Hagen. Der Hagener Nachwuchsreiter Jeremy Hein hat in Münster Gold geholt. Und das zum zweiten Mal in Folge und vier Jahre nach seinem Horror-Unfall.

Er hat es wieder getan: Das Hagener Talent im Springreiten, Jeremy Hein, hat am Wochenende seinen Titel im Pony-Nachwuchschampionat, das im Rahmen der Westfälischen Meisterschaften in Münster am vergangenen Wochenende ausgetragen wurde, verteidigt - und damit im zweiten Jahr in Folge in dieser Disziplin den ersten Platz belegt.

41 Punkte und eine Note von 8,7 (1. Wertung) und 8,5 (2. Wertung) reichten am Ende für die Goldmedaille, obwohl es offenbar lange Zeit nicht gerade nach einem Triumph aussah: Denn nach der Vorrunde musste Jeremy Hein gegen fünf Konkurrenten im Stechen ran: „Das lief dann nicht so glücklich, weil ich zwei Fehler gemacht habe“, sagt Hein.

Stecher und Steher sorgen für einen Dämpfer

Konkret sorgten im Stechen ein „Abwurf“ (das bedeutet, dass der Sprung nicht korrekt ausgeführt wird und die oberste Hindernisstange herunterfällt) und ein „Steher“ für einen Dämpfer: „Das geht aber auf mein Konto. Beim Steher habe ich meinem Pferd zu viel zugemutet“, sagt das heimische Nachwuchstalent selbstkritisch.

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Am Ende gab es für ihn aber trotzdem Grund zum Jubeln. Trotz der Fehler landete er ganz oben auf dem Treppchen und holte die Goldmedaille: „Erst habe ich gedacht, dass ich durch die Fehler raus bin, aber die Leistung in der Vorrunde hat dann doch gereicht“, erzählt der 13-Jährige.

Nachwuchsreiter hat die nächsten Ziele ins Auge gefasst

Schon wieder Gold bei den Westfälischen Meisterschaften in Münster: Jeremy Hein bei der Siegerehrung.
Schon wieder Gold bei den Westfälischen Meisterschaften in Münster: Jeremy Hein bei der Siegerehrung. © Privat

Nach dem Stechen sei er im Glauben an ein schlechteres Resultat aber entsprechend enttäuscht gewesen. „Ich habe selbst schon gar nicht mehr mit dem Sieg gerechnet, aber am Ende war es dann umso glücklicher. Der Moment, als es verkündet wurde, war dann natürlich Gänsehaut pur“.

Und der ambitionierte Reiter hat bereits die nächsten Ziele im Blick: Für dieses Jahr ist noch eine Teilnahme beim Bundeschampionat in Warendorf geplant. Nächstes Jahr will er in der nächsthöheren Stufe, bei den NRW-weiten Pony-Landesmeisterschaft an den Start gehen.

Immer mehr Follower auf Instagram

„Ich hätte dieses Jahr auch gerne die große Tour bei den Westfälischen Meisterschaften gemacht, ich hätte aber einige meiner Pferde überrumpelt, denke ich. Gerade für Nemo war das etwas besser, dass wir gewartet haben“, sagt Hein, der offenbar auch in Sozialen Netzwerken erfolgreicher wird und inzwischen etwa mehr als 93.000 Abonnenten auf Instagram erreicht. Auf seinem Kanal postet er regelmäßig Bilder und kurze Videoclips über seine sportlichen Aktivitäten, zuletzt auch über seinen Erfolg bei den Westfälischen Meisterschaften.

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Für die sogenannte M-Tour, so erläutert Jeremy Hein, hätte er allerdings einen großen Wassergraben passieren müssen: „Ich weiß nicht, ob Nemo das jetzt schon packen würde, weil er bei sowas manchmal noch etwas ängstlich ist“, so Hein, der aktuell sechs Pferde hat, davon drei Ponys und drei Großpferde.

Wertung 2022 war Balsam für die Seele

Nun sicherte er sich das zweite Mal in Folge die Goldmedaille beim anspruchsvollen Wettbewerb: Bei seinem ersten Gewinn 2022 gab es für ihn eine besonders schöne Überraschung, als der Punktrichter die Begründung für die Note 8,7 - und zwar in beiden Wertungsläufen - verkündete: Imponierend sei Jeremys Schenkellage gewesen, sein Fundament stets gut gefestigt. Seine Verwunderung über die Bewertung hatte einen Grund: Für den 12-Jährigen, dessen Beine vor vier Jahren bei einem Unfall zertrümmert worden waren, fühlte sich das wie ein Ritterschlag an.

Es war das erste Mal, dass der Hagener Reiter vom Landwirtschaftlichen RV Kalthof so sehr für seine gute Schenkellage gelobt wurde. Seit seinem Horrorunfall im Jahr 2019 – Jeremy war damals erst neun Jahre alt – wurde seine Beinhaltung im Stilspringen fast immer bemängelt.

Diese Zeiten hat er aber inzwischen hinter sich gelassen, wie es scheint. Sein erneuter Erfolg spricht jedenfalls für sich.