Ulm/Herdecke. Schnell wie nie mit 37 und auf Rekordkurs. Das gilt nicht nur für Marathon-Weltrekordler Eliud Kipchoge:
Mit Eliud Kipchoge hat Natascha Mommers das Alter gemein - und die Vorliebe für den Langstreckenlauf. Und beide 37-Jährige - der Marathon-Weltstar aus Kenia wie die frühere Hobbyläuferin aus Herdecke - steigerten am Wochenende ihre Bestzeiten auf Rekordniveau. Was sie unterscheidet: Während Kipchoge, der in Berlin seinen eigenen Marathon-Weltrekord um 30 Sekunden auf 2:01:09 Stunden verbesserte, schon vor zwei Jahrzehnten und vor seinen beiden Olympiasiegen Junioren-Weltmeister war, ist Natascha Mommers Spät-Einsteigerin. Erst seit einem Jahr startet die Herdeckerin bei offiziellen Wettkämpfen, jetzt hat sie bei den deutschen Meisterschaften im Halbmarathon in Ulm ihre erste Medaille bei den Frauen gewonnen. Und den 23 Jahre alten Kreisrekord deutlich unterboten. Im Zieleinlauf ließ sie ihren Emotionen freien Lauf: „Ich war so happy, als ob ich Olympia gewonnen hätte.“
Erst zu ihrem 37. Geburtstag vor knapp einem Jahr hat sich Natascha Mommers einen Startpass des Deutschen Leichtathletik-Verbandes besorgt. Und diesen in den letzten zwölf Monaten nun mit immer größerem Erfolg genutzt. Mit Gesamtrang sieben (und dem W35-Titel) bei der DM im 10-km-Straßenlauf in Uelzen rannte die Herdeckerin direkt in die nationale Frauen-Spitze, nach dem NRW-Titel auf der gleichen Strecke im Frühjahr ging es vor Wochenfrist in Saarbrücken erneut über die zehn Kilometer noch weiter vor auf Platz vier. Die (vorläufige) Krönung eines erstaunlichen Premieren-Jahres aber lieferte die Noch-37-Jährige nun auf der doppelt so langen Strecke ab.
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Deutsche Meisterin in der W35
Denn auch bei den nationalen Titelkämpfen im Halbmarathon in Ulm ordnete sich die Läuferin des TSV Herdecke direkt ganz vorne ein. Obwohl sie eigentlich gar nicht starten wollte. „Am Montag nach der DM in Saarbrücken haben meine Muskeln noch gesagt, es geht gar nicht“, sagt sie, „jetzt bin ich aber sehr froh, dass ich es doch versucht habe.“ Samstags fuhr sie kurzentschlossen die sechs Stunden in die schwäbische Metropole, tags darauf lief sie an der Donau entlang und durch die Ulmer Altstadt in 1:13,24 Stunden direkt zur Bronzemedaille. Ihrer ersten in der Frauenwertung, nur Siegerin Laura Hottenrott aus Kassel (30, 1:12,35) und die junge Berlinerin Bianka Dörfel (20, 1:13:03) waren schneller. Deutsche Meisterin in der W35 wurde sie ganz souverän, die zweitplatzierte Katharina Schäfers (TuS Deuz) kam mehr als zehn Minuten später ins Ziel im Donaustadion.Also etwa in der Zeit, in der Natascha Mommers ihren letzten Halbmarathon bestritten hatte. Vor fünf Jahren war das, am 3. Oktober 2017 gewann sie in 1:24,05 Stunden den Phoenixsee-Lauf in Dortmund. Es war ihr allererster Sieg, nachdem die damals 32-Jährige – bis dahin nur im Fitnessstudio aktiv – erst zu Jahresbeginn mit dem Laufen angefangen hatte. Nur fünf Jahre später zählt die Spätstarterin zur deutschen Langlauf-Elite, auch wenn sie von den Konkurrentinnen auf der Strecke niemanden wirklich kennt.
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Und will mit Verbesserungen bei Trainingssteuerung und Verpflegung künftig nicht nur ihre Zeiten über 5, 10 und 21 km weiter steigern, sondern visiert 2023 auch ihren ersten Marathon an. Natürlich nicht etwa, um nur dabei zu sein. „Mein ganz großer Traum wäre es, die Olympia-Norm im Marathon zu schaffen“, sagt sie - und ist überzeugt: „Wenn ich verletzungsfrei bleibe, könnte das zu schaffen sein.“ Bei 2:29,30 Stunden lag diese Marke für Tokio 2021, dazu müsste die Herdeckerin etwa im Tempo ihres Halbmarathons die seit Jahren von Eliud Kipchoge dominierte Distanz durchlaufen.
Bei Herdecker Citylauf dabei
Zuvor allerdings verabschiedet sich Natascha Mommers in den Herbstferien-Urlaub und die Laufpause. Lediglich beim Herdecker Nikolauslauf Anfang Dezember will sie „aus Spaß“ eventuell starten. „Das ist meine Heimatstrecke“, sagt sie, „und ich mag es, im familiären Umfeld zu starten.“ Dass die 37-Jährige die letzte Austragung vor drei Jahren an der Ruhr gewonnen hat, bedarf da wohl kaum einer Erwähnung.