren mit Amir Smajic, Özdemir, Blaut, Markowski und Matzkeit. Da wurde noch oben auf dem Ascheplatz gespielt. Ich erinnere mich auch an Spiele, da hatten die Elfer noch diese hässlichen orangenen Trikots (lacht). Da war Marco Polo noch Spieler bei Hagen 11.

Was haben Sie bei den Elfern für Stärken ausgemacht, auf die es besonders zu achten gilt?

Langwald: Sicherlich der gute Drang nach vorne, wo sie sehr viel Qualität haben. Tim Bodenröder, der hohe individuelle Klasse mitbringt. Kingsley Nweke, der in den letzten Jahren auch gezeigt hat, was er für Qualitäten hat. Hagen 11 ist von den Mannschaften, auf die wir uns in dieser Saison bislang vorbereitet haben, von der Qualität die beste. Deswegen ist das jetzt eine schöne Aufgabe.

Nils Langwald.
Nils Langwald. © WP | Elmar Redemann

Herr Fohs, was haben Sie bei den Zehnern als größte Stärken ausgemacht?

Fohs: Wenn ich die jetzt aufzählen will, wäre ich ja dumm (lacht). Was aber meiner Meinung nach oft den Ausschlag gegeben hat: Aufgrund der Identifikation mit dem Verein und aufgrund des Erfahrungsschatzes mancher Spieler waren die Zehner in diesen Derbys immer da. Wir hatten eine sehr junge, unerfahrene Truppe, die dann in den entscheidenden Momenten sich nicht zu wehren wusste. Ich glaube, dass wir da einen Schritt gemacht haben.

Wie ordnen Sie den Saisonstart ein?

Fohs: 11 aus 15 Punkten ist okay, auch wenn man sieht, dass wir Menden eigentlich 60 Minuten dominieren und trotzdem nicht siegen. In Schmallenberg spielen wir 1:1, aber da müssen andere Mannschaften erst mal gewinnen.

Herr Langwald, Ihr Start war etwas holprig. Wie schätzen Sie die Situation nach zuletzt zwei Siegen ein?

Langwald: Immer noch nicht zufriedenstellend. Es ist ärgerlich, wenn man sieht, dass deutlich mehr möglich gewesen wäre in den Spielen. Wir haben uns manchmal arg blöd angestellt.

Preußner: Allerdings hatten wir auch unsägliches Verletzungspech. Erst Ropiak, dann Höltke, beide Porrellos waren die ersten drei Spiele nicht dabei…

Langwald: Trotzdem hätten wir mindestens sieben Punkte aus den ersten drei Spielen haben müssen, das war sehr bitter.

Wo wollen Sie am Ende der Saison stehen?

Dietmar Grauer: Wir haben gar kein Ziel ausgegeben. Wir haben schon mal bei den Jungs gefragt, wo sie hinwollen. Aber da hat keiner gesagt: Wir wollen aufsteigen. Es gibt nur einen Platz, der hochgeht, vielleicht zwei. Das Problem ist, dass die Liga für uns jetzt neu ist, zuletzt waren wir ja in der Ruhrgebiets-Staffel. Jetzt fährst du manchmal zwei Stunden, und weißt nicht, was da kommt. Sind die Jungs nach zwei Stunden müde? Das ist ein Faktor. Wir wollen uns oben festfressen, das ist schon das Ziel. Deshalb wollen wir am Sonntag auch das Derby gewinnen.

Ditze Grauer.
Ditze Grauer. © WP | Elmar Redemann

Und wenn Hagen 11 am Ende der Saison oben steht?

Grauer: Dann hätten wir nichts dagegen.

Haben Sie denn mittelfristig das Ziel ausgerufen, vielleicht mal wieder in die Westfalenliga aufzusteigen?

Fohs: Wenn man sieht, was wir an Manpower haben – ein Neuner-Funktionsteam, das sogar zwei Ligen höher kaum ein Verein hat. Und wenn man sieht, was wir für ein Potenzial rundherum haben: neues Vereinsheim, zweiter Kunstrasenplatz. Aber wir haben im Umkreis genügend Vereine gesehen, die sich aus dem Fenster gelehnt und gesagt haben „Wir spielen in vier Jahren Regionalliga’“. So einen Schwachsinn werden wir natürlich nicht formulieren. Aber dass Hagen einen Verein braucht, der vielleicht ein, zwei Ligen höher spielt, da sind wir uns doch alle einig.

Herr Langwald, welches Saisonziel haben die Zehner?

Langwald: Intern haben wir für uns als Mannschaft ein Ziel festgelegt, aber das bleibt intern. Was wir aber sagen können: Wir wollen natürlich nicht schlechter abschneiden als letztes Jahr.

Preußner: Man muss dazu sagen, dass wir in diesem Jahr einen Umbruch haben. Ich glaube, unsere Mannschaft hat ein Durchschnittsalter von 24 Jahren. Da fehlt in vielen Fällen die Erfahrung. Aber das kann man einem jungen Menschen nicht vorwerfen, der da noch in der letzten Saison in der A-Jugend gespielt hat. Klar ist unser Ziel, irgendwann wieder aufzusteigen. Aber ob wir das diese Saison schaffen oder nächste Saison – da macht keiner Druck. Unser größtes Handicap war einfach der Abstieg vor zwei Jahren aus der Westfalenliga, der völlig unnötig war. Da hätten wir uns eher vom Trainer (Michael Erzen; d. Red.) trennen müssen. Das war damals ein Fehler, den sehe ich jetzt ein.

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