Hagen. Beim Reitverein Tücking findet am Wochenende die Kreismeisterschaft der Vielseitigkeit statt. Was das Besondere daran ist:
Voller Konzentration bewegen sich Pferd und Reiterin durch den Sand, Runde für Runde. Auch vor dem letzten Hindernis springt Conquento ab und landet weich im Sand des Reitvereins Tücking.
Luise Schnepper (12) lobt ihr Pferd, dass sie auch sicher über den letzten Sprung gebracht hat. Mit fünf oder sechs Jahren ist sie ihr erstes Turnier geritten, ganz genau weiß sie es nicht mehr. Zu viele Dressur- und Springprüfungen hat sie seitdem absolviert.
Turnier beim Reitverein Tücking
Am kommenden Samstag wird sie erstmals in der Vielseitigkeit antreten. Der Reitverein Tücking richtet dann die Kreismeisterschaften des Kreisreiterverbands Ennepe-Ruhr-Hagen aus. Lange Zeit wurde das Vielseitigkeitsturnier auf dem Brunnenhof in Ennepetal ausgetragen. Doch da die Anlage jüngst verkauft wurde und der Verein momentan dabei ist, sich neu zu finden, wurde nach einer Alternative gesucht, um die Veranstaltung nicht ausfallen zu lassen.
Dafür stark gemacht hat sich Jochen Münz (52) in seiner Funktion als 2. Vorsitzender des Kreisreiterverbandes, in dem 48 Vereine und Betriebe zusammengeschlossen sind. Pferdewirtschaftsmeister Münz, der selbst den Maybrechthof in Hagen besitzt, gehört auch zu den Wenigen, die in der näheren Umgebung Lehrgänge in der Vielseitigkeit anbieten. Umso mehr war es ihm ein Anliegen, das Einsteiger-Vielseitigkeitsturnier mit Kreismeisterschaft auf die Anlage des Reitvereins Tücking zu bringen.
Gute Ausbildung
Wenn er von der Vielseitigkeit, die sich aus den drei Disziplinen Dressur, Springreiten und Geländesprüngen zusammensetzt, spricht, leuchten seine Augen vor Begeisterung: „Von der Ausbildung her ist das natürlich super, wenn man das passende Pferd und das Talent dazu hat.“
Das passende Pferd war im Fall von Luise Schnepper Familiensache: Von ihrem älteren Bruder übernahm sie den 16-jährigen Conquento, der zuvor schon in einigen Vielseitigkeitsprüfungen an den Start ging.
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In den Sommerferien entdeckte dann auch Luise ihr Interesse an Vielseitigkeit, auch wenn noch etwas Respekt da ist: „Es ist schon etwas anderes als das Springen über Stangen. Und die Pferde brauchen auch mehr Grundtempo für die weiten Strecken. Da muss man sich schon manchmal etwas überwinden und die ganze Zeit konzentriert bleiben.“
Nicht wasserscheu sein
Und auch wasserscheu dürfen die Pferde nicht sein. „Auch das erlebt man auf Lehrgängen immer wieder“, weiß Cordula Böhmer. Die 58-Jährige dachte eigentlich, dass sie mit den Geländesprüngen abgeschlossen hätte. Doch ihr Pferd Rabenkönig belehrte sie eines Besseren: „Der will doch lieber Springen, als Dressur.“
Und so fing sie in diesem Jahr wieder an mit der Vielseitigkeit. Doch was ist der Reiz? „Es ist viel abwechslungsreicher durch die Naturhindernisse. Da springt man halt auch mal über Hindernisse, die auch im Wald rumliegen, wie einen Baumstamm oder dergleichen.“
Ein ganz anderer Schlag
Und noch etwas gefällt Cordula Böhmer besonders gut: „Vielseitigkeitsreiter sind einfach auch ein ganz anderer Schlag als die normalen Turnierreiter.“ Für das Turnier am Samstag hat sie sich nur ein Ziel gesetzt: „Ich möchte ins Ziel kommen!“ Große Ambitionen, wie sie jüngere Reiterinnen und Reiter mitbringen, hat Cordula Böhmer nicht mehr: „Ich gehe da wirklich nur mit Spaß dran.“
Obwohl sie schon ihr halbes Leben im Turniersport unterwegs ist, ist Luise Schnepper dennoch vor jedem Start nervös. Doch das stört die Zwölfjährige nicht, im Gegenteil: „Bin immer aufgeregt. Und ein wenig Aufregung ist auch wichtig, wenn man nicht aufgeregt ist, kommt auch nicht die Konzentration zustande, die man in der Prüfung braucht. Einmal hatte ich das, da war das ein Hofturnier, da war ich gar nicht aufgeregt, und dann lief es auch nicht gut.“